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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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abgebrochen worden sein, und folglich ist jemand vor kurzem hier gewesen.“
    Wir ritten näher und stiegen ab. Sam hob den Zweig empor, besah ihn und reichte ihn dann mir hin.
    „Schau dir doch das Ding zum Beispiel einmal an, Charley.“
    „Hm, ich wollte wetten, daß dieser Zweig vor kaum einer Stunde abgebrochen wurde!“
    „Meine es auch. Siehst du hier die Stapfen?“
    Ich bückte mich zur Erde.
    „Zwei Männer. Laß sehen!“
    Ich zog zwei Stäbchen aus der Tasche, die ich mir nach den Fußspuren geschnitten hatte, welche am ersten Lagerplatz Patriks und seines Gefährten von uns beobachtet worden waren.
    „Sie sind's; das Maß stimmt ganz genau! Wir dürfen nicht weiter, Sam.“
    „Hast recht! Er darf nicht bemerken, daß jemand hinter ihm ist. Doch, wenn die Strolche hier vom Pferd gestiegen sind, so müssen sie eine Absicht dabei gehabt haben. Dort ließen sie die Pferde stehen, die mit den Hufen gescharrt haben, und hier gehen die Fußspuren in das Holz. Wollen sehen!“
    Wir ließen die drei anderen warten und drangen die Spuren verfolgend in den Wald ein. Wir hatten eine ziemliche Strecke zu gehen, bis Sam, welcher voran war, stehen blieb. Grad vor ihm war der Boden zerstampft und die Moosdecke aufgelockert; es hatte das Ansehen, als habe man unter derselben gegraben und sie dann wieder an ihre frühere Stelle gelegt. Ich bückte mich nieder und entfernte das Moos.
    „Eine Hacke!“ rief Sam.
    „Richtig!“ antwortete ich überrascht, „hier hat eine Hacke gelegen.“
    Unter dem Moos zeigte der lockere, moderige Bottomgrund ganz genau den Abdruck einer Hacke, welche hier gelegen hatte.
    „Die haben sie sich geholt. Aber wer hat sie hier versteckt?“ fragte Sam.
    „Diese Frage ist sehr leicht zu beantworten. Als der Capitano mit dem Lieutenant ihren Schatz vergraben und das Tal verlassen hatten, ist ihnen nach einiger Zeit dieses Werkzeug beschwerlich gefallen, und sie haben sich hier desselben entledigt. Jedenfalls werden wir draußen an den Saumbäumen ein Zeichen finden, welches sie sich für den Fall ihrer Rückkehr machten; denn die Hacke wird ja bei der Befreiung des Schatzes wieder gebraucht.“
    Ich deckte das Moos wieder auf die Spur und ging zurück, um die Bäume draußen zu betrachten. Richtig! An zwei, nämlich an denen, welche rechts und links an der Fährte standen, waren noch die Spuren von drei Kerben zu sehen, die übereinander eingeschnitten waren, und außerdem hatte man bei beiden Bäumen die untersten drei Äste abgebrochen.
    „Was folgt daraus, Charley? Kannst du es dir denken?“ fragte mich Sans-ear.
    „Ebenso gut wie du und jeder andere, denn dies zu erraten ist ja leicht genug: er hat wirklich die Absicht, nach dem Tal zu gehen.“
    „Es ist notwendig, daß wir ihm dort zuvorkommen, und es fragt sich also, ob er direkt hingeht oder erst seinen Vater sucht.“
    „Das werden wir erfahren und zwar sofort.“
    Ich wandte mich zu Hoblyn:
    „Haben wir noch weit bis dahin, wo der Weg nach diesem Tal hier vom Flusse abgeht?“
    „Nein; höchstens noch zwei Stunden, wenn ich mich recht entsinne.“
    „So reiten wir bis dorthin. Folgt er diesem Weg, so geht er direkt zu dem Versteck; behält er aber die gegenwärtige Richtung bei, so will er erst seinen Vater holen, und nach seinem Verhalten haben dann auch wir uns zu richten! Übrigens müssen sie sehr lange hier verweilt haben, da er kaum eine Stunde vor uns ist. Aus diesem Grund ist es ratsam, ein wenig zu rasten; er könnte um irgend einer Ursache willen vor uns halten bleiben und würde uns dann sicherlich bemerken.“
    „All right, Charley; so bleiben wir hier. Aber wir wollen nicht so unvorsichtig sein, wie er, und die Pferde im Freien lassen. Zieht sie herein zwischen die Bäume und nehmt ein wenig zu essen aus den Taschen, denn ich habe zum Beispiel seit Sonnenaufgang noch keinen Bissen zwischen die Zähne bekommen!“
    Wir taten nach seinem Geheiß und ließen uns auf das weiche Moos nieder. Kaum war dies geschehen, so stieß Hoblyn einen schwachen Ruf aus und deutete mit der Hand zwischen die Bäume hinaus.
    „Seht einmal die Schlucht da drüben, Mesch'schurs! Es war mir just so, als hätte ich ganz oben auf ihrem höchsten Punkt etwas schimmern sehen, gleich einer stählernen Lanzenspitze.“
    „Unmöglich!“ meinte Sam. „Wie kann man auf so weit hin eine Lanzenspitze bemerken?“
    „Und doch, Sam“, entgegnete ich ihm. „Wenn das Auge zufälligerweise grad auf den kleinen Punkt fällt, an dem sie

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