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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihnen hinan und lag bald in so unmittelbarer Nähe hinter ihnen, daß ich sie mit der Hand erreichen konnte.
    Es schien eine Pause in ihrer Unterhaltung eingetreten zu sein. Das Schweigen währte wohl einige Minuten, dann fragte der eine Häuptling den Jäger in dem aus englischen und indianischen Worten gemischten Idiom, dessen sich der Indsman bedient, wenn er mit einem Weißen spricht.
    „Und mein weißer Bruder weiß ganz genau, daß just mit dem nächsten Feuerroß das viele Gold kommen wird?“
    „Ich weiß es“, antwortete der Gefragte.
    „Wer hat es ihm gesagt?“
    „Einer der Männer, welche bei dem Stall des Feuerrosses wohnen.“
    „Das Gold kommt aus dem Land der Waikur (Kalifornien)?“
    „Ja.“
    „Und es soll zum Vater der Bleichgesichter (Der Präsident der Vereinigten Staaten) gehen, der Dollars daraus machen will?“
    „So ist es!“
    „Der Vater der Bleichgesichter wird nicht so viel von dem Gold erhalten, daß er sich einen Half-Penny daraus machen kann! Werden viele Männer auf dem Feuerroß reiten?“
    „Das weiß ich nicht; aber es mögen ihrer noch so viele sein, mein roter Bruder wird sie mit seinen tapferen Kriegern alle besiegen.“
    „Die Krieger der Ogellallah werden viele Skalpe bringen, und ihre Frauen und Mädchen werden den Tanz der Freude tanzen. Werden die Reiter des Feuerrosses vieles bei sich haben, was die roten Männer brauchen können? Kleider, Waffen, Callico?“
    „Das alles werden sie bei sich haben und noch viel mehr. Aber werden die roten Männer ihrem weißen Bruder auch geben, was er verlangt hat?“
    „Mein weißer Bruder wird erhalten alles Gold und Silber, welches das Feuerroß mit sich führt. Sie brauchen es nicht, denn in ihren Bergen sind so viele Nuggets, als sie nur haben wollen. Ka-wo-mien, der Häuptling der Ogellallah“ – und dabei zeigte er mit dem Finger auf sich selbst – „lernte einst ein kluges, tapferes Bleichgesicht kennen, welches sagte, das Gold sein nichts als ‚deadly dust‘ (Tödlicher Staub), geschaffen von dem bösen Geist der Erde, um die Menschen zu Dieben und Mördern zu machen.“
    „Dieses Bleichgesicht war ein großer Narr. Wie war sein Name?“
    „Er war kein Narr, sondern ein sehr kluger und tapferer Krieger. Die Kinder der Ogellallah waren droben an den Wassern des Broadfork versammelt, um sich die Skalpe einer Anzahl von Trappern zu holen, welche in ihrem Gebiet viele Biber gefangen hatten. Bei den Fallenstellern war ein weißer Mann, den sie für närrisch hielten, weil er Pflanzen und Käfer suchte und bloß gekommen war, um sich die Savanne anzusehen. Aber in seinem Kopf wohnte die Weisheit und in seinem Arm die Stärke; seine Büchse fehlte nie, und sein Messer fürchtete sich nicht vor dem grauen Bären des Felsengebirges. Er wollte ihnen Klugheit geben gegen die roten Männer, sie aber verlachten ihn. Darum wurden sie alle getötet, und ihre Schädelhäute zieren noch heute die Wigwams der Ogellallah. Er hatte seine weißen Brüder nicht verlassen wollen und tötete viele rote Männer; aber ihrer waren so viele, daß sie ihn niederrissen, obgleich er stand wie eine Eiche des Waldes, die alles zerschmettert, wenn sie fällt unter der Axt des Woodmannes. Er wurde gefangen genommen und nach den Dörfern der Ogellallah geführt. Sie töteten ihn nicht, denn er war ein mutiger Krieger, und manches Mädchen des rotes Volkes wollte als Squaw mit ihm in seine Hütte gehen. Ma-ti-ru, der größte Häuptling der Ogellallah, wollte ihm das Wigwam seiner Tochter geben, oder er sollte sterben; er aber verschmähte die Blume der Prärie, raubte das Pferd des Häuptlings, stahl sich seine Waffen wieder, tötete mehrere Krieger und entkam.“
    „Wie lange ist dies her?“
    „Die Sonne hat seitdem vier Winter besiegt.“
    „Und wie hieß er?“
    „Seine Faust war die Tatze des Bären; er hat mit der bloßen Hand die Schädel vieler roten Männer und auch einiger Bleichgesichter zerschmettert; und daher nannten ihn die weißen Jäger Old Shatterhand.“
    Es war wirklich eines meiner früheren Abenteuer, welches Ka-wo-mien erzählte. Jetzt erst erkannte ich ihn und auch den neben ihm sitzenden Ma-ti-ru, die mich einst gefangen genommen hatten. Der Erzähler hatte die Wahrheit berichtet, nur mußte ich ihm im stillen den Vorwurf machen, daß er sich in Beziehung auf meine Person einer zu großen Ausschmückung bediente.
    „Old Shatterhand? Den kenne ich!“ antwortete der Weiße. „Er befand sich einst in dem

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