03 - Sinnliche Versuchung
Wegelagerer entstanden - wie war noch sein
Name?«
»Die Elster.«
»Ja, ja. Die
Elster. Dass sie Ihre Gelder geraubt hätte. Aber ein Mann in Ihrer Position ...
wie sind Sie zu Ihrem Reichtum gekommen? Doch nicht auf legale Weise?«
»Ausgezeichnet Madame.«
»Wie dann?«
Ein Lächeln
kräuselte seine Lippen. »Da Sie darauf bestehen, Madame, erlauben Sie,
dass ich es Ihnen zeige.« Er öffnete die Schreibtischschublade und legte vor
ihr zwei Banknoten auf den Tisch.
»Schauen Sie genau
hin, Madame. Bitte ganz genau.«
Das Gesicht
erhellte sich. Sie hatte begriffen. Sie atmete tief ein. »Wollen Sie damit
sagen ...«
»Genau das. Eine
beinah fehlerlose Ausführung, finden Sie nicht? Ich meine, nur ein Angestellter
der Bank von England würde den Unterschied erkennen. Ich beliefere einen Mann
mit diesen Scheinen, der dann das Falschgeld in ganz England in Umlauf bringt.
Natürlich ziehe ich es wie Francois vor, in Gold bezahlt zu werden. Aber, wie
dem so ist, herrscht auch hier das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Keine
Produktion, kein Gewinn. Wenn meine Kontakte keine Lieferung von mir
erhalten, mache ich keinen Profit. Und die Elster erschwert dies. Ich schlage
also vor, dass Sie sich etwas einfallen lassen, um Francois zu besänftigen, Madame, denn mit Ihnen bin ich noch nicht im Reinen. Es gibt einige, die es
interessieren würde, dass der verstorbene Armand nicht Ihr einziger Gatte war
...« Er ieß ein krächzendes Lachen hören, »... und auch nicht ihr erster.«
Sie blitzte ihn an.
»Ich mag vielleicht in Ihrer Schuld stehen«, gab sie zurück, »aber das muss mir
nicht gefallen.«
Roxbury lachte
leise. »Zügeln Sie Ihr Temperament, Madame. Aber Sie wissen doch, ich
bin ein vernünftiger Mensch. Was würde Sie glücklich machen?«
»Nach Paris
zurückzukehren!«
»Alles zu seiner
Zeit, Madame. Trotzdem würde ich gerne wissen, was Ihnen so sehr
missfällt.«
»London hängt mir
zum Halse heraus. Und England. Und die Gesellschaft meiner Zofe!«
»Schmollen Sie
nicht, Madame. Es steht Ihnen nicht. Womit könnte ich Ihnen eine Freude
bereiten? Was würde Sie amüsieren? Ein Abend im Theater?« Er zündete sich eine
Zigarre an, lehnte sich zurück und blickte sie durch eine Rauchwolke an. »Ja,
das sehe ich Ihnen an. Wir sind uns ähnlich, Sie und ich. Wir beide wissen, wie
wir das bekommen, was wir wollen, finden Sie nicht auch?«
Siebzehntes Kapitel
Trotz alledem
hoffte Julianna, dass Dane am nächsten Morgen vor ihrer Tür stehen würde. Das
war leider nicht der Fall, und als sie im Laufe des Tages im Hyde Park
spazieren ging, wusste sie warum.
Lord und Lady
Harrison unterbrachen Juliannas Rundgang, die stehen geblieben war, um die
gelben Bänder ihres Häubchens fester zu binden. »Sie sollten nicht allein
unterwegs sein, Mylady.«
»Ich gehe oft
allein spazieren, Lord Harrison«, entgegnete Julianna freundlich.
»Ah, aber die
Elster wurde vergangene Nacht in der Nähe der Stadt gesehen. Ich glaube, der
Schurke wird von Tag zu Tag frecher.«
Juliannas Herz
machte einen Sprung.
»So gefährlich ist
er nun auch wieder nicht«, protestierte Eugenia, Lord Harrisons Frau.
Lord Harrison warf
ihr einen erstaunten Blick zu. »Und woher willst du das wissen?«
Eugenia, die eine
große Klatschtante war, schlug die Hände zusammen und sagte mit glänzenden
Augen:»Ich habe gehört, dass er sehr ...« Ihr schien plötzlich einzufallen,
dass sie mit ihrem Mann sprach.
»Gut aussieht?«,
ergänzte ihr Mann.
Eugenia biss sich
auf die Lippen. »Nun, ja.«
Ein bittersüßer
Schmerz durchfuhr Julianna, als sie dem in Gedanken zustimmte. Ja, er sieht
gut aus.
Lord Harrison
grollte. »Nun, gutaussehend oder nicht, es ist nur eine Frage der Zeit, bis man
seiner habhaft wird. Der Kutscher hatte eine Pistole im Umhang versteckt, und
als die Elster gestern Nacht nach dem Überfall das Weite suchte, hätte er ihm
um ein Haar ein Loch in den Kopf geschossen.«
Juliannas Herz
klopfte wild, während sie stocksteif dastand. Zorn und Angst kämpften in ihrer
Brust. Dane führte ein gefährliches Leben. Wie konnte er nur so leichtsinnig
sein!
Sie verstand es
nicht. Und würde es wahrscheinlich nie verstehen.
Sie zitterte am
ganzen Leib, als Lord und Lady Harrison sich verabschiedeten und weiterritten.
Auf dem Ball der
Farthingales, bei dem ihr Dane begegnet war, hatte ihre Freundin Caroline und
deren Mann sie für heute Abend ins Theater eingeladen, und sie hatte zugesagt
Wenn sie ehrlich war, musste sie
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