0300 - Sieben Dolche für den Teufel
Frage wurde es zunächst einmal still. Ich beschleunigte meine Schritte und geriet so nahe an die Gruppe heran, daß ich die Unterhaltung verstehen konnte.
Dr. Varese schien mir sehr erregt zu sein. Sein Kittel stand offen.
Das Blut war ihm in den Kopf gestiegen, er hatte die Arme halb erhoben und redete jetzt auf den Fahrer ein.
»Sie können von hier wieder verschwinden. Es gibt keinen Toten, den Sie mitzunehmen haben.«
An den Blicken der Pfleger sah ich, daß die beiden die Welt nicht mehr verstanden.
An dieser Szene stimmte einiges nicht. Da standen drei Parteien, und jede besaß eine unterschiedliche Meinung.
Dr. Varese machte mir den nervösesten Eindruck. Er warf auch mir einen schnellen Blick zu. Für einen Moment dachte ich daran, daß er mich anreden würde, doch er riß sich zusammen, sein Blick wurde nur registrierender und auch tückischer. Danach wandte er sich wieder den Pflegern und dem Fahrer zu.
»Sie gehen ins Haus. Am besten warten Sie auf mich vor meinem Büro. Ich habe noch mit Ihnen zu reden.«
»Aber Doktor, wir…«
»Tun Sie endlich, was ich Ihnen gesagt habe!« Seine Stimme wurde sehr laut. Für mich ein Beweis, wie unsicher sich dieser Mann fühlte. Ob er im Unrecht war?
Die Pfleger verschwanden.
Murmelnd und kopfschüttelnd schritten sie an mir vorbei, während sich der Arzt an den Fahrer des Leichenwagens wandte. »Sie haben es ja gehört. Fahren Sie wieder weg, hier gibt es nichts für Sie zu tun.«
»Natürlich, Doktor, entschuldigen Sie!«
Der Wagen wurde gestartet, gewendet und rollte den Weg wieder zurück.
Ich blieb noch stehen, während der Arzt auf mich zukam. Im ersten Augenblick schien es mir so, als wollte er mich ansprechen, überlegte es sich dann, und schritt an mir vorbei.
Ich warf ihm einen langen, nachdenklichen Blick hinterher. Da stimmte einiges nicht. Der Zufall hatte mich Zeuge eines Ereignisses werden lassen, das mir sehr suspekt erschien.
Wir würden sehen…
Ich betrat das Sanatorium und traf in der elegant eingerichteten Halle, die der eines Luxushotels auch zur Ehre gereicht hätte, meinen Freund Mandra Korab.
Zwei Damen saßen ihm gegenüber, hatten ihn in ein Gespräch verwickelt und strahlten ihn an.
Mandra entdeckte mich, wollte sich aus dem bequemen Sessel erheben und sah mein abwehrendes Winken.
Ich wollte dem Inder das Vergnügen der Unterhaltung gönnen.
Wir sahen uns beim Dinner, wie es hier sogar hieß, und vielleicht hatte ich dann schon mehr erfahren, was die Aufregung des Arztes betraf.
Die beiden Pfleger hatten vor seinem Büro warten sollen. Ich wußte nicht, wo sich das Büro befand, aber mir war bekannt, daß es davon zwei gab.
Hatte er nicht auch von der OP-Abteilung gesprochen? Natürlich, nun fiel es mir wieder ein.
Da also mußte ich hin.
Die OP-Abteilung lag zu ebener Erde. In einem Trakt, den ich bisher noch nicht betreten hatte, von dem ich allerdings wußte, wo er lag.
Es gab da eine Schwierigkeit. Ich wollte nicht unbedingt gesehen werden und mußte versuchen, mich regelrecht anzuschleichen, weil ich den anderen eine Überraschung bieten wollte. Das Anschleichen würde schwierig sein, denn der Trakt war natürlich nicht leer. Patienten lagen in den Zimmern, Personal lief umher, zudem wurde um diese Zeit das Abendessen gereicht.
Das konnte auch meine Chance sein, so daß ich in der Hektik überhaupt nicht auffiel.
Es war ein ziemlich weiter Weg bis zu dem betreffenden Trakt.
Ich legte ihn schnell zurück. Dabei half ich einer jungen Schwester, einen Servierwagen in ein Krankenzimmer zu schieben und erntete dafür ein nettes Lächeln.
Wieder mußte ich eine Glastür aufstoßen und sah dahinter einen langen Gang.
Dort lag auch der OP.
Und ich sah noch mehr.
Drei Männer.
Den Arzt und die beiden Pfleger.
Als ich sie entdeckte, drehte sich Varese um. Einer Eingebung folgend, drückte ich mich nach rechts gegen die Wand und hoffte darauf, daß ich nicht gesehen worden war.
Aus der entgegengesetzten Richtung vernahm ich Stimmen. Zwei Krankenschwestern unterhielten sich, lachten und verschwanden in einem Zimmer.
Ich wartete noch.
Erst zehn Sekunden später trat ich einen Schritt nach vorn, blickte wieder in Richtung Büro und fand den Gang leer.
Verflixt ärgerlich. Ich hatte eben zu lange gezögert. Der Arzt und die beiden Helfer waren verschwunden.
Erst jetzt stieß ich die rechte Hälfte der doppelten Glastür auf und betrat den Gang. Ich durcheilte ihn, sah auch den Fahrstuhl und eine Tür
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