0300 - Die Messermörder von Manhattan
die Klappe. Gib mir einen anständigen Scotch. Den habe ich wohl verdient. Wenn ich nicht gekommen wäre, hätten die Kerle dich zu deinen hochverehrten Ahnen versammelt.« Er schüttelte ihn. »Vorwärts, mach schon!«
Mit zitternden Händen goss Fo einen Doppelten ein, aber damit war Neville nicht einverstanden.
»Willst du meinen Freund verdursten lassen? Außerdem wirst du einen mittrinken, du hast ihn nötig.«
Schweren Herzens goss Fu noch zwei ein. Kaum hatten wir die Gläser geleert, als bereits die Sirene eines Streifenwagens jaulte und die Neugierigen vor der Tür auseinanderstoben, als sei ein Sturm dazwischengefahren.
Neville hatte also recht behalten. Möglicherweise hätte ich mich auch ohne ihn herausgewunden, aber mit seiner Hilfe war es glatter gegangen. Leider war Leget nicht mehr dazu gekommen, mir zu sagen, was er mir hatte mitteilen wollen. Ich wusste also immer noch nicht, wer der Boss der Dagger-Gang war und wo diese hauste.
Ich sagte den Cops, sie sollten uns die Neugierigen vom Hals halten, und dann untersuchten Neville und ich die Leiche.
Bei Leget fanden wir so gut wie nichts. Er hatte fast tausend Dollar in der Tasche und ein paar Mitgliedskarten für Nachtclubs.
Ergiebiger war die Sache bei seinem Leibwächter. Der hatte ein paar Karten in der Tasche, auf denen zu lesen war: BEVOLLMÄCHTIGTER DER FIRMA BARNEY LEGET, und darunter waren ein paar gekreuzte Knochen gemalt. Das war der Beweis, dass Legets Unternehmen Schutzgelderpressung war.
Die beiden restlichen Gangster mussten zu der Bande gehören, die den Überfall auf Leget und mich inszeniert 48 hatte. Bei ihnen fanden sich nicht einmal Papiere, sondern nur Geld, Zigaretten und dergleichen.
Aus Fo bekamen wir nach einiger Mühe heraus, dass einer der beiden Leibwächter, nachdem er einen Armschuss erhalten hatte, getürmt war. Das Gleiche taten zwei der anderen Partei, als Neville mit seiner Feuerspritze anrückte.
»Es ist schade, dass wir keinen lebend erwischt haben«, sagte ich.
Dann kamen die Kollegen von der Mordkommission. Und gleich danach Lieutenant Crosswing, den die Cops alarmiert hatten. Er hörte sich den Verlauf des Dramas an, schüttelte den Kopf und knurrte etwas von Leuten, die niemals klug werden.
***
Zwei Stunden später rief mich der Reporter Louis Thrillbroker an und sagte:
»Sie wissen, auch ich habe gewisse Verbindungen und Freunde in der Unterwelt. Ein paar Burschen haben mir gepfiffen, dass heute noch eine große Sache steigen wird. Barney Legets Gang ist nicht gesonnen, sich die Ermordung ihres Chefs ohne Weiteres gefallen zu lassen. Die Jungs sind auf dem Kriegspfad und zwar mit Geheul. Es ist mir gesagt worden, sie seien unterwegs, um die Konkurrenz zu suchen und sie in ihre Bestandteile zu zerlegen, gleichgültig, wo sie die Kerle finden.«
»Wissen Sie auch, wo das geschehen soll?«, fragte ich.
»Irgendwo in Greenwich Village. Ich selbst sitze zurzeit im Blue Pete in der Barrow-Street und sammle Informationen. Die meisten Eingeweihten sind bereits in ihre Löcher gekrochen. Die Kneipe ist halb leer. Ich bekomme nur Nachrichten, weil ich mit Drinks um mich werfe.«
»All right, Louis. Sind Ihre Informationen bestimmt zuverlässig?«
»Heaven and Hell, sie sind es.«
»Gut, dann werden wir den Rest unserer Nachtruhe opfern und zu Ihnen in den Blue Pete kommen.«
Ich versuchte Phil zu erreichen, aber der schlief so fest, dass er das Klingeln nicht hörte. Dagegen war Neville mit Vergnügen mit von der Partie. Es war eine Nacht nach seinem Herzen. Ich konnte ihn auch nicht davon zurückhalten, seinen Geigenkasten mitzunehmen.
Dann kletterten wir in meinen Jaguar und machten uns auf den Weg.
Es war kurz vor halb drei, als wir über die Seventh Avenue in Greenwich Village anlangten.
Obwohl wir genau aufpassten, sahen wir nichts Außergewöhnliches.
»Ich glaube, der tüchtige Thrillbroker hat uns einen Bären aufgebunden«, sagte ich.
Neville beobachtete mit gefurchter Stirn die Passanten.
»Davon verstehst du nichts, Jerry. So etwas muss man im Gefühl haben«, brummte er. »Zum Beispiel steht Nacht für Nacht der alte Bill mit seiner Ziehharmonika an der Ecke der Bedford Street. Heute ist er nicht da. Und da drüben, vor der Station, am Eingang zu dem Tunnel! Die Würstchenbude hat ebenfalls schon geschlossen.«
Ich ließ den Jaguar auf dem Parkplatz an der Station stehen. Wir pilgerten zu Fuß über die Washington Street bis zur Barrow Street.
Ein paar Kneipen hatten bereits
Weitere Kostenlose Bücher