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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verantworten!“
    „Hört mich an, Sir! Ich darf meinen Posten nicht verlassen außer dann, wenn es gilt, im Interesse desselben zu handeln. Ich darf auch meine Leute nicht kommandieren, Euch zu begleiten. Aber eins kann und will ich von Herzen gern tun: ich gebe Euch die Erlaubnis, mit meinen Leuten zu sprechen. Wer von ihnen aus der Arbeit treten und mit Euch gehen will, den werde ich nicht halten. Ein Pferd, Waffen und Munition nebst etwas Proviant soll er auch haben unter der Bedingung, daß ich die Pferde und Waffen später wieder erhalte.“
    „Gut, ich danke Euch, Sir! Ich bin überzeugt, daß dies alles möglich ist, was Ihr tun könnt. Nehmt es mir nicht übel, wenn ich jetzt keine Komplimente mache. Ich habe Eile. Kehren wir zurück, so soll alles Versäumte nachgeholt werden!“
    Zwei Stunden später jagte ich mit Winnetou und Walker an der Spitze von einigen vierzig wohlbewaffneten Männern den Weg zurück, den wir vor so kurzer Zeit von Helldorf-Settlement her gekommen waren.
    Winnetou sprach kein Wort, aber das Feuer, welches in seinen Augen glühte, sagte mehr als alle Worte. War diese junge Niederlassung wirklich überfallen worden, dann wehe den Tätern!
    Es gab kein Aufhalten, selbst nicht während der Nacht; wir kannten ja den Weg. Ich glaube nicht, daß ich während des ganzen Rittes hundert Worte gesprochen habe.
    Es war am andern Nachmittag, als wir auf dampfenden Pferden am Rand des Talkessels anlangten, in welchem Helldorf-Settlement gestanden hatte. Sogleich der erste Blick belehrte uns, daß Haller uns nicht belogen hatte und daß wir zu spät kamen. Die Blockhäuser bildeten nur noch rauchende Trümmerhaufen.
    „Uff!“ rief Winnetou und deutete nach der Höhe. „Der Sohn des guten Manitou ist fort. Ich werde diese Wölfe von Ogellallah zerreißen!“
    Wahrhaftig, auch das Kapellchen war zerstört und verbrannt, und das Kruzifix hatte man von der Höhe herabgestürzt! Wir stürmten auf die Trümmer zu und sprangen von den Pferden. Hier hielt ich die Railroaders zurück, damit mir keine Fährte verdorben würde. Es war trotz allen Suchens nicht eine einzige Spur eines lebenden Wesens zu entdecken. Nun rief ich die Leute herbei. Sie mußten mir helfen, den rauchenden Schutt auseinander zu stöbern. Wir fanden keine menschlichen Überreste, und das war ein großer Trost.
    Winnetou hatte, sobald er vom Pferd gestiegen war, sogleich den Abhang erklettert und kehrte jetzt zurück. Er trug das Glöckchen in der Hand.
    „Der Häuptling der Apachen hat gefunden die Stimme aus der Höhe“, sagte er. „Er wird sie hier vergraben, bis er als Sieger zurückkehrt.“
    Unterdessen suchte ich mit Walker in aller Eile die Ufer des Sees ab, um zu sehen, ob man die Settlers vielleicht ertränkt habe, fand aber, daß dies nicht geschehen sei. Eine genaue Forschung ergab, daß die Niederlassung mitten in der Nacht überfallen worden war; ein Kampf hatte wohl gar nicht stattgefunden; dann waren die Sieger mit ihrem Raub und den Gefangenen in der Richtung nach der Grenze von Idaho und Wyoming abgezogen.
    „Hört, Männer, wir dürfen keinen Augenblick verlieren!“ rief ich. „Wir können jetzt nicht ruhen; wir müssen der Fährte folgen, so lange wir sie erkennen können, und dann erst, wenn es Abend ist, werden wir Lager machen. Vorwärts!“
    Mit diesen Worten bestieg ich den Schwarzschimmel wieder. Die andern folgten. Der Apache ritt an der Spitze und verwendete keinen Blick von den Spuren der Verfolgten. Man hätte ihn wohl töten, nicht aber von dieser Fährte abbringen können, eine solche Erbitterung hatte sich seiner und unser aller bemächtigt. Wir waren vierzig gegen achtzig Mann, aber in einer solchen Stimmung zählt man die Gegner nicht.
    Wir hatten noch volle drei Stunden Tageslicht und legten während dieser Zeit eine so große Strecke zurück, daß wir mit den ungewöhnlichen Leistungen unserer Pferde höchst zufrieden sein konnten. Dann gönnten wir ihnen die so wohlverdiente Ruhe.
    Am andern Tag zeigte es sich, daß wir die Ogellallah drei Viertel einer Tagereise vor uns hatten, und später bemerkten wir, daß sie ihren Ritt während der ganzen Nacht fortgesetzt hatten. Der Grund zu dieser Eile ließ sich erraten. Winnetou hatte beim Überfall seinen Namen in die finstere Nacht hinausgerufen; sie wußten, daß man sie verfolgen werde; sie wußten den Apachen hinter sich, und das war Grund, eilig zu sein.
    Da unsere Pferde bis jetzt das beinahe Unmögliche geleistet hatten, so durften

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