Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ich bei Betrachtung durch das Fernrohr als langgestreckte Zeltreihen erkannte.
    Die Comanchen hatten jedenfalls der nahen Büffeljagd wegen hier eine so bedeutende Niederlassung errichtet und schienen durch die Ankunft der Gefangenen außerordentlich in Anspruch genommen zu sein, da wir niemand antrafen und uns dem Lager so weit zu nähern vermochten.
    Ich parierte mein Pferd.
    „Dort sind die Wigwams der Comanchen?“ fragte ich.
    „Sie sind es“, antwortete Ma-ram.
    „Wird dort To-kei-chun, der große Häuptling, anwesend sein?“
    „Der Vater Ma-rams ist stets bei seinen Kindern.“
    „Will mein roter Bruder hinreiten und ihm sagen, daß Old Shatterhand ihn besuchen wird?“
    Er blickte doch ein wenig überrascht zu mir empor.
    „Fürchtet sich Old Shatterhand nicht vor so vielen Feinden? Er tötet den Büffel und den grauen Bären, aber er kann nicht töten die Comanchen, welche zählen wie die Bäume des Waldes.“
    „Old Shatterhand will töten die Tiere des Waldes, aber nicht seine roten Brüder. Er fürchtet sich nicht vor den Sioux, den Kiowas, den Apachen und Comanchen, denn er ist aller tapfern Krieger Freund und gibt seine Kugel nur dem Bösen und dem Verräter. Er wird hier warten. Mein Bruder gehe!“
    „Aber Ma-ram ist sein Gefangener; wenn er ihn nun verliert?“
    „Ma-ram ist jetzt nicht mehr mein Gefangener; er hat den Rauch des Friedens mit mir gegessen; er ist frei!“
    „Uff!“
    Mit diesem Wort gab er seinem Tier die Fersen zu fühlen und ritt im Galopp davon. Ich stieg mit Bob ab; wir setzten uns nieder und ließen die Pferde grasen. Der gute Neger machte ein höchst bedenkliches Gesicht.
    „Massa, was werden Indian' machen mit Nigger Bob, wenn Massa nehmen Bob mit zu Indian'?“
    „Das müssen wir abwarten.“
    „Abwarten sein bös' schlimm' schlecht' Ding. Werden Bob abwarten, daß Indian' braten Bob an Pfahl?“
    „Es wird vielleicht nicht so schlimm, wie du denkst. Wir müssen zu den Comanchen, wenn wir deinen Massa Bernard erretten wollen.“
    „Oh, ah, ja, Nigger Bob werden retten gut' Massa Bern', werden lassen sich braten und kochen und fressen, wenn nur Indian' geben frei Massa Bern'!“
    Er begleitete diesen heroischen Entschluß mit einem Grinsen, welches den Indianern sicher allen Appetit, ihn zu verspeisen, benommen hätte, und nahm dann ein Stück Dürrfleisch vor, um vor seinem Martertod wenigstens noch in etwas des Lebens Reize zu genießen.
    Wir brauchten nicht sehr lange auf den Erfolg unserer Anmeldung zu warten, denn nach einiger Zeit kam ein sehr zahlreicher Reitertrupp auf uns zu, welcher sich auflöste, einen weiten Kreis bildete, in welchen wir eingeschlossen wurden, und diesen dann im Galopp und unter Heulen und Waffenschwenken plötzlich so verengte, daß es schien, als ob wir niedergeritten werden sollten. Eine Gruppe von vier Häuptlingen kam wirklich ventre à terre grad auf uns zu und setzte über uns hinweg. Bob fiel hintenüber zur Erde, ich aber blieb ruhig sitzen und regte den Kopf kein Haarbreit nach rechts oder links.
    „Oh, ah, Indian' reiten tot Bob und Massa!“ brüllte der Neger, indem er den Kopf erhob, um sich über den neuesten Stand der Dinge vorsichtig zu unterrichten.
    „Fällt ihnen nicht ein! Sie wollen nur probieren, ob wir Mut haben oder uns vor ihnen fürchten.“
    „Probieren? Oh, Indian' mögen nur kommen; Bob haben Mut, sehr ganz viel groß Mut!“
    Er setzte sich mit seiner fürchterlichsten Miene wieder aufrecht, und zwar grad zur rechten Zeit, denn die Häuptlinge waren abgestiegen und kamen auf uns zu. Der älteste von ihnen nahm das Wort:
    „Warum erhebt sich der weiße Mann nicht, wenn die Häuptlinge der Comanchen zu ihm treten?“
    „Er will ihnen damit zeigen, daß sie ihm willkommen sind“, antwortete ich. „Meine roten Brüder mögen an meiner Seite Platz nehmen!“
    „Die Häuptlinge der Comanchen setzen sich nur an die Seite eines Häuptlings. Wo hat der weiße Mann seine Wigwams und seine Krieger?“
    Ich nahm den Tomahawk in die Rechte.
    „Ein Häuptling muß stark und tapfer sein. Wenn die roten Männer nicht glauben, daß ich ein Häuptling bin, so mögen sie mit mir kämpfen, dann werden sie erfahren, ob ich die Wahrheit sage.“
    „Wie ist der Name des Bleichgesichtes?“
    „Die roten und weißen Krieger und Jäger nennen mich Old Shatterhand.“
    „Der weiße Mann wird sich diesen Namen selbst gegeben haben!“
    „Wenn die Häuptlinge der Comanchen mit mir kämpfen wollen, so dürfen sie den

Weitere Kostenlose Bücher