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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und Blut wird nicht gewaschen mit Wasser, sondern wieder mit Blut: so will es Winnetou, und so will es der große Geist der Savanne. Sieht der weiße Mann dort den Zweig am Rand des Flusses?“
    „Ja.“
    „Er gehe hin und hole ihn. Wenn er ihn abzubrechen vermag, so soll er leben dürfen, denn der Zweig ist das Zeichen des Friedens und der Gnade.“
    Wir alle waren einigermaßen überrascht über diese sonderbare Bedingung. Holfert ging auf das Ufer zu, welches ungefähr vierhundert Schritt entfernt war. Die ihm gemachte Bedingung war sehr leicht zu erfüllen, denn der Zweig befand sich nicht im Wasser, sondern hart am Ufer. Er erreichte ihn und steckte seine Hand danach aus. Da erhob Winnetou seine silberbeschlagene Büchse; der Schuß krachte, und Holfert stürzte, mitten durch den Kopf getroffen, vornüber in die Fluten.
    Winnetou lud den abgeschossenen Lauf kaltblütig wieder.
    „Der weiße Mann hat den Zweig nicht gebracht; er muß sterben! Der Geist der Savanne ist gerecht und barmherzig; er gibt nicht Gnade, die in das Verderben führt. Der weiße Mörder wäre getötet worden von den Comanchen, von den Stakemen und aufgefressen von den Coyoten!“
    Dann bestieg er sein Pferd und ritt davon, ohne sich nach uns umzusehen.
    Schweigend und in ernster Stimmung folgten wir.
    Die Spuren der Comanchen blieben in gleicher Weise kenntlich. Daß sie einen Kriegszug vorhatten, zeigte ihre Bemalung, doch mußte ihr Ziel ein entferntes sein, sonst hätten sie sich vorsichtiger benommen. Winnetou kannte jedenfalls ihr Vorhaben, doch war er viel zu schweigsam, als daß er ohne genügende Veranlassung eine Bemerkung darüber hätte fallen lassen sollen. Eben wollte ich mich an seine Seite begeben, als wir vor uns einen – zwei – drei Schüsse knallen hörten.
    Sofort hielten wir an. Winnetou winkte zurück und ritt vorwärts bis zur nächsten Biegung. Wir blieben halten. Er stieg ab und huschte in die Sträucher, aus denen er bald zurückkehrte, um uns durch eine Bewegung seiner Hand herbeizurufen!
    „Comanchen und zwei Bleichgesichter!“
    Mit diesen Worten kroch er wieder in die Büsche; und wir drei folgten, während Bob bei Hoblyn und den Pferden blieb.
    Vor uns erweiterte sich das Tal des Flusses zu einem breiten Kessel, in welchem sich uns ein überraschender Anblick bot. Hart am rechten Ufer des Flusses hatten die beiden Häuptlinge der Comanchen ihre Lanzen in die Erde gesteckt und in die Schäfte derselben die Schilde gelehnt. Sie selbst saßen dabei am Boden und rauchten ihre Calumets mit zwei Weißen, welche zu beiden Seiten von ihnen Platz genommen hatten. Die Tiere dieser vier Männer weideten in der Nähe. Vor ihnen entwickelte sich eine kriegerisch wilde und dennoch friedliche Szene: die Comanchen führten eines jener Kampfspiele auf, bei denen sie ihre ganze Meisterschaft im Reiten und Gebrauch der Waffen zu beweisen pflegen. Die Entfernung war zu groß, als daß man die Züge der meisten zu erkennen vermochte, und ich griff darum zu meinem Fernrohr. Dann sagte ich zu Sans-ear:
    „Holla, wer ist das! Sam gucke einmal hindurch!“
    Sans-ear ergriff das Rohr und richtete es.
    „'s death, das ist dieser Fred Morgan mit seinem Sohn! Wie kommen sie hier zusammen und unter die Indsmen?“
    „Das ist sehr leicht zu erklären; Patrik war ja immer kurz vor uns, und Morgan ist vom Head-Pik her diesem Holfert nach; da haben sie sich getroffen. Und vor den Indsmen brauchen sie sich nicht zu verstecken, wie du auch gehört hast.“
    „So wird es sein, aber unlieb ist es mir dennoch!“
    „Warum?“
    „Wie werden wir uns die beiden zwischen den Roten herausholen können?“
    „Ich hoffe, sie werden nicht beisammen bleiben, denn es kann keineswegs die Absicht der zwei Spitzbuben sein, den Indianern etwas von dem Schatz, den sie heben wollen, wissen zu lassen.“
    „Dann ist es am besten, wir bleiben hier, um sie zu beobachten!“
    „Sicher scheinen wir hier zu sein, denn es ist nicht anzunehmen, daß einer von den Roten zurückkehren wird.“
    „Kann nicht Morgan kommen, der doch Holfert verfolgen will?“ fragte Marshal.
    „Er wird von seinem Sohn und den Comanchen erfahren, daß diese ihm nicht begegnet sind, und also annehmen, daß er einen anderen Weg eingeschlagen hat“, antwortete ich ihm. „Ziehen wir die Pferde in ein Versteck?“
    Winnetou nickte zustimmend mit dem Kopf, und ich trat hinaus, um dies zu besorgen. Die Packpferde wurden, da sich ein mehrstündiger Aufenthalt vermuten ließ,

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