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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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länger geworden, während er sich die Kompliziertheit der Lage vergegenwärtigte.
    »Es scheint aber so, als seist du der Lösung des Rätsels um Dacáns Tod nicht viel näher gekommen. Und die Zeit arbeitet nicht für uns, Kusine.«
    »Das weiß ich sehr gut, Brocc«, antwortete Fidelma leise.
    »Nun, denke daran, daß ich nach dem Gesetz in letzter Konsequenz für den Tod Dacáns verantwortlich gemacht werde. Ich kann es mir nicht leisten, die Entschädigung oder die Strafe zu zahlen.«
    »Mach dir keine Sorgen, Brocc«, versicherte ihm Fidelma. »Laigin ist nicht an dir oder an den sieben cumals Geldstrafe interessiert. Ihnen geht es um den Sühnepreis, und sie haben das Land Osraige im Auge. Sie wären mit nichts anderem zufriedenzustellen.«
    »Trotzdem liegt ihr Kriegsschiff immer noch da draußen.« Brocc wies aus dem Fenster auf die Bucht.
    »Nach dem Gesetz kannst du Laigin dieses Recht nicht streitig machen«, erwiderte Fidelma. »Das Schiff wird nichts unternehmen. Es soll dich nur an deine Verantwortlichkeit als Abt an der Spitze der Gemeinschaft erinnern, in der Dacán den Tod fand.«
    Es klopfte an der Tür, und auf Broccs Aufforderung hin trat Cass ein.
    Fidelma sah ihm an, daß er Grella nicht gefunden hatte.
    »Nichts«, bestätigte er. »Keine Spur von Schwester Grella. Der Kapitän war wütend, aber er hat mich nicht daran gehindert, das Schiff zu durchsuchen, bis hinunter in den stinkenden Laderaum. Ich gebe dir mein Ehrenwort, daß sie nicht an Bord ist.«
    Fidelma spürte, wie sich ihr eine schwere Last auf die Schultern legte.
    Sie erhob sich und trat wieder ans Fenster.
    Die Segel des fränkischen Handelsschiffs wurden gesetzt. Sie hörte, wie die Leinwand klatschte und sich mit der morgendlichen Landbrise füllte; sie hörte, wie die Befehlsrufe sich mit den Schreien der Möwen mischten, die das behäbig in Fahrt kommende Schiff umkreisten.
    »Wieder eine geschlossene Mauer«, sagte sie fast unhörbar. »Aber irgendwo ist eine Tür. Irgendwo«, setzte sie heftig hinzu.
    »Welchen Weg willst du nun verfolgen, Kusine?« fragte der Abt besorgt.
    Fidelma wollte sich schon vom Fenster abwenden, als ihr Blick auf eine barc fiel, die unter vollen Segeln in die Bucht einlief und um das schwerfällige Handelsschiff herumkurvte wie ein Delphin. Ein Gedanke schoß ihr durch den Kopf, und sie fragte sich, warum sie nicht eher darauf gekommen war. Sofort faßte sie einen Entschluß.
    »Ich werde die Abtei für eine Weile verlassen, Brocc«, erklärte sie.
    »Wohin willst du?« fragte Brocc verblüfft.
    »Ich brauche eine gute, schnelle barc «, erwiderte Fidelma, ohne seine Frage zu beantworten. »Wo kann ich eine mieten?«
    »Die schnellste barc hier an der Küste gehört einem Seemann namens Ross«, antwortete Brocc, ohne überlegen zu müssen. »Aber er weiß das, und dementsprechend sind seine Preise. Sein Schiff ist dort unten. Jeder Fischer zeigt dir, wo es liegt.«
    »Ausgezeichnet. Es gibt ein paar Gegenstände, die ich dir zur Aufbewahrung hierlassen möchte. Sie stellen Beweismittel dar, und ich kann es nicht riskieren, sie mit auf die Reise zu nehmen.«
    Brocc wies auf eine große Eichentruhe an der anderen Seite seines Zimmers.
    »Sie hat zwei Schlösser«, versicherte er ihr, »und ist ganz sicher. Ich hebe immer die Wertsachen der Abtei darin auf.«
    Fidelma nahm ihr marsupium , das sie in letzter Zeit immer bei sich trug, von der Schulter und legte es auf den Tisch. Wortlos langte der Abt unter den Tisch, holte ein Bund Schlüssel hervor, das dort wohl an einem geheimen Haken hing, ging zur Truhe und öffnete sie. Er winkte Fidelma, sie solle ihr marsupium bringen, und verstaute es darin. Sie sah ihm zu, wie er die Truhe wieder schloß und die Schlüssel anhing.
    »Sollte Schwester Grella auftauchen, dann möchte ich, daß sie unter Bewachung gestellt wird, bis ich zurückkomme. Ist das klar?« fragte sie Brocc.
    Der Abt nickte.
    »Komm, wir suchen uns diesen Ross und handeln mit ihm einen Preis für unsere Fahrt aus«, wandte sich Fidelma an Cass.
    »Aber wo fahrt ihr hin? Wie lange bleibt ihr fort? Wenn ich Schwester Grella verhaften soll, muß ich doch wenigstens eine Vorstellung davon haben.« Brocc wirkte total verunsichert.
    Fidelma blieb an der Tür stehen, und wieder tat ihr ihr Vetter leid, so zerknirscht, wie er war.
    »Es ist besser, niemand weiß, wohin wir reisen, bis wir zurück sind. Wenn du Schwester Grella inzwischen zu fassen bekommst, erkläre ihr einfach, sie sei

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