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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sorgen, daß sie sich täuschen! Hört, wir alle hier sind Euch den größten Dank schuldig, Sir, Euch und Euren Gefährten. Sagt, auf welche Weise wir Euch dankbar sein können!“
    „Dadurch, daß Ihr gar nicht vom Dank redet, Sir. Habt Ihr meinen Zettel gefunden?“
    „Allerdings.“
    „Und seid auch meiner Warnung gefolgt?“
    „Wir sind sogleich umgekehrt, sonst könnten wir ja noch nicht hier sein. Aber es scheint, als ob wir grad zur rechten Zeit hier angekommen seien. Wann denkt Ihr wohl, daß die Herren Ogellallah und Railtroublers kommen werden?“
    „Sie werden uns in der morgigen Nacht angreifen.“
    „So haben wir ja genugsam Muße, uns vorher richtig kennenzulernen, Sir“, lachte er. „Kommt, bringt Euren roten Freund mit. Ihr sollt mir liebe Gäste sein!“
    Er führte mich und Winnetou nach dem andern Steingebäude, welches in mehrere Abteilungen zerfiel. Die eine derselben bildete seine Wohnung, welche Raum genug für uns hatte. Oberst Rudge war eine kernhafte Natur, der Indsmen nicht fürchtete. Wir hatten sehr bald Vertrauen zueinander gewonnen, und auch Winnetou, dessen Name dem Obersten übrigens schon längst bekannt war, schien Wohlgefallen an ihm zu finden.
    „Kommt, Mesch'schurs, wir wollen einer guten Flasche den Hals brechen, da wir es mit den Roten doch noch nicht tun können“, meinte der Ingenieur. „Macht es euch bequem und denkt, daß ihr bei einem Schuldner wohnt. Wenn euer Kamerad, der dicke Walker, kommt, soll er uns Gesellschaft leisten.“
    Wir waren von jetzt an überzeugt, daß wir von dem Felsen herab beobachtet wurden, und verhielten uns danach. Bald kehrte auch Fred zurück; er hatte nichts gesehen, aber den Signalschuß deutlich vernommen.
    Solange es noch Tag war, gab es nichts zu tun, doch wurde uns die Zeit nicht lang. Rudge hatte viel erlebt und war ein guter Erzähler. Als dann der Abend hereinbrach und die Indsmen also nichts mehr sehen konnten, wurden die Befestigungen vollendet, und es freute mich dabei, daß der Colonel meinen Anordnungen seinen Beifall gegeben hatte.
    So verging die Nacht, und so verging auch der nächste Tag. Es war Neumond, und der Abend senkte sich vollständig dunkel in die Schlucht herab. Dann aber begannen die Sterne zu glänzen und verbreiteten eine solche Helle, daß man einen ziemlich breiten Ring des sich um die Einfassungsmauer ziehenden Terrains leidlich überblicken konnte.
    Ein jeder der vorhandenen Männer war mit einer Büchse und einem Messer versehen. Viele besaßen auch Revolver oder Terzerole. Da die Indianer ihre Angriffe gewöhnlich nach Mitternacht, kurz vor dem Morgengrauen unternehmen, so standen nur die nötigen Posten auf den Bänken, und die andern lagen, sich leise unterhaltend, im Gras umher. Draußen regte sich kein Lüftchen; aber das war eine trügerische Ruhe, und als Mitternacht gekommen war, erhoben sich die Ruhenden, griffen zu ihren Gewehren und nahmen die ihnen angewiesenen Plätze auf den Bänken ein. Ich stand mit Winnetou am Tor, den Henrystutzen in der Hand. Die Büchse hatte ich in der Wohnung gelassen, da der Stutzen hier besser am Platz war.
    Wir hatten uns auf alle vier Seiten der Einfassung gleichmäßig verteilt, zweihundert und zehn Mann stark, denn dreißig Mann waren nach einem verborgenen Teil detachiert worden, um die dort in Sicherheit gebrachten Pferde zu beschützen.
    Die Zeit schlich, wie von Schnecken getragen. Mancher mochte bereits denken, daß alle unsere Befürchtung vergeblich gewesen sei, da aber, horch! da erklang es, als sei ein Steinchen an eine der Eisenschienen gestoßen worden. Gleich darauf bemerkte ich jenes fast unhörbare Geräusch, welches ein Ungeübter für das Wehen eines ganz, ganz leisen Lüftchens halten würde – sie kamen!
    „Aufgepaßt!“ flüsterte ich meinem Nebenmann zu.
    Dieser gab das Wort leise weiter, so daß es im Verlauf einer Minute die Runde machte. Unendlich flüchtige, geisterhafte Schatten huschten durch die Nacht, nach rechts, nach links, ohne daß dabei der geringste Laut zu hören war. Es bildete sich uns gegenüber eine Front, welche sich ausbreitete und nach und nach um das ganze Lager dehnte. Im nächsten Augenblick mußte es beginnen.
    Die Schatten näherten sich. Sie waren nur noch fünfzehn – zwölf – zehn – acht – sechs Schritte von der Mauer entfernt. Da erscholl eine laute, sonore Stimme durch die Nacht:
    „Selkhi Ogellallah! Ntsagé sisi Winnetou natan Apaches! Shne ko – Tod den Ogellallah! Hier steht

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