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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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abgeladen und mit unseren anderen Tieren etwas tiefer hinein in den Wald gebracht.
    Als Hoblyn den Talkessel erblickte, streckte er den Arm aus:
    „Sir, dort rechts hinaufgeht die Schlucht, welche wir verfolgen müssen.“
    „Dort? Das ist fatal!“
    „Warum, Charley?“ fragte Sam.
    „Weil wir nicht hin und diesen beiden also nicht zuvor kommen können. Du kannst dir doch denken, daß sie sofort nach Abzug der Comanchen sich auf den Weg machen werden!“
    „Da habt keine Sorge, Sir!“ fiel Hoblyn ein. „Diesen Weg kennen nur der Capitano und ich; der Lieutenant aber geht einen anderen, der weiter unten am Bett eines Nebenflusses emporführt.“
    „Dann mag es sein, und wir können diesen Leuten da ruhig und unbesorgt zuschauen!“
    Die Comanchen hatten sich in zwei Parteien geteilt, welche sich gegenseitig zu bekämpfen schienen, bald in geschlossener Truppe, bald aufgelöst im Einzelkampf, und zeigten dabei eine Ausdauer und Behendigkeit, welche einen europäischen Zuschauer in das höchste Erstaunen versetzen mußten. Bei ihnen gab es keinen Sattel und auch nicht das gewöhnliche Zaumzeug. Sie binden eine Decke, ein Fell oder eine Matte auf den Rücken ihres Tieres. An jeder Seite dieses Felles ist ein breiter und sehr starker Riemen befestigt, welcher über den Nacken des Pferdes gelegt ist und dazu dient, den Arm hindurchzustecken, wenn der Reiter sich auf die eine oder andere Seite des Pferdes legen will, während er mit einem Fuß an dem Rücken desselben hängen bleibt. Diese eigentümliche Sattelung und die große Übung macht es den wilden Reitern möglich, das Tier als Schild zu gebrauchen, es zwischen sich und den Feind zu bringen und doch Freiheit und Bewegung genug zu haben, um über den Rücken des Pferdes hinweg oder unter dem Halse desselben hindurch den Pfeil auf den Gegner zu schnellen oder ihm, falls sie mit einem Feuergewehr bewaffnet sind, eine Kugel zuzuschicken. Diese Krieger sind dabei so außerordentlich gewandt, daß sie sich, je nachdem es erforderlich ist, bald auf die rechte und bald auf die linke Seite des Tieres werfen und zugleich eine Leichtigkeit und Schnelligkeit entwickeln, die einem Kunstreiter Ehre machen würde. Die Pferde gehen dabei so sicher, daß selten eine Kugel oder ein Pfeil das Ziel verfehlt. Der Riemen, in welchem der Arm ganz nah an der Schulter hängt, ist an die Mähne des Tieres auf dem Widerrist befestigt, so daß selbst dann, wenn die Satteldecke losginge, dieser Stützpunkt nicht verloren gehen kann. Hat der gewandte Reiter diese Schlinge gut befestigt, so bedarf er zur Ausführung seiner Kunststücke überhaupt keiner Decke und keines Sattels, denn seine mit Moccassins bekleideten Füße haften mittels der Ferse mit gleicher Sicherheit auf dem nackten Pferderücken wie auf der Büffelhaut welche denselben bedecken könnte. Wenn diese außerordentlichen Reiter über den Rücken des Pferdes wegschießen, zielen sie natürlich von oben; schießen sie aber unter dem Halse desselben hindurch, so legen sie den Pfeil unten an, was ihnen bei ihrer außerordentlichen Übung ebenso leicht wird, als wenn sie in der gewöhnlichen Weise zielen.
    Unsere ganze Aufmerksamkeit war dem Kampfspiel der Comanchen, welches einer arabischen ‚Phantasia‘ sehr ähnelte, zugewendet, und nur ein einziges Mal blickte ich durch die Büsche in der Richtung zurück, aus welcher wir gekommen waren – zu unserem Glück, denn mit Schrecken sah ich längs des Waldrandes zwei Reiter herabkommen, welche die Fährte der Comanchen sehr sorgfältig beobachteten.
    „Have care, ihr Männer; dort kommen Leute!“
    Alle sahen zurück, und Hoblyn rief:
    „Der Capitano mit Conchez!“
    „Wahrhaftig, er ist's! Schnell weiter in den Wald hinein, und die Spuren verwischt!“
    In zwei Minuten war dies geschehen. Alle wichen zurück, und nur ich blieb mit Winnetou an einer etwas vorgeschobenen Stelle, in welcher es uns möglich war, die Nahenden zu beobachten, ohne von ihnen bemerkt zu werden.
    Schon waren sie sehr nahe, und sicher wären sie um die Biegung geritten, wenn nicht grad jetzt die Comanchen ein Kampfgeschrei erhoben hätten, welches wie ein Geheul von wilden Tieren klang. Sie stutzten, lugten sorgfältig um die Ecke und führten dann ihre Pferde auf dieselbe Stelle, wo die unsrigen gestanden hatten. Wir wichen zu unsern Gefährten zurück.
    Hart hinter den Ankömmlingen standen zwei Ahornbäume eng beisammen; es gelang mir, mich bis zu ihnen anzuschleichen, um ihre halblaute

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