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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sturz untergegangen.
    Vier der Indianer sprengten den beiden Flüchtlingen nach; den fünften hielt ich zurück.
    „Mein roter Bruder möge mir sagen, warum die Krieger der Comanchen ihre weißen Freunde verfolgen!“
    „Die weißen Männer haben einen Mund wie die Schlangen; ihre Zunge hat zwei Spitzen. Sie haben während der Nacht die Wache getötet und sind mit ihren Schätzen entflohen.“
    „Mit dem Gold?“
    „Sie nahmen das Metall und die vielen Medizinzettel, welche in dem Fell waren.“
    Er ließ uns stehen und eilte seinen Kameraden nach. Die beiden Morgans hatten also Sorge gehabt, daß sie ihre Schätze von den Comanchen nicht bekommen würden, und sich mit denselben davongemacht. Unter den ‚Medizinzetteln‘ waren die Depositenscheine und Banknoten zu verstehen, welche wir ihnen hatten abnehmen wollen. Grad da, wo die Pferde in das Wasser gestürzt waren, machte der Fluß eine Krümmung, so daß ein Wirbel entstand, der uns alle Hoffnung nehmen mußte, das von den Fluten Verschlungene jemals wieder herauszubekommen – deadly dust, tödlicher Staub!
    Was war jetzt zu tun? Die Sorge um die Freunde war natürlich größer als das Verlangen, der beiden Feinde habhaft zu werden. Übrigens waren hinter diesen die fünf Comanchen her, denen wir die Verfolgung recht gut überlassen konnten.
    „Warum schießt mein weißer Bruder auf das Pferd und nicht auf den Reiter?“ fragte Ma-ram. „Hat Old Shatterhand nicht zielen gelernt?“
    „Weshalb tötete Old Shatterhand nicht Ma-ram, den Comanchen, über dessen Herzen schon das Messer war? Er tötete die Pferde, weil er mit den Reitern reden wollte.“
    „Er wird mit ihnen reden, denn er wird sie verfolgen mit seinen roten Brüdern!“
    Ich mußte beinahe lächeln über das Bestreben des Indianers, mich soviel wie möglich von der Verfolgung der Fährte zurückzuhalten. Ich antwortete:
    „Er wird sie nicht verfolgen. Die Krieger der Comanchen sind weise und tapfer; sie werden die bösen Bleichgesichter fangen und in ihre Wigwams bringen. Ma-ram möge sein Pferd besteigen und mir folgen!“
    Das Ereignis hatte mir alle Lust zur Rast genommen, und hierzu kam eine Betrachtung, welche sich mir aufdrängen mußte: Unsere Freunde waren von dreizehn Reitern begleitet worden; die beiden Morgans, fünf Comanchen und die ermordete Wache mußten jetzt abgerechnet werden, und so ergab sich, daß sie nur noch von fünf Indianern bewacht wurden. Unter diesen Verhältnissen war es leichter, sie zu befreien.
    Ich ließ also die Pferde schärfer ausgreifen, als vorher. Bis zur Abenddämmerung hatten wir eine so bedeutende Strecke zurückgelegt, daß, als ich die Fährte sorgfältig untersuchte, ich zu der Überzeugung kam, der kleine Trupp sei erst am Mittag hier vorübergekommen. Die Flucht der Morgans, die Ermordung des Wachtpostens und die Annahme, daß sie nicht verfolgt würden, hatten ihre sonstige Eile gemindert.
    Obgleich Ma-ram sich sehr angelegentlich nach einem Nachtlager umsah, mußte er mir doch noch fast vier englische Meilen folgen, bis es so dunkel wurde, daß es absolut unmöglich war, die Spuren noch zu erkennen. Dann erst gab ich Befehl, abzusteigen. Kaum graute der Morgen, so wurde wieder aufgebrochen.
    Jetzt führte die Fährte vom Fluß abwärts in die Savanne hinein, immer nach Süden. Wir trafen hier und da auf Büffelwege, in denen wir uns vorwärtsbewegten, und dabei bemerkte ich, sooft ich die Fährte beobachtete, daß wir den Verfolgten immer näherrückten. Schon hegte ich die Hoffnung, sie um die Mittagszeit einzuholen, als mich ein einziger Augenblick enttäuschte. Wir kamen nämlich auf einen Platz, der von zahlreichen Pferden zerstampft war, und von hier aus führten wenigstens vierzig Hufspuren nach Süden.
    „Uff!“ rief Ma-ram.
    Weiter sagte er nichts, aber sein Auge leuchtete vor Vergnügen, während seine Züge unbeweglich blieben. Und ich verstand ihn recht gut. Die Eskorte unserer Gefährten war auf eine Comanchentruppe gestoßen, unter deren Schutz sie dem Lagerplatz zueilte.
    „Wie weit ist es noch bis zum Lagerdorf der Comanchen?“ fragte ich den Indianer.
    „Die Racurroh haben kein Lager; sie bauten sich ein Dorf, welches größer ist, als die Städte der Bleichgesichter, in die Savanne. Wenn mein weißer Bruder schnell reitet, wird er es erreichen, noch ehe die Sonne hinter den Gräsern verschwindet.“
    Um Mittag wurde eine kurze Rast gemacht, und wirklich tauchten gegen Abend mehrere dunkle Linien am Horizont auf, die

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