Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
größeren Zeitungen Europas und Amerikas veröffentlichen ließ und eine genaue Beschreibung der wertvollsten geraubten Gegenstände beifügte, so wird mir dies doch nichts helfen, denn es gibt für den geriebenen Verbrecher Mittel und Wege genug, sich sicher zu stellen.“
    „Ich möchte wohl einmal eine solche Veröffentlichung lesen!“
    „Das könnt Ihr. Ich habe die betreffende Nummer des Morning-Herald stets bei mir, um für etwaige Fälle bei der Hand zu sein.“
    Er griff in die Tasche und zog das Blatt hervor, um es mir herüberzureichen. Ich las das Verzeichnis während des Reitens und mußte dabei wieder einmal eine jener höheren Fügungen bewundern, welche der Zweifler Zufall zu nennen pflegt. Als ich zu Ende war, faltete ich das Papier zusammen und gab es ihm zurück.
    „Wie nun, wenn ich imstande wäre, Euch den Täter oder wenigstens einen der Täter genau zu bezeichnen?“
    „Ihr, Charley?“ fragte er schnell.
    „Und Euch wenigstens zu einem großen Teil Eures Verlustes wieder zu verhelfen?“
    „Treibt keinen üblen Scherz, Charley! Ihr ward in der Prärie, als die Tat geschah; wie sollte Euch das möglich sein, was die, welche am nächsten beteiligt waren, nicht zustanden brachten?“
    „Bernard, ich bin ein rauher Gesell; aber wohl dem Menschen, der sich aus der glücklichen Jugendzeit seinen Kinderglauben hinüber in die Zeit des ernsten Mannesalters gerettet hat. Es gibt ein Auge, welches über alles wacht, und eine Hand, welche selbst die bösesten Anschläge für uns zum Guten lenkt, und für dieses Auge, für diese Hand liegen Louisville und die Savanne eng zusammen. Da seht einmal her!“
    Ich zog die Beutel hervor und reichte sie ihm hin. Er nahm sie mit fieberhafter Aufregung in Empfang, und als er sie öffnete, sah ich seine Hände zittern. Kaum hatte er einen Blick hineingeworfen, so stieß er einen Ruf der freudigsten Überraschung aus:
    „Herr, mein Gott, unsere Diamanten! Ja, sie sind's, sie sind's wahrhaftig! Wie kommt – – –“
    „Stopp!“ unterbrach ich ihn. „Beherrscht Euch, mein Junge! Die da hinter uns brauchen nicht ganz genau zu wissen, welche Art von Unterhaltung wir führen! Wenn es Eure Steine sind, wovon ich allerdings selbst vollkommen überzeugt bin, so behaltet sie, und damit Ihr nicht etwa gar mich selbst für den Spitzbuben haltet, will ich Euch erzählen, wie ich zu ihnen gekommen bin.“
    „Charley, was denkt Ihr denn! Wie könnt Ihr meinen –“
    „Sachte, sachte! Ihr schreit ja, als ob sie es drüben in Australien hören sollten, was wir hier miteinander zu verhandeln haben!“
    Der gute Bernard befand sich in einem allerdings leicht erklärlichen Freudenrausch; ich gönnte ihm sein Glück von ganzem Herzen und bedauerte nur, daß es nicht möglich war, mit den Steinen ihm auch den Vater zurückzugeben.
    „Erzählt, Charley! Ich bin begierig, zu hören, wie meine Steine in Eure Hände gekommen sind“, bat er mich.
    „Ich hatte auch den Täter beinahe fest. Er war mir so nahe, daß ich ihn mit diesem meinem Fuße von der Lokomotive stieß, auf welcher ich stand, und Sam ist hinter ihm her gewesen, freilich vergeblich. Aber ich hoffe, ihn wieder zwischen die Hände zu bekommen, und zwar bald, womöglich da drüben über dem Rio Pecos; er hat sich dorthin gewandt, jedenfalls einer neuen Gaunerei wegen, der wir wohl auch noch auf die Spur kommen werden.“
    „Erzählt Charley, erzählt!“
    Ich berichtete ihm den Bahnüberfall durch die Ogellallahs mit allen dabei vorgekommenen Einzelheiten und las ihm dann auch den Brief vor, welchen Patrik an Fred Morgan geschrieben hatte. Er hörte mit der größten Aufmerksamkeit zu und meinte dann am Schluß:
    „Wir fangen ihn, Charley, wir fangen ihn, und werden dann auch erfahren, wohin das übrige gekommen ist!“
    „Fangt nicht wieder an zu schreien, Bernard! Wir sind zwar um einige Pferdelängen voraus, aber hier im Westen muß man selbst beim einfachsten Ding verschlossen sein, da Unklugheit niemals zu irgend einem Nutzen führt.“
    „Und Ihr wollt mir die Steine wirklich überlassen, ohne alle Bedingungen, ohne jedweden Anspruch?“
    „Natürlich, sie sind ja Euer!“
    „Charley, Ihr seid – – – doch hört“ – er griff in den Beutel und zog einen der größeren Steine hervor – „tut mir den Gefallen und nehmt diesen da als Andenken von mir an!“
    „Pshaw! Werde mich hüten, Bernard! Ihr habt nichts zu verschenken, gar nichts, denn diese Steine gehören nicht Euch

Weitere Kostenlose Bücher