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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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denn ich sage Euch: ehe die Morgans das Tal vollends erreichen, seid Ihr gefesselt und geknebelt oder – tot.“
    Das alles war so schnell und unerwartet über sie gekommen, daß sie gar nicht Zeit fanden, eine Gegenwehr zu versuchen.
    „Sagt einmal, Señor Capitano, wo sich das Versteck befindet nach welchem es den Morgans so gelüstet!“ fragte ich ihn.
    „Die Sachen gehören nicht Euch!“
    „Ganz wie Ihr wollt; sie werden aber doch vielleicht unser. Ich will Euch gar nicht zwingen, Euer Geheimnis auszuplaudern, aber eine andere Frage werdet Ihr mir wohl beantworten: Was ist aus den sogenannten Voyageurs, die mit Eurem Lieutenant gingen, und aus den Kaufleuten geworden, welchen sie folgten?“
    „Die Kaufleute – hm, ich weiß es nicht …“
    „Well, ich weiß es nun. Und die Voyageurs?“
    „Zwei werden zum Hide-spot zurückgekehrt sein, den dritten ermordete der Lieutenant unterwegs. Wir haben seine Leiche gefunden.“
    „Dachte es! Jetzt laßt Euch ruhig den Knebel geben! Es geschieht, damit Ihr uns den beiden ‚Carajos ‘ nicht verratet.“
    Wir waren gerade mit ihnen fertig, als Fred Morgan mit seinem Sohn am Eingang des Tales erschien. Sie blieben eine Minute halten und überblickten das Terrain. Dann gab Patrik seinem Pferd die Sporen und kam im Trab herbei; sein Vater folgte ebenso schnell. Sie schienen nicht die Absicht zu haben, sich lange hier aufzuhalten. Grad uns gegenüber, etwa zwanzig Schritte von unserem Lager aus, stand ein junges Brombeerengeranke; dahin wandten sich die beiden.
    „Hier ist es, Vater!“
    „Hier? Ein wohlfeiler Platz, an dem man einen Schatz nicht sucht!“
    „Heraus damit, und dann fort! Man weiß nicht, wer die beiden Weißen gewesen sind, und ob es den Comanchen gelungen ist, sie festzunehmen.“
    Beide sprangen ab und pflockten ihre Pferde an das Ufer des Baches. Während die durstigen Tiere tranken, knieten die Spitzbuben nieder, legten ihre Waffen beiseite und begannen, das Gestrüpp mit Hilfe ihrer Messer zu entfernen. Es kam eine lockere Humuserde zum Vorschein, welche aufgewühlt wurde.
    „Hier!“ rief Patrik nach einiger Zeit und brachte ein Paket zum Vorschein, welches sehr sorgfältig in behaarte Büffelhaut eingenäht war.
    „Ist das alles?“
    „Alles, aber genug; Banknoten, Depositen und so weiter. Jetzt das Loch zu und dann fort!“
    „Vielleicht bleibt ihr auch ein wenig länger da!“
    Diese Worte wurden von Sam gesprochen, während ich mit einem Sprung zwischen ihnen und ihren Waffen stand und die andern ihre Büchsen auf sie anlegten. Sam stand vor den beiden Männern wie der Tiger, der sich auf seine Beute stürzen will. Sie waren im ersten Augenblick vollständig überrascht, besannen sich aber schnell und wollten ihre Waffen ergreifen. Ich streckte ihnen den Revolver entgegen.
    „Bleibt stehen, wo ihr jetzt haltet, denn jeder Versuch, einen Schritt hinwegzutun, kostet euch das Leben!“ sagte ich.
    „Wer seid Ihr?“ fragte Fred Morgan.
    „Fragt diesen sogenannten Master Mercroft, Euren Sohn!“
    „Wer gibt Euch das Recht, uns hier anzufallen?“
    „Wir selbst, ebenso wir ihr euch das Recht gegeben habt, andere anzufallen, wie zum Beispiel den Master Marshal in Louisville, den Bahnzug später und früher noch die Farm eines gewissen Sam Hawerfield, der jetzt hier vor euch steht. Tut uns doch einmal den Gefallen, und legt euch platt auf die Erde!“
    „Werden es bleibenlassen!“
    „Werdet es dennoch tun, wenn ich euch unsere Namen nenne. Hier steht Winnetou, der Häuptling der Apachen; dieser ist Sans-ear, der frühere Sam Hawerfield, und wer ich bin, wird Euch Euer Sohn bereits erzählt haben. Ich zähle bis drei; liegt ihr dann noch nicht so seid ihr des Todes. Eins – zwei …“
    Mit zusammengekniffenen Zähnen und geballten Fäusten gehorchten sie.
    „Bob, binde sie!“
    „Bob werden binden sehr schön, ganz fest, Massa!“ meinte der Schwarze, und er tat sein möglichstes, dieses Versprechen wahrzumachen.
    Bernard war bisher bei den andern Gefangenen geblieben; jetzt löste ihn der Neger ab, und er trat herzu. Als Fred Morgan ihn erblickte, riß er die Augen auf, als ob er ein Gespenst vor sich habe.
    „Marshal!“
    Dieser warf ihm einen kurzen Blick zu, sprach aber kein Wort; doch der Blick sagte mehr als Worte; es lag in ihm der kalte, ruhige Entschluß der gerechten Vergeltung.
    „Bob, bringe die andern heraus!“ meinte Sam. „Auch wir haben zum Beispiel keine Ursache, uns hier lange aufzuhalten, und wollen

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