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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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von der großen Entdeckung im Pavillon.
    »So ein Querkopf!« sagte Stein langsam. »Sein kleines Geheimnis unter dem Marmorsitz aufzubewahren! Was mag wohl in dem Manuskript stehen?«
    «Höchstwahrscheinlich eine gruselige Geschichte. Ich werde nachspüren müssen, was Mandle am 27. Februar 1902 getan hat.«
    »Da kann ich Ihnen eine Menge Arbeit ersparen«, versetzte Stein und ging zu einem verschlossenen Bücherschrank. »Im Jahre 1902 arbeiteten wir beide viel zusammen, und ich hatte die Gewohnheit, mir über unsere Tätigkeit Aufzeichnungen zu machen. Hier ist das richtige Heft schon - 1902, der siebenundzwanzigste Februar ...? Aha: ›Mandle und ich durchsuchten den nach Bilbao bestimmten Dampfer Antrim. Keine Spur von Deveroux. Sonntags Rückkehr nach Londons‹«
    »Dann kann Mandle an jenem Tag ja gar nicht im ›Pfuhl im Moor‹ gewesen sein, sondern hat von den Ereignissen dort offenbar erst später erfahren«, überlegte Socrates.
    »Es scheint so. Wo liegt übrigens dieser ›Pfuhl im Moor‹? Der Name klingt nach Devonshire.«
    »Stimmt. Es ist eine Farm am Ashburton-Weg, ein verfallenes Anwesen, das anscheinend einem Franzosen gehört.«
    »Warum sehen Sie es sich nicht mal an?«
    »Das will ich tun. Ich werde morgen mit Lexington hinfahren. Hat Mandle Ihnen gegenüber diesen Namen einmal erwähnt?«
    »Niemals. Wissen Sie, Soc, ich bin mehr und mehr davon überzeugt, daß Mandle verrückt war.«
    »Sie meinen geisteskrank?«
    »Ja, ich glaube, er litt an Verfolgungswahn. Er hatte allerlei wunderliche Halluzinationen. Ich bin sicher, daß sein Leben niemals ernsthaft bedroht war und daß man alle diese Selbstschüsse und Fallen, die er aufgestellt hat, als Symptome seiner Krankheit auffassen muß.«
    »Nun, eigentlich beweist die Art, wie er starb, die Berechtigung seiner Angst«, entgegnete Socrates trocken.
    »Weil er ermordet worden ist? Besteht nicht dennoch die Möglichkeit, daß die Person, die ihn erschoß, eine ganz andere war als die... ich möchte sagen, eingebildete, die er erwartete? Mandle war unglaublich mißtrauisch. Bei jedem düsteren, unbewohnten Haus witterte er Geheimnisse; bei jedem verfallenen Gebäude malte er sich allerhand mysteriöse Verbrechen aus.
    Vergessen Sie nicht, daß er jedes Jahr ausgedehnte Autoreisen durch Devonshire machte, das war sein bevorzugtes Ferienrevier. Vielleicht hat ihn eine dieser Fahrten am ›Pfuhl im Moor‹ vorbeigeführt, und dieser verschrobene Name hat seine Fantasie so beeindruckt, daß er sich irgendeinen romantischen Spuk erdacht hat.«
    »Nun, auf alle Fälle will ich mir ›Pfuhl im Moor‹ mit eigenen Augen ansehen.«
    »Und wahrscheinlich eine große Enttäuschung erleben«, ergänzte Stein und lächelte ein wenig spöttisch. »Armer Mandle! Nach seinem Tod macht er uns mehr zu schaffen als zu seinen Lebzeiten!«
    Im Begriff, das Zimmer zu verlassen, drehte sich Socrates auf der Schwelle noch einmal um.
    »Sie haben doch nichts dagegen, wenn Frank in meinem Ankleideraum schläft? Ich verwahre dort eine ganze Menge Kleinigkeiten, die für das Verfahren von Wichtigkeit sein könnten.«
    »Durchaus nicht. Falls Sie es nicht doch vorziehen sollten, alles in meinen Safe zu packen. Scheint ein ganz brauchbarer Bursche zu sein, Ihr Frank, nur« - ein kritischer Blick streifte Socrates Smiths Füße - »Ihren Schuhen dürfte er schon etwas mehr Sorgfalt zuwenden!«
    Ein wenig später nahm sich Socrates seinen neuen Diener vor.
    »Weldon, Sie sind ein verdammt schlechter Schuhputzer. Mr. Stein machte mich darauf aufmerksam.«
    »Tut mir aufrichtig leid, Mr. Smith«, entschuldigte sich Frank, »Schuhputzen ist tatsächlich meine schwache Seite. Ich werde mich darin gründlich unterweisen lassen, sobald wir nach London zurückkehren.«
    Die Tür zu seinem Ankleidezimmer öffnend, erklärte Socrates: »Sie schlafen hier, Frank; das Bett wird noch hereingestellt. Nebenan befindet sich das Zimmer von Miss Templeton. Während meiner Abwesenheit müssen Sie die Nächte durchwachen; Sie können ja tagsüber schlafen. Am liebsten wäre es mir, Sie säßen nachts hier im Dunkeln bei angelehnter Tür.« »Erwarten Sie denn einen Anschlag auf die junge Dame?« »Mit absoluter Gewißheit!« erklärte Socrates.

17
    Am nächsten Tag fuhren die Brüder in aller Frühe zum Bahnhof, begleitet von Molly Templeton, die dem Zug noch lange nachwinkte. Es folgte eine ermüdende Reise, und die Nacht senkte sich schon hernieder, als sie endlich Exeter erreichten. Vor

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