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030 - Das Schloß der Vampire

030 - Das Schloß der Vampire

Titel: 030 - Das Schloß der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Saxon
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quälte sie keine Angst, solange die Sonne noch am Himmel stand.
     

     
    Das Klingeln des Weckers rüttelte sie aus dem Schlaf. Beide hatten leichte Kopfschmerzen, die aber nachließen, nachdem sie sich gewaschen und umgekleidet hatten.
    „Geh du einstweilen nach unten“, sagte Penny, „ich schaue nur schnell, wie es der Patientin geht.“
    Istwanoff entzündete gerade die Öllampen. Er sah den Engländer, grüßte ihn jedoch nicht, sondern fuhr in seiner Arbeit fort. Mike schenkte sich selbst einen Tsuica ein.
    „Wie geht es der jungen Amerikanerin?“ fragte er.
    „Sie schläft“, antwortete der Wirt kurz, beschäftigte sich mit der letzten Lampe und verschwand wortlos.
    Mike saß allein in dem stillen Raum und hing seinen Gedanken nach. Er fragte sich, was bei Laura den Schock ausgelöst hatte. Er überlegte auch, wie man sich vor einem Vampir schützen konnte. Penny würde es vermutlich wissen. Sie war eine Leseratte und vollgepfropft mit Wissen über die seltsamsten Dinge. Mikes Bibliothek dagegen bestand hauptsächlich aus gebundenen Schnappschüssen und Fotoalben.
    Während er darüber brütete, was wohl die kommende Nacht an Schrecken für sie bereithielt, kam Penny die Treppen herunter. Er schenkte ihr einen Tsuika ein.
    „Sie ist wieder in Ordnung und schiebt die Schuld auf die dünne Luft“, berichtete Penny.
    „Glaubst du das?“
    „Nein. Jedenfalls will sie aufstehen und sich umziehen. Sie hat irgendetwas vor.“
    „Wegen vergangener Nacht …“ Mike stockte.
    „Ja?“
    „Es gibt doch etwas gegen diese - eh - Dinge, aber mir fällt einfach nicht ein, was. Hast du eine Ahnung?“
    „Ich versuche auch schon die ganze Zeit, mich zu erinnern. Sie fürchten natürlich das Kruzifix und mögen es auch nicht, wenn jemand das Kreuzzeichen macht. Und Knoblauch vertragen sie überhaupt nicht.“
    „Ich bin auch nicht gerade ein großer Freund davon“, versuchte Mike zu scherzen.
    „Nein, ich meine es ernst“, versicherte sie ihm. „Wenn man eine Knoblauchkette vor die Tür hängt, kommen sie nicht in den Raum. Und da sind noch irgendwelche religiösen Mittel. Weihrauch, glaube ich, ist Gift für sie. Und noch irgend etwas.“
    „Was ist mit der Kirche?“
    „Daran dachte ich auch, als wir heute Morgen zurückkamen. Ich hatte die Absicht, sie mir nachmittags von innen anzusehen, aber dann habe ich es in der allgemeinen Aufregung vergessen.“
    Sie hatten das Öffnen der Eingangstür nicht gehört, blickten aber hoch, als sie einen kalten Luftzug spürten. Fast merklich zuckten sie zusammen, als ein Fremder in der Nähe ihres Tisches stand.
    Er war ungefähr einsachtzig groß. Seine Kleidung bestand aus einem schwarzen Anzug, der einen guten Schneider verriet, einem weißen Hemd mit schwarzer Seidenkrawatte, und einem schwarzen Umhang.
    Sein Haar, das Geheimratsecken freiließ, war über einer hohen, knochigen Stirn glatt zurückgekämmt. Seine Augen lagen tief, was sie noch dunkler erschienen ließ. Seine Nase war lang und schmal wie sein Gesicht, sein Mund klein und wie schmollend verzogen. Die kräftige Röte der Lippen hob sich geradezu erschreckend von seiner bleichen Haut ab. Er mochte an die fünfzig sein.
    Er blickte auf sie herab. Sein Mund verzog sich zu etwas, was wohl ein Lächeln sein sollte. Steif und förmlich verbeugte er sich erst vor Penny, dann vor Mike.
    „Miß Cord, Mr. Mills, nehme ich an. Ich bin Miron Zapolia.“
    „Graf Zapolia“, sagte Penny und legte die Betonung auf das erste Wort. Beide erhoben sich.
    „Titel sind hier nicht erwünscht“, wehrte er ab. „Und werden wohl auch kaum noch irgendwo verwendet, außer vielleicht in Ihrer Heimat.“
    Seine Stimme war tief. Er sprach fließend Englisch mit einem leicht amerikanischen Akzent. Penny machte ihm ein Kompliment.
    „Ich studierte in Oxford“, erklärte er, „aber ich fürchte, Englands gesellschaftliches Leben faszinierte mich mehr als mein Studium. Ich ließ es nicht einmal bis zu den Prüfungen kommen. Und natürlich besuche ich auch jetzt London noch regelmäßig.“
    „Aber Sie ziehen es vor, hier, in den Bergen zu wohnen?“
    „Meine liebe Miß Cord! Hier ist meine Heimat, der Sitz meiner Vorväter. Meine Familie hat Jahrhunderte hier geherrscht.“
    „Geherrscht?“ fragte sie schnell.
    „Vielleicht ist das nicht der richtige Ausdruck. Wir sind hier eine polyglotte Rasse, Miß Cord. Unsere Geschichte reicht weit zurück. Unsere Vorväter waren Sachsen, Szekler, Kelten und Magyaren. Wir haben

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