03 - Winnetou III
folgen.“
„So denkt Ihr also, daß wir die Roten ganz sicher hinter uns haben?“
„So sicher, wie ich dich neben mir sehe. Sie haben den Indianer niedergemacht, wenn es ein Feind von ihnen gewesen ist – was ich aber nicht glaube, denn ein Apache wagt sich jetzt nicht hierher – und sind uns dann gefolgt. Wir mußten ja solche Eile brauchen, daß wir eine Spur zurückgelassen haben, wie sie keine Bisonherde deutlicher macht.“
„Und wenn sie uns hier finden?“
„Schadet uns nicht; wir sind Freunde. Sie werden sich höchstens wundern, daß wir uns ihnen nicht zu erkennen gegeben haben, und das werde ich ihnen schon erklären, indem ich ihnen von diesem Lieutenant erzähle, der – carajo, ich lasse mich hängen, wenn er da draußen nicht bereits kommt!“
„Er ist's!“
„Gut, so haben wir ihn endlich fest, und er soll erfahren, was es heißt, seinen Hauptmann und seine Kameraden zu betrügen!“
„Sie kommen allein, und das ist allerdings ein Beweis, daß die Comanchen uns auf dem Fuß sind. Aber sagt, Capitano, wollt Ihr den Schatz heut wirklich heben – in meiner Gegenwart?“
„Ja.“
„Für wen?“
„Für uns.“
„Für uns? Wie meint Ihr das? ‚Für uns‘, das kann heißen für die ganze Compagnie oder auch nur für uns beide.“
„Was wäre dir lieber?“
„Das ist leichter zu denken als zu sagen, Capitano. Aber wenn ihr Euch vergegenwärtigt, wie es jetzt im Hide-spot steht, so ist es jedenfalls besser, gar nicht dorthin zurückzukehren. Wenn man sich seine gute Zeit lang abgemüht hat, verlangt es einen auch einmal nach Ruhe und Bequemlichkeit, und ich denke, was Ihr dazu braucht, das habt Ihr hier in Eurem Versteck reichlich beisammen, so reichlich, daß für mich auch ein weniges abfällt.“
„Du sprichst wie ein Buch, und ich will dir auch nicht unrecht geben. Aber jetzt gilt es vor allen Dingen, diesen zwei Schurken auf die Finger zu klopfen. Komm weiter aufwärts! Dort gibt es einen Platz, wie wir ihn gar nicht besser für uns finden könnten, und der Schatz, den wir heben wollen, ist ganz in der Nähe.“
Meinte der ahnungslose Capitano vielleicht den Ort, an welchem wir unser Lager genommen hatten? Sie schritten allerdings ganz in dieser Richtung mit den Pferden davon, und wir folgten ihnen. Sie waren so unbesorgt und achtlos, daß sie nicht einmal die Fußspuren bemerkten, welche ich und Sam hinterlassen hatten. Allerdings gehörte auch ein gutes Auge dazu, sie zu erkennen.
Die Unsrigen hörten natürlich, daß sich etwas Ungewöhnliches nahe, und hatten sich erhoben. Noch heut kann ich mir den Gesichtsausdruck der beiden Ehrenmänner vergegenwärtigen, als sie, durch die letzten Büsche tretend, den Indianer erkannten, dem sie am Rio Pecos nachgesprungen waren. Beinahe mußte ich hell auflachen.
„Hoblyn!“ rief Conchez, seinen früheren Gefährten erkennend.
„Hoblyn?“ fragte der Capitano. „Wahrhaftig! Wie kommst du in die Sierra Rianca, und wer sind diese Leute hier?“
Ich trat von hinten an ihn heran und klopfte ihm auf die Achsel.
„Bekannte, lauter Bekannte sind's, Capitano. Tretet nur näher, nehmt Platz, und macht es Euch bequem!“
„Wer seid Ihr, Señor?“ fragte er mich.
„Ich werde Euch diese Männer vorstellen und komme also zuletzt daran. Dieser schwarze Master heißt Bob und war der beste Freund eines gewissen Williams, den Ihr ja wohl gekannt habt. Dieser weiße Gentleman ist ein Herr Marshal aus Louisville, der einige Worte mit den Morgans zu reden hat die Euch die Eier aus dem Nest nehmen wollen. Dieser braune Monseigneur heißt Winnetou; Ihr habt den Namen wohl schon einmal gehört, und ich will also über ihn keine lange Rede halten. Dieser Gentleman hier wird gewöhnlich Sans-ear genannt und mich heißt man zuweilen Old Shatterhand.“
Der Mann war vor Schreck so verblüfft, daß er keine Worte fand und nur den Ruf zu stammeln konnte:
„Ist's – möglich?“
„Sehr! Setzt Euch, und macht es Euch so bequem, wie ich es mir machte, als ich Euch im Hide-spot belauschte. Ich lag hart hinter Euch und nahm mir Eure Pistole als Andenken mit. Vorgestern lag ich wieder bei Euch, als Ihr die Comanchen belauscht und Eure Herzen gegeneinander ausgeschüttet habt. Bob, nimm diesen beiden Mesch'schurs einmal die Waffen ab, und binde ihnen Hände und Füße ein wenig zusammen!“
„Señor …!“ fuhr der Capitano auf.
„Schon gut! Wir sprechen mit Euch, wie man mit Stakemen zu reden hat. Gebt Euch keine unnütze Mühe,
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