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030 - Die mordende Anakonda

030 - Die mordende Anakonda

Titel: 030 - Die mordende Anakonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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gesehen – und gelernt, sie mit Bewusstsein und
Überlegung zu betrachten. Henrik van Heyken hatte ihr jedes Bild erklärt.
Sioban fand seine Arbeiten – besonders seine Kohlezeichnungen und
stimmungsvollen Aquarelle – ausgezeichnet. Sie gefielen ihr, und sie war
überzeugt davon, dass van Heyken wirkliches Talent besaß. Und er war besessen
von der Idee, ein großer Maler zu werden.
    Unwillkürlich wandte sie den Blick und sah die Staffelei draußen auf der
breiten, grobgepflasterten Terrasse. Ein angefangenes Ölbild, das eine
Baumgruppe mit interessanten Licht- und Schatteneffekten darstellte, stand
darauf.
    In seiner Mappe hatte van Heyken der jungen Irin auch Zeichnungen und
Skizzen junger Frauen gezeigt. Zahlreiche Aktstudien befanden sich darunter.
    »Ich werde nach dem Frühstück gleich weggehen«, sagte der Holländer, als
sie sich an dem klapprigen Tisch gegenübersaßen und er sie aufmerksam
betrachtete. Er konnte nicht verbergen, dass er sie offensichtlich intensiv
musterte und einschätzte. Die Schönheit der jungen Irin faszinierte ihn. »Haben
Sie Lust, mich zu begleiten?«
    »Sie sind auf der Suche nach neuen Motiven?«
    »Ich habe vorgestern auf der Insel ein paar nette Motive gefunden, die ich
mir noch mal ansehen möchte. Auch drüben bei den Bauern möchte ich noch etwas
malen. Vielleicht gerade heute, wo sie auf den Feldern sind. Der Himmel ist
strahlend blau, es scheint sehr warm zu werden. Da kann man damit rechnen, dass
Heu gewendet oder vielleicht schon eingefahren wird. Dankbare Anregungen
ergeben sich da.«
    Sioban seufzte, während sie die Tasse langsam auf den Tisch zurückstellte.
    »Eigentlich bin ich hierher gekommen, um in aller Stille zu arbeiten. Wenn
ich mich dazu überreden lasse ...« Der Holländer nickte, und sie sprach gar
nicht zu Ende.
    »Ja, ich verstehe Sie schon«, murmelte Henrik. »Ich bin ein fürchterlicher
Egoist, ich weiß. Ich würde genauso reagieren, wenn ich Sie wäre. Die
Einsamkeit hier muss man nutzen. Sie haben recht. Ich will Sie nicht von der
Arbeit abhalten.«
    »Vielleicht gehe ich heute Mittag mit«, lenkte Sioban McCorkan ein. »Wenn
ich das Gefühl habe, schon eine Sache angefangen zu haben, dann bin ich
zufriedener.«
    Er nickte wieder. »Einverstanden!«
    Seine Blicke klebten förmlich auf ihr.
    Es war ihr nicht unangenehm. Seltsam ...
    »Was denken Sie?«, fragte die Irin unvermittelt.
    Er lächelte. »Soll ich es Ihnen wirklich sagen?«
    »Ja. Ich bestehe darauf.«
    »Ich habe Sie mir als Modell vorgestellt.«
    Ihre Augen glitzerten. »Und zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?«
    Er ging nicht direkt auf ihre Frage ein.
    »Sehen Sie, die Frauen tragen heutzutage immer weniger. Den Blicken der
Männer wird in dieser Zeit sehr viel geboten. Aber es ist doch noch genügend an Verborgenem vorhanden, was die
entscheidenden Partien eines weiblichen Körpers verhüllt. Mängel werden durch
die Kleidung ausgeglichen. Der nackte Körper erst enthüllt die volle
Schönheit.«
    Sioban erwiderte ungeniert seinen Blick. Sie war ein modernes Mädchen und
dachte über viele Dinge anders, als vielleicht ihre Mutter es noch getan hatte.
    »Sie würden mich gern nackt malen?«
    Er lächelte. »Ich glaube, Sie sehen die Dinge falsch. Ich würde Sie gerne
als Akt malen. Das ist etwas anderes.« Die nächsten zehn Minuten vergingen
damit, dass er ihr diesen feinen, alles entscheidenden Unterschied plausibel
machte.
    Als sie das Frühstück beendet hatten, war das Thema über Aktmalerei
schlagartig wie abgeschnitten.
    Henrik van Heyken machte sich bereit. »Bis heute Mittag dann?«, sagte er
noch einmal fragend von der Tür her. »Ich würde mich wirklich freuen.
Vielleicht könnten wir auch heute Abend noch einmal gemeinsam ausgehen. Ich
lade Sie zum Essen ein. Im modernsten Hotel des Ortes unten an der Küste,
einverstanden? – Sagen Sie nicht nein, Sioban! Mein Aufenthalt hier wird jetzt,
nachdem Sie da sind, sehr schnell zu Ende gehen.«
    »Nanu?« Sioban war mehr als erstaunt. »Bin ich eine solche Schreckschraube,
dass Sie meinen Anblick nicht länger ertragen können? Eben noch wollten Sie
mich malen – und jetzt machen Sie mir ein so verstecktes Kompliment.« Ihre
Stimme klang ernst.
    Henrik van Heyken lachte. »Ich glaube, Sie missverstehen mich, Sioban.« Er
kam auf sie zu. »Wenn jemand hierher kommt, dann hat er die Absicht, allein zu
sein. Und das ist auch der Sinn, den Mister Beam bezwecken will. Er hat zwar
nichts dagegen, wenn mehrere Studenten

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