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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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entlang dem Fluß Feoir. Vor Jahrhunderten, als die Könige von Muman als Großkönige über alle fünf Königreiche von Éireann herrschten, unterstand Osraige der Schutzherrschaft der Könige von Laigin. Als Edirsceál von Muman Großkönig wurde, beschlossen die Männer von Laigin, ihn umzubringen, damit Nuada Necht von Laigin seinen Platz einnehme. Der König wurde ermordet, doch die Täter wurden entdeckt. Der Sohn von Edirsceál, Conaire Mór, wurde später Großkönig, und er und seine Brehons berieten, welchen Sühnepreis das Königreich Laigin als Entschädigung für diese Schandtat an Muman zahlen sollte. Es wurde beschlossen, daß Laigin das Königreich Osraige abzutreten habe. Von da an gehörte Osraige zum Königreich Muman, und seine Kleinkönige entrichteten ihren Tribut in Cashel und nicht mehr in Fearna, der Hauptstadt von Laigin.
    Immer mal wieder protestierten die Könige von Laigin beim Großkönig und forderten die Rückgabe von Osraige. Doch sechs Jahrhunderte waren vergangen seit den Tagen von Conaire Mór, als Osraige an Muman fiel. Jeder Protest war von der Großen Ratsversammlung der Brehons von Éireann abgelehnt worden, die alle drei Jahre im Königspalast in Tara zusammentrat. Strafe und Entschädigung waren als gerecht bestätigt worden.
    Fidelma richtete den Blick wieder auf das besorgte Gesicht ihres Bruders.
    »Aber wenn Fianamail auch ein junger und unerfahrener König ist, wird er doch wohl nicht daran denken, Osraige mit Gewalt zurückzuholen?«
    Ihr Bruder machte eine bejahende Geste.
    »Nicht mit Gewalt allein, Fidelma«, sagte er. »Kennst du die innenpolitische Lage in Osraige?«
    Fidelma wußte wenig von diesem Königreich und gab es auch zu.
    »Aus Gründen, die jetzt zu umständlich zu erklären wären, wurden vor fast zweihundert Jahren die angestammten Könige von Osraige durch eine Familie aus dem Clan der Corco Loígde im Südwesten des Königreichs abgelöst. Seitdem hat es in Osraige ständig Unruhen gegeben. Die Corco Loígde sind nicht populär. Ab und zu gab es Aufstände in Osraige, um sie zu stürzen. Vor weniger als einem Jahr wurde Illan, der letzte Nachkomme der angestammten Könige von Osraige mit Anspruch auf den Königstitel, von dem gegenwärtigen König Scandlán umgebracht. Natürlich gehört Scandlán der herrschenden Familie der Corco Loígde an.«
    Colgú hielt einen Moment inne und ordnete seine Gedanken, ehe er fortfuhr.
    »Es heißt, Illan habe einen Erben. Gerüchte besagen, dieser Erbe, wenn es ihn denn gibt, würde sich gern mit Laigin einigen, wenn Laigin verspricht, ihm bei der Absetzung der Corco Loígde als Könige zu helfen.«
    »Das würde Krieg zwischen Laigin und Muman bedeuten; Laigin müßte Osraige mit Gewalt zurückholen«, erklärte Fidelma.
    Ihr Bruder beugte sich mit unglücklicher Miene vor.
    »Doch wenn nun eine Tat geschehen wäre, die genau der ähnelt, für die Laigin seinerzeit Osraige abtreten mußte?«
    Fidelma richtete sich auf, und ihre Muskeln spannten sich. Colgú blickte düster drein.
    »Du hast bestätigt, daß du weißt, welches Ansehen der Ehrwürdige Dacán von Laigin bei vielen Menschen genießt. Er war ein frommer und verehrter Mann. Und du hast bestätigt, daß du weißt, daß sein Bruder, Noé von Fearna, sowohl von seinem König Fianamail als auch vom Volk der fünf Königreiche ähnlich hoch geschätzt wird.«
    Fidelma bemerkte, daß Colgú die Vergangenheitsform benutzte, schwieg aber.
    »Vor zwei Monaten«, fuhr Colgú mit Besorgnis in der Stimme fort, »kam der Ehrwürdige Dacán nach Cashel und bat den König, hier arbeiten zu dürfen. Dacán hatte von der Arbeit gehört, die in der Abtei des heiligen Fachtna in Ros Ailithir geleistet wird, und wollte sich der Gemeinschaft dort anschließen. Natürlich hieß König Cathal einen so gelehrten und geachteten Wissenschaftler wie Dacán in seinem Reich willkommen.«
    »Also begab sich Dacán nach Ros Ailithir?« fragte Fidelma, als Colgú verstummte.
    »Vor acht Tagen erhielten wir die Nachricht, daß der Ehrwürdige Dacán in seiner Zelle in der Abtei ermordet wurde.«
    Fidelma war es sofort klar, daß der Tod des Ehrwürdigen Dacán, auch wenn das Sterben durch das Wüten der Pest alltäglich geworden war, nachhaltiges Aufsehen in allen fünf Königreichen erregen würde, noch dazu, wenn er durch Gewaltanwendung eingetreten war.
    »Willst du damit sagen, daß du meinst, der neue König von Laigin, Fianamail, werde Dacáns Tod dazu benutzen, als

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