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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Glaubensgenossen, wie auch Ultan, der Erzbischof von Armagh, sie als heidnisch verurteilten, weil sie noch von den Druiden stammte. Sogar der heilige Patrick selbst, ein Brite, der vor zweihundert Jahren eine hervorragende Rolle bei der Einführung des Glaubens in den fünf Königreichen gespielt hatte, verbot einige der meditativen Künste ausdrücklich. Die dercad jedoch wurde zwar mit Mißtrauen betrachtet, war aber noch nicht verboten. Sie war ein Mittel, den Wirbel der Gedanken in einem verstörten Gemüt zu beruhigen.
    Beinahe ohne es wahrzunehmen, erreichte Fidelma die Burg der Könige von Muman.
    Am Fuße des Kalksteinblocks war im Schatten der Burg im Laufe der Jahrhunderte ein großer Marktflecken entstanden. Es war erheblich dunkler geworden, denn das Gewitter hielt unvermindert an. Fidelma erreichte den Eingang zur Stadt und ritt durch die engen Straßen weiter. Der durchdringende Geruch von Torffeuern drang ihr in die Nase, und sie sah viele flackernde Laternen. Plötzlich trat ein hochgewachsener Krieger aus dem dunklen Schatten; einen Speer locker, doch kampfbereit in der Schildhand, hob er mit der anderen eine Laterne hoch und rief sie an.
    »Wer bist du und was hast du hier in Cashel zu tun?«
    Schwester Fidelma zügelte ihr Pferd.
    »Ich bin Fidelma von Kildare«, antwortete sie laut, um im Brausen des Sturms gehört zu werden. Dann berichtigte sie sich: »Ich bin Fidelma, die Schwester Colgús.«
    Der Krieger stieß einen leisen Pfiff aus und nahm Haltung an.
    »Reite in Sicherheit weiter, Lady. Wir haben Auftrag, dich zu erwarten.«
    Er zog sich in den Schatten zurück und nahm seinen unbequemen Dienst als Wächter vor den Gefahren der Nacht wieder auf.
    Fidelma lenkte ihr Pferd durch die dunklen, engen Straßen der Stadt. Gelegentlich hörte sie Gelächter und lebhafte Musik aus den Häusern, an denen sie vorbeiritt. Sie überquerte den Marktplatz und schlug den Pfad ein, der sich zum Gipfel des Felsens emporwand. Er war seit undenklichen Zeiten bewohnt. Fidelmas Vorfahren, die Eóganachta, die Söhne Eóg hans, hatten sich vor mehr als dreihundert Jahren dort niedergelassen, als sie die Königswürde von Muman für sich beanspruchten, und den Felsen zu ihrem politischen und später auch kirchlichen Zentrum gemacht.
    Fidelma kannte hier jeden Schritt, denn ihr Vater, Failbe Fland, war einst König von Cashel gewesen.
    »Nicht weiter!« kreischte eine dünne, schrille Stimme und riß Fidelma aus ihren Gedanken.
    Sie parierte ihr Pferd scharf und starrte überrascht auf die formlose Gestalt hinab, die vor den Hufen aufgesprungen war. Nur die Stimme verriet Fidelma, daß dieses Bündel von Fellen und Lumpen eine Frau war. Sie stand gebeugt und vom Regen durchnäßt da und lehnte sich schwer auf einen Stock. Fidelma musterte sie durchdringend, konnte aber ihre Gesichtszüge nicht erkennen. Alt war sie offensichtlich, alles andere aber war schwer auszumachen, nur im Licht der Blitze war weißes Haar zu sehen, das der Regen ihr ins Gesicht klebte.
    »Wer bist du?« fragte Fidelma.
    »Das tut nichts zur Sache. Reite nicht weiter, wenn dir dein Leben lieb ist!«
    Fidelma hob eine Augenbraue vor Verblüffung über diese Antwort.
    »Womit drohst du mir, Alte?« sagte sie schroff.
    »Ich drohe dir nicht, Lady«, kicherte das alte Weib. »Ich warne dich bloß. In dem düsteren Palast da oben hat sich der Tod eingenistet. Der Tod ereilt alle, die da reingehen. Verlaß diesen elenden Ort, wenn dir dein Leben lieb ist!«
    Ein plötzlicher Blitz und rollender Donner lenkten Fidelma für einen Moment ab, denn sie mußte ihr unruhiges Pferd zügeln. Als sie sich wieder umwandte, war die Alte verschwunden. Fidelma preßte die Lippen zusammen und zuckte die Achseln. Dann lenkte sie ihr Pferd den Pfad entlang zum Tor des Palasts der Könige von Muman. Noch zweimal wurde sie von Wachen angerufen, und auf ihre Antwort hin gaben die Krieger respektvoll den Weg frei.
    Ein Stallbursche lief herbei und nahm ihr das Pferd ab, nachdem sie schließlich in dem steingepflasterten Hof abgestiegen war. Ihn erleuchteten schimmernde Laternen, deren Licht im Winde geheimnisvoll tanzte. Fidelma strich noch rasch dem Pferd über die Nüstern und ergriff ihre Satteltasche, dann eilte sie der Haupttür des Gebäudes zu. Sie öffnete sich vor ihr, noch bevor sie anklopfen konnte.
    Sie betrat eine weite Halle, die von einem lodernden Feuer im Mittelkamin erwärmt wurde, der fast so groß war wie ein kleines Zimmer. In der Halle befanden

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