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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ihres Mannes nicht einmal etwas ahnte. Und drei Jahre später, nachdem Mandle Ward ins Zuchthaus gebracht hatte, überraschte er uns alle durch seine Heirat mit einer Witwe, die eine Tochter mit in die Ehe brachte. Eine sehr schöne Frau, diese Mrs. Mandle! Sind Sie ihr nie begegnet, Soc?«
    Socrates schüttelte den Kopf.
    »Und wenn nun Mandle« - unwillkürlich dämpfte Stein seine Stimme - »die Frau von Ward geheiratet hätte...? So unwahrscheinlich ist das gar nicht, denn wenn Wards Frau nichts von dem Doppelleben ihres Mannes gewußt hat, mußte ihr auch sein weiteres Schicksal unbekannt bleiben. Mandle, der ja keine Hemmungen hatte, wenn er seinen Willen durchsetzen wollte, wird ihr vermutlich eingeredet haben, daß ihr seit langen Jahren verschollener Ehemann tot sei. Und so wird sie schließlich eingewilligt haben, Mandles Frau zu werden.«
    »Aber wieso nannte sie sich Templeton?«
    »Das wird einer der vielen Namen gewesen sein, die Ward angenommen hatte.«
    »Gesetzt den Fall also, daß Ihre Überlegungen zutreffen«, faßte Socrates zusammen, »so ist Molly Templeton niemand anders als Wards Tochter. Und alles zusammen ergäbe ein starkes und genügendes Motiv für die Ermordung John Mandles...«
    Stein, der erregt auf und ab gelaufen war, griff nach seinem Hut.
    »Ich muß einen kleinen Spaziergang machen, um mir alles durch den Kopf gehen zu lassen. Sie werden mich unterrichten, sobald Sie etwas über Molly erfahren, nicht wahr?«
    Ein düsteres Schweigen lastete im Zimmer, als er gegangen war.
    »Soc«, begann Lexington endlich fast zaghaft, »ich sollte dich noch einmal fragen, warum du so zufrieden warst, daß die Londoner Abendzeitungen bereits die Nachricht über den Mord veröffentlicht hatten.«
    In der Halle gab es einige Unruhe, und gleich darauf stürzte Timms strahlend ins Zimmer.
    »Miss Templeton ist zurück!«
    »Das war der Grund«, sagte Socrates. Aber sein Bruder war schon draußen und stand vor dem blassen jungen Mädchen.

10
    »Ist es wahr, wirklich wahr? Ist . . .« Sie stockte vor dem Wort Vater.
    Socrates nickte ernst.
    »Leider ist es wahr, Miss Templeton.«
    »Auch die Geschichte mit . . . mit dem Baum?«
    Wiederum nickte er.
    »Entsetzlich . . .! Ich kann es nicht fassen!«
    Sie reichte Stein, der in diesem Augenblick wieder hereinkam, die Hand, die dieser, wie Lexington eifersüchtig feststellte, nicht losließ.
    »Ich vermute, daß Sie den Bericht in einer Zeitung gelesen haben und sich daraufhin zur Rückkehr entschlossen?« fragte Socrates.
    »Ich bin durch einen reinen Zufall darauf gestoßen, Mr. Smith. Nur ein einziges der frühen Abendblätter brachte die Nachricht, und gerade dieses geriet mir in die Hände.«
    Socrates schob seinen Arm unter den ihren und geleitete sie ins Wohnzimmer.
    »Ich denke, daß Sie uns manches erklären können, Miss Templeton.«
    »Wohl nicht viel! Aber ... ich mache mir jetzt Gedanken...«
    »Worüber?«
    »Warten Sie. Ich erzähle Ihnen wohl besser alles von Anfang an«, entgegnete sie und setzte ihren Hut ab. Es war Lexington - ein störrischer Lexington, wie sein Bruder sah -, der den Hut in Empfang nahm und ihr beim Ablegen des Mantels half.
    »Nachdem Sie vergangene Nacht Ihr Zimmer aufgesucht hatten, Mr. Smith«, begann sie, »befahl mir Vater zu bleiben, weil er mit mir zu reden habe. Ich nannte ihn zwar Vater, aber ich hatte niemals das Gefühl einer Tochter für ihn, und ich konnte es auch nicht haben, weil er mir gegenüber immer fremd und kalt war und sehr hart mit mir umging. Weiß Gott, ich will nichts Schlechtes über ihn sagen, aber er machte mir manchmal das Leben zur Hölle. Vor etwa zwei Jahren lernte ich dann einen alten Herrn kennen, der hier in der Nachbarschaft seinen Besitz hat und der so gütig zu mir war, daß ich mich bei ihm mehr zu Hause fühlte als hier.« »Mr. Jetheroe natürlich«, schaltete Socrates ein. »Ja, Mr. Jetheroe. Er schenkte mir ein Fahrrad - aber das wissen Sie bereits.« Der Schimmer eines Lächelns, der sich in ihre Augen stahl, war eine Anerkennung für Socrates und die Gründlichkeit seiner Nachforschungen. »Natürlich mußte ich mein Radeln vor Mr. Mandle geheimhalten, da es sonst einen furchtbaren Auftritt gegeben hätte. Als er mir gestern abend zu bleiben befahl, gab es wieder eine Szene, diesmal, weil . . . wegen . . .«
    Sie wurde purpurrot, und Socrates wußte, daß Lexington der Gegenstand der Auseinandersetzung gewesen war.
    ». . . wegen etwas, das ihn nichts anging«, vollendete

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