030 - Die mordende Anakonda
Junge, dem man ein riesiges Geschenk
gemacht hatte. Hier war Präzisionsarbeit geleistet worden. Der Einbau in seinen
Lotus Europa war mit der gleichen Aufmerksamkeit erfolgt wie die Herstellung
der elektronischen Teile für die amerikanische Mondlandefähre.
Ein leises Summen erfüllte plötzlich das Innere des Lotus.
Larry betätigte einen kleinen Knopf auf dem Armaturenbrett. Aus einem
verborgenen Lautsprecher ertönte eine Stimme.
»Ich hoffe, ich störe Sie nicht in Ihrem Geschwindigkeitsrausch, X-RAY-3.«
Es war die freundliche, väterliche Stimme des geheimnisvollen Leiters der Psychoanalytischen Spezialabteilung .
»Vielleicht haben Sie den Motor auch schon zu Bruch gefahren, wer weiß. Aber
wie ich hier an meiner Sendeanlage sehe, müssten Sie zumindest einen
Funkempfang registrieren. Oder irre ich mich da, X-RAY-3?«
Larry lächelte. »Nein, Sir! Sie irren nicht! Es ist alles in bester
Ordnung!« Das Mikrofon befand sich genau im Griff der Gangschaltung. Die
zahlreichen feinen Raster, die wie eine Verzierung wirkten, waren die
Mikrofonrillen. »Mit dem Geschwindigkeitsrausch ist es auch nicht so schlimm.
Ich fahre im Moment nur 160 ...«
»Das ist das richtige Tempo, um auf dem schnellsten Weg in das
Hauptquartier zu kommen.« Die Stimme von X-RAY-1 klang mit einem Mal ernster.
»Ich erwarte Sie umgehend in Ihrem Büro. Ich habe eine kleine Reise für Sie
vorgesehen. Ein Trip auf eine irische Insel. Da gibt es so wenig Straßen, dass
Sie mit Ihrem Lotus kaum etwas anfangen können ...«
Eine halbe Stunde später parkte Larry Brent seinen roten Wagen auf dem
Platz vor dem berühmten Tanz- und Speiselokal Tavern on the Green in New York. In diesem Restaurant, zwei
Stockwerke unter den Kellerräumen, befand sich das Hauptquartier der PSA.
Dieser geheime Ort war nur einem kleinen Kreis von Eingeweihten, die direkt mit
der PSA zu tun hatten, und hohen Regierungsbeamten bekannt.
Die neue Abteilung, die seit einigen Jahren tätig war, konnte eine Anzahl
großartiger Erfolge verbuchen. Rasch und unkonventionell wurde sie tätig. Aus
allen Teilen der Welt liefen ständig Nachrichten und Informationen ein, die von
den Computern im Quartier sofort ausgewertet, verglichen und gespeichert wurden.
Sobald der geringste Widerspruch auftrat, sobald sich zeigte, dass eine Sache
etwas mit einer anderen zu tun haben könnte, erhielt X-RAY-1 eine Information.
Ihm oblag dann die letzte Entscheidung, und bisher waren seine Entscheidungen
immer richtig gewesen und zum passenden Zeitpunkt erfolgt.
Larry Brent ließ sich von dem getarnten Aufzug, der in einer Nische
untergebracht war, die über eine Rumpelkammer außerhalb der Wirtschaftsräume zu
erreichen war, in die Tiefe tragen.
Das Büro des Sonderagenten befand sich nur zwei Türen vom Büro X-RAY-1
entfernt. Jeder Agent und jede Agentin der PSA verfügte über einen eigenen
Büroraum. Und jede Tür war mit der Deckbezeichnung markiert, die der
betreffende Agent trug.
Es gab auch eine Tür mit der Bezeichnung X-RAY-2, doch bis zur Stunde
hatten Bewerber für die PSA noch keinen Intelligenzquotienten aufweisen können,
der ihnen die Auszeichnung X-RAY-2 erlaubt hätte.
Die Staffelung der bisher im Einsatz befindlichen Agenten und Agentinnen
bewegte sich zwischen den Nummern 3 und 20. Die Bedingungen, die ein PSA-Agent
erfüllen musste, waren hart, und nur die Besten konnten bestehen. Es gab
zwischen den jetzigen Agenten nur geringfügige Unterschiede, was das
Reaktionsvermögen, die Selbstbeherrschung, Charakterstärke, Einfühlungsvermögen
und den Intelligenzquotienten betraf.
Das Büro machte einen beinahe wohnlichen Eindruck, und man hatte nicht das
Gefühl, sich drei Stockwerke tief unter der Erde zu befinden.
Eine Wand vermittelte den Blick auf das Meer; im Vordergrund standen
Palmen. Die andere Wand war eine einzige beleuchtete Weltkarte, auf der
verschiedenfarbige Markierungen glühten und anzeigten, wo sich dieser und jener
Agent im Augenblick aufhielt. Die Karten befanden sich in jedem Büro und wurden
zentral von einer Computeranlage gesteuert.
Mit einem Blick auf diese Wand vergewisserte X-RAY-3 sich, dass sein Freund
Iwan Kunaritschew im Augenblick in China eingesetzt war. Der genaue
Aufenthaltsort aber war nur dem Leiter der Abteilung bekannt.
Larry aktivierte die Sprechanlage und meldete sich. X-RAY-1 kam sofort auf
das Wesentliche zu sprechen.
»... ich habe wenig Möglichkeiten, Ihnen die Dinge zu untermauern, die Sie
von mir zu hören bekommen.
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