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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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habe.
    »Bob Stein, der sein ganzes Leben lang mit Mandle befreundet war, wird außer sich sein und wie ein Bluthund die Spur aufnehmen«, ergriff Smith senior unterwegs das Wort.
    »Merkwürdig, daß Mr. Stein so religiös geworden ist!«
    »Hat es ihn arg gepackt?«
    »Ja, man kennt sich niemals richtig mit ihm aus!« versetzte der Inspektor, während er geschickt um einen im Wege Hegenden großen Feldstein herumsteuerte. »Er befaßt sich mit allerlei Sachen und läßt sie dann plötzlich wieder fallen. Wahrscheinlich Langeweile - Sie wissen wohl, daß er Junggeselle ist.«
    Socrates erinnerte sich an John Mandles hämische Bemerkung über die Sensationsgelüste seines Freundes. Aber er sagte nichts, sondern ließ Mallet weiterplaudern.
    »Stein wird demnächst in einer Erweckungsversammlung reden; sein Name ist auf allen Plakaten fett gedruckt, mit denen ganz Goldaming überschwemmt wurde. Eigentlich ist er ein viel zu fröhlicher Mensch, um sich mit Religion abzugeben.«
    »Man kann fröhlich und doch fromm sein«, erklärte Socrates.
    Der Wagen flitzte durch eine lange Fichtenallee, an deren Ende der ›Prinzenhof‹ auftauchte, ein weit anspruchsvolleres Gebäude als John Mandles bescheidenes Landhaus.
    »Er ist Junggeselle«, wiederholte der Inspektor und beabsichtigte mit dieser Formel offenbar nicht allein die Eigentümlichkeiten der Hagestolze seiner Bekanntschaft, sondern auch ihren Reichtum zu erklären.
    »Ich bin neugierig, ob er zu den Frühaufstehern gehört«, meinte Soc, als er auf den Klingelknopf drückte.
    Doch Mr. Bob Stein erhob sich ebenso spät wie seine Freunde in der Nachbarvilla, denn der würdevolle Diener bekundete, daß sein Herr noch nicht nach dem Rasierwasser geklingelt habe.
    »Zeigen Sie mir den Weg zu seinem Schlafzimmer; mich führt eine dringende Angelegenheit hierher.«
    Der Diener zögerte unschlüssig.
    »Mr. Stein ist sehr ungehalten, wenn er gestört wird. Aber ich darf wohl annehmen, daß Sie mit ihm befreundet sind ... Ah, guten Morgen, Mr. Mallet«, begrüßte er den Inspektor, den er erst jetzt erblickte. »Sie wissen ja auch, wie Mr. Stein es haßt, wenn ein Fremder sein Haus betritt.«
    »All right, Jackson. Mr. Smith ist seit Jahren mit Ihrem Herrn befreundet.«
    Also auch Stein verbringt sein Leben in steter Furcht! grübelte Socrates, als der Diener sie die breite Treppe hinauf in das erste Stockwerk führte und an der letzten Tür des geräumigen Korridors anklopfte.
    Da keine Antwort erfolgte, wiederholte er sein Klopfen und drückte dann die Klinke herunter. Aber die Tür gab nicht nach.
    »Gibt es noch einen anderen Zugang in dieses Zimmer?« erkundigte sich Socrates.
    Der Diener wies auf eine kleine Tür zur Rechten.
    »Hier, durch das Bad.«
    Diese Tür war nicht abgeschlossen und ebensowenig die Verbindungstür zum Schlafzimmer. Voll böser Ahnungen trat Socrates über die Schwelle: da lag Bob Stein auf seinem Bett, ein festverknotetes Tuch über dem Mund, an Händen und Füßen gefesselt und in seiner Hilflosigkeit wild um sich blickend.

8
    Eine Minute später hatten sie Stein von seinen Fesseln befreit und ihn aufgerichtet. Mit purpurrotem Gesicht und geschwollenen Gelenken saß er wie betäubt auf seinem Bett und versuchte, die steifen, halb abgestorbenen Arme zu bewegen.
    »Reden Sie schon, was ist passiert, Bob?« drängte Socrates.
    »Was passiert ist . . .? Ein paar Kerle sind vergangene Nacht in mein Schlafzimmer eingebrochen und haben mich gefesselt. Ich habe wie der Teufel gekämpft, konnte aber gegen die Übermacht nichts ausrichten.«
    »Wie viele waren es?«
    »Es müssen drei oder vier gewesen sein. Ganz sicher bin ich aber nicht, denn alles spielte sich im Finstern ab. Was dann geschah, nachdem sie mich überwältigt hatten, weiß ich nicht. Ich glaube, daß sie sich über ihre weiteren Maßnahmen beraten haben und dabei durch irgend etwas gestört worden sind, weil sie plötzlich verschwanden.«
    »Haben Sie einen erkannt?«
    »Nein, Ich sagte ja, daß es dunkel war.«
    »Und wann geschah es?«
    Stöhnend rieb Stein seine geschwollenen Gelenke.
    »Zur Hölle mit den Kerlen! Hätte ich doch nur nach meinem Schießeisen greifen können . . . Wann? Es muß so um Mitternacht herum gewesen sein; vielleicht war es auch etwas später - ich hatte fest geschlafen.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Stein sich einigermaßen erholt hatte, und erst als er, flüchtig angekleidet, unten im komfortablen Eßzimmer saß, erzählte Socrates von John Mandles

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