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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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jungen Leute füreinander bestimmt hatte, sondern fügte sich philosophisch in die Situation.
    »Na, alter Junge«, polterte er, als Socrates ihm gute Nacht wünschte, »das waren drei höchst aufregende Tage für Sie!«
    »Wirklich nur drei Tage? Mir kommen sie wie drei Jahre vor!«
    »Ich habe heute mit Molly über den ›Waldfrieden‹ gesprochen«, fuhr Stein fort. »Sie will ein neues Haus bauen lassen und das Besitztum dann verkaufen. Es hängen zu viele häßliche Erinnerungen daran, sagte sie, als daß sie dort leben möchte - und ich kann ihr nur zustimmen.«
    »Hoffentlich verschiebt sie den Beginn des Neubaus aber so lange, bis ich mit meiner Suche fertig bin.«
    »Erwarten Sie denn noch immer, irgendwelches Beweismaterial in dem Ruinenschutt zu finden?«
    Socrates nickte lächelnd.
    »Seit dem Morgen nach der Brandnacht arbeiten dort drei Mann für mich unter Leitung eines der fähigsten Beamten der Londoner Bergungsgesellschaft.«
    »Ach so! Ich bemerkte gestern, daß einige Leute dort herumwühlten und wunderte mich schon, was sie trieben. Aber ich glaube nicht, daß da etwas zu holen ist!«
    »Das ist auch meine Ansicht«, gab Socrates zu. »Doch Sie wissen ja auch, daß einem manchmal bei ganz aussichtslos erscheinenden Bemühungen das schönste Material in die Hände fallen kann.«
    Am nächsten Morgen ging Socrates wie gewöhnlich hinüber zum ›Waldfrieden‹. Aber die Auskunft, die er dort erhielt, war alles andere als ermutigend.
    »In meinem ganzen Leben ist mir eine so vollständige Zerstörung noch nicht begegnet!« lautete das Urteil des Londoner Fachmannes. »Bis auf unscheinbare Reste ist sämtliches Holzwerk verbrannt.«
    »Und wie steht es mit den Resten des Schreibtisches?« »Ich habe sie förmlich gesiebt - aber mit gänzlich negativem Erfolg! Nicht wahr, Mr. Smith, Sie haben gestern nacht hier die Runde gemacht?«
    »Ich? Wieso?«
    »Einer von meinen Leuten sah jemand mit einer Taschenlampe herumwandern.«
    »Um wieviel Uhr war das?«
    »So kurz nach zehn, denn der Arbeiter - er bewohnt das Häuschen dort drüben - kam vom Dorfkrug zurück, der um halb zehn schließt. Da er glaubte, daß Sie dort herumstreiften, achtete er nicht weiter darauf.«
    Socrates hielt den Kopf gesenkt. Was hatte dieser Unbekannte nächtlicherweise auf dem Trümmerfeld zu suchen?
    »Stellen Sie von heute an einen Mann zur Nachtwache ab. Und dabei fällt mir ein: Die Arbeiter dürfen auf keinen Fall den Pavillon benutzen. Ich habe gestern beobachtet, daß zwei dort ihre Mittagspause verbrachten.«
    »Ich habe sie bereits verwarnt«, erwiderte der Beamte. »Aber es ist schon zu verstehen, daß sie sich das schönste Plätzchen für ihre Freizeit gewählt haben.«
    Sie stiegen langsam den steilen Weg hinauf, der zu der Höhe führte.
    »Es ist sehr kostbarer Marmor«, erläuterte Socrates, als er die Tür des Pavillons öffnete. »Verdammt . . .!«
    In zwei Stücke zerbrochen lag die Marmorplatte des Tisches am Boden. Und auch der Sitz, der Thron aus Marmor, wie ihn Molly genannt hatte, war umgestürzt worden. »Eine solche Verwüstung würden meine Leute nie anrichten«, erklärte der Beamte, über die Bruchstücke der Tischplatte hinwegsteigend. »Hallo, Sir, was halten Sie hiervon?«
    Der Sockel des Thrones, den Socrates für massiv gehalten hatte, war in Wirklichkeit ein Hohlraum, auf dessen Boden ein flacher Kasten stand. Eine Zinnkassette mit aufgebrochenem Schloß, leer - mit Ausnahme eines Blattes, das der Verbrecher in der Eile wahrscheinlich übersehen hatte. Es war eine Titelseite und trug in Mandles energischen Schriftzügen, die Socrates so gut kannte, die Überschrift:
Bericht von John Handle, früher Inspektor der Kriminalabteilung von Scotland Yard, über die Ereignisse im Pfuhl im Moor am 27. Februar 1902.
    Mehr als dies eine Blatt fand Socrates Smith trotz emsigen Suchens nicht - der nächtliche Unbekannte mit der Taschenlampe hatte sich alles andere angeeignet! John Mandles Aufzeichnungen existierten also doch noch . . . aber wer hatte sie jetzt in Händen?
    Zwei Arbeiter wurden herbeigerufen, die den unversehrt gebliebenen Sitz wieder auf den Sockel hoben.
    »Das Herunterwerfen hätte sich der Dieb ersparen können«, erklärte der Londoner Beamte. »Sehen Sie, Mr. Smith, die Rückseite des Stuhles sitzt auf einem Zapfen, und das Gewicht ist so genau ausbalanciert, daß der kleinste Druck der Hand genügt, damit der Stuhl die Öffnung freigibt.«
    Als Socrates wieder auf dem ›Prinzenhof‹

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