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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sprang durch die Sträucher vor und gewahrte einen Reiter in mexikanischer Tracht, welcher mit Marshal am Riemen davon galoppierte.
    Hier gab es kein Zaudern, sonst wurde Bernard zu Tode geschleift. Ich erhob die Büchse, zielte nach dem Pferd des Reiters und drückte ab. Es tat noch einige Schritte und brach dann zusammen. Ich eilte hinzu. Der Reiter war abgeworfen worden; er erhob sich, und als er mich erblickte, ließ er alles im Stich und ergriff die Flucht.
    Ich durfte ihm nicht folgen, sondern mußte zunächst nach Bernard sehen. Die Schlinge hatte ihm die Arme so fest an den Leib gezogen, daß er sich nicht zu rühren vermochte; ich löste sie, und er zeigte sich glücklicherweise so wenig beschädigt, daß er sich sofort mit heiler Haut zu erheben vermochte.
    „Alle Wetter, war das eine Rutschpartie, Charley! Was wollte dieser Kerl?“
    „Weiß es nicht!“
    „Warum habt Ihr die Kugel nicht ihm statt dem Pferd gegeben?“
    „Erstens ist er ein Mensch und das Pferd ein Tier, und zweitens hätte Euch sein Tod gar nicht viel genützt, denn der Lasso ist, wie Ihr seht, an dem Sattel befestigt, und das Pferd hätte Euch also auch ohne Reiter weiter geschleift.“
    „Konnte diesen Gedanken auch haben!“ meinte er, seine Glieder untersuchend, ob sie noch in gutem Zustand seien.
    „Kommt zurück zur Kuh! Wir wollen machen, daß wir mit ihr fertig werden, denn hier scheint es nicht recht geheuer zu sein.“
    „Ich denke, wir sind hier ähnlichen Gefahren gar nicht mehr ausgesetzt, da das Gebiet der Indsmen hinter uns liegt!“
    „Da irrt Ihr euch sehr. Wir befinden uns bereits auf jenem gefährlichen Terrain, wo statt der Indianos bravos, wie der Spanier die Wilden nennt, die mexikanischen Straßenräuber und Yankeegauner ihr Unwesen treiben. Ihr werdet bald von ihnen zu sehen und zu hören bekommen!“
    Wir nahmen nur die besten Stücke von dem Rind, packten sie hinter uns auf den Sattel und suchten den Unseren nachzukommen. Dieses wurde uns nicht schwer, da sie inzwischen Halt gemacht hatten. Als Bob unsern Fleischvorrat bemerkte, rief er schon von weitem:
    „Oh, ah, da kommen Massa mit Beefsteak! Nigger Bob gleich holen Holz, daß machen Feuer und braten Schinken von Büffel!“
    Wir ließen ihn gewähren und besprachen, während er emsig als Koch beschäftigt war, unser Abenteuer. Als der Braten die richtige Bräune zeigte, war es zum Verwundern, welche gewaltige Stücke davon hinter den dicken Lippen des Negers verschwanden. Er war so in seine Beschäftigung vertieft, daß er gar nicht auf den Ruf Sams merkte:
    „Behold, kommen da drüben Reiter, oder sind es nur Pferde?“
    Ich sah durch das Fernrohr.
    „Reiter – drei, fünf, acht, ja – acht.“
    „Ob sie uns sehen werden?“
    „Natürlich. Sie müssen den Rauch längst bemerkt haben.“
    „Welche Sorte von Menschen ist es?“
    „Mexikaner, nach den breiten Hüten und hohen Sätteln zu schließen.“
    „Dann wollen wir zum Beispiel die Waffen zwischen die Finger nehmen, denn dieser Besuch könnte mit eurem Lassoreiter in Verbindung stehen!“
    Die Truppe kam immer näher, bis sie in einiger Entfernung von uns halten blieb. Es waren lauter Mexikaner, ein Herr und sieben Knechte, wie es schien, und ich erkannte in einem der Knechte den Mann, dessen Pferd ich erschossen hatte. Sie berieten sich augenscheinlich, schwenkten dann nach zwei Seiten ab und bildeten dann einen Kreis, in welchem wir eingeschlossen waren.
    „Scheinen mit uns reden zu wollen, diese Männer, hihihihi!“ kicherte Sam der Kleine in jenem Ton, der stets ein Zeichen war, daß er sich belustigt fühlte. „Nehme es zum Beispiel ganz allein mit allen auf!“
    Der Kreis wurde enger gezogen, so daß sein Halbmesser höchstens zwanzig Pferdelängen betrug; dann ritt der Anführer einige Schritte vor. Er redete uns in dem in jenen Gegenden landläufigen Gemisch von Englisch und Spanisch an.
    „Wer seid ihr?“
    Sam antwortete für uns:
    „Wir sind Mormonen aus der großen Salzseestadt und kommen als Missionare nach Californien.“
    „Werdet schlechte Geschäfte machen, sage ich euch! Wer ist der Indianer bei euch?“
    „Das ist kein Indianer, sondern ein Eskimo aus Neuholland, den wir für Geld sehen lassen werden, wenn unsere Geschäfte wirklich schlecht gehen sollten.“
    „Und der Nigger?“
    „Ist auch kein Nigger, sondern ein Lawyer (Advokat) aus Kamtschatka, der in San Francisco einen Prozeß zu verhandeln hat.“
    Der gute Mexikaner war in der Geographie wohl nicht

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