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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bemerkte, in einem Bogen wieder zurückkehrte und sich im Rücken des Gefangenen hinter den Stamm eines Baumes stellte. Ich hätte in diesem Augenblick in sein Herz blicken mögen.
    „Nun also!“
    „Morgan besuchte mich öfters, und ich ließ mich überreden, mit ihm zu spielen.“
    „Er besuchte Euch in Eurer Privatwohnung?“
    „Ja, nie im Geschäft. Ich gewann und spielte leidenschaftlich weiter. Dann verlor ich, mehr und mehr, bis ich ihm mehrere tausend Dollar schuldig wurde. Ich konnte sie nicht bezahlen, und da drohte er mir mit der Anzeige, denn ich hatte ihm Wechsel mit der falschen Unterschrift meines Prinzipals gegeben. Ich konnte mich nicht anders retten, ich mußte ihm mitteilen, wo sich der Schlüssel zum Laden befand.“
    „Ihr wußtet, was er dort wollte?“
    „Ja. Wir wollten teilen und dann nach Mexiko gehen. Vorher aber mußten wir uns trennen, aus Vorsicht wegen der Verfolgung, und er bestimmte mir die Zeit, in welcher ich ihn in Austin treffen würde.“
    „Ihr sagtet ihm, daß Euer Prinzipal stets einen Hauptschlüssel bei sich trage?“
    „Ja; aber ich dachte nicht, daß er ihn ermorden werde. Er sagte, daß er ihn nur betäuben wolle. Wir lauerten dem Prinzipal ab, doch anstatt ihn nur zu schlagen, stach er ihn nieder. Dann öffneten wir die Haustür und legten den Toten in den Flur. Was wir fanden, teilten wir gleich an Ort und Stelle.“
    „Er nahm die Diamanten, und Ihr erhieltet das übrige?“
    „Ja. Da ich Fachmann war, fiel es mir nicht schwer, meinen Anteil, allerdings unter Verlust, in Geld umzusetzen –“
    „Und nun – ah, ich errate! Dieses Geld hat Euch Morgan jetzt abgenommen?“
    „So ist es.“
    „Wäret Ihr wirklich töricht genug, zu glauben, daß ein so schlechter Mensch ehrlich gegen Euch handeln werde? Ihr konntet es Euch doch denken, daß er Euch in die Wildnis führte, nur um sich ungestraft in den vollständigen Besitz des Raubes zu setzen! Auf welche Weise nahm er Euch das Geld ab?“
    „Er hatte gestern abend die Wache. Ich schlief fest. Da fühlte ich eine Berührung und wachte auf. Morgan hatte mir bereits die Waffen und die Brieftasche genommen und stand im Begriff, mir sein Messer in die Brust zu stoßen. Die Angst gab mir Kräfte; ich warf ihn zur Seite, sprang auf und rannte fort. Er verfolgte mich, aber weil es dunkel war, glückte es mir, zu entkommen. Ich bin während der ganzen Nacht fortgelaufen, denn ich konnte mir denken, daß er meinen Spuren nachgehen werde, sobald der Tag anbrach. Erst vor kurzer Zeit habe ich es gewagt, mich hier zu verstecken, um ein wenig zu schlafen; aber ich kam nicht dazu, denn die Indianer ritten vorüber. Darum wollte ich sogleich wieder fort. Da erblickte ich diesen Roten, und verkroch mich wieder – er hat mich dennoch gefunden!“
    Der Mann war fürchterlich abgespannt. Vielleicht trug dieser Zustand das meiste dazu bei, daß er alles so offen bekannte; denn im Ton seiner Stimme war nicht viel von Reue und innerer Bewegung zu hören.
    Ich fragte Bernard:
    „Dieser Mann ist Euer. Was werdet Ihr mit ihm tun?“
    Er schwieg; es mochte in seinem Herzen die Rache mit dem Mitleid kämpfen. Dann legte er dem Gefangenen noch einige Fragen vor und wandte sich endlich zu uns:
    „Der Schurke hat vielleicht den Tod verdient, doch wollen wir ihn laufen lassen. Gott wird ihn richten!“
    „Das ist schlimmer als ein schneller Tod, Bernard. Ohne Waffen, Pferd und alle Hilfe und Erfahrung würde er nicht weit kommen.“
    „So nehmen wir ihn mit uns, bis sich eine Gelegenheit bietet ihn los zu werden!“
    „Er würde uns ungemein belästigen, da wir bereits einen Gefangenen bei uns haben. Es wäre leicht möglich, daß beide gemeinschaftliche Sache machten.“
    „Dann wären wir immer vier gegen zwei.“
    „Hier handelt es sich nicht darum, daß sie uns körperlich gefährlich werden könnten, ich denke vielmehr an andere Möglichkeiten, durch die wir in bedeutende Fatalitäten kommen würden. Auch ich will sein Richter nicht sein. Wir könnten ihm eins unserer Packpferde geben und einige Waffen dazu. Frage Winnetou!“
    Dieser hatte, seitwärts stehend, die ganze Verhandlung mit angehört. Jetzt trat er herzu und löste den Gürtel von den Armen Holferts.
    „Aufstehen!“
    Der Gefangene erhob sich. Winnetou zeigte auf dessen Hand.
    „Hat der weiße Mann gewaschen seine Hand vom Blute des Gemordeten?“
    „Ja“, antwortete der Gefangene verzagt bei dem Ton dieser Stimme.
    „So ist Blut gewesen an dieser Hand,

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