0300 - Sieben Dolche für den Teufel
Zwangslage steckte. Ich hatte ihn gezwungen, etwas zu unternehmen. Jetzt mußte er einfach handeln.
Ich nickte ihm zu.
»Wir werden uns bestimmt noch sehen, Doc. Bis später…«
Damit verließ ich ihn. Das Dinner wartete. Meine beiden Freunde sicherlich auch.
Ich mußte zurück zum Foyer. Dort fand ich Mandra Korab nicht mehr. Während ich den Speisesaal ansteuerte, breitete sich allmählich in dem alten Weinkeller das Grauen aus.
***
Suko verdrehte die Augen. »Endlich«, sagte er, als ich den schon ziemlich gefüllten Speisesaal betrat, in dem sich die Ober lautlos bewegten und das Essen servierten. Hier bemerkte man in der Tat, daß diese Klinik einem Luxushotel in nichts nachstand.
Wir hatten einen Vierertisch am Fenster bekommen. Zwei Plätze waren noch frei. Einen Stuhl zog ich heran und ließ mich auf ihm nieder. Sofort war ein Ober da und erkundigte sich nach dem Getränk.
Ich nahm Mineralwasser.
»Hast du Hunger?« fragte ich Suko.
»Und wie.«
»Mir ist der Appetit vergangen.«
»Wieso? Ist was passiert?«
»Das kann man sagen.«
Die Vorspeise kam. Ein Stück Pastete. Dazu wurde Cumberland-Soße gereicht.
Während wir aßen, berichtete ich. Beim Essen über Leichen zu sprechen, ist zwar nicht angenehm, aber wir wollten möglichst ungestört unsere Informationen austauschen.
Mandra und Suko hörten gespannt zu. Natürlich hatten sie Fragen, und der Inder stellte die erste.
»Hast du den Dolch nicht bei Varese gesehen?«
»Leider nein.«
»Das ist natürlich schlecht.«
Ich winkte ab. »Keine Sorge, Mandra. Der Doc muß aus der Reserve kommen. Er weiß, daß ich etwas bemerkt habe. Das kann er unmöglich auf sich sitzen lassen.«
Da gaben mir die Freunde recht.
Wir bekamen eine Suppe, die wir schweigend aßen. Ich aber ließ meine Blicke durch den Raum gleiten. Zudem saß ich sehr günstig und konnte die meisten Menschen sehen.
Auch Luigi Bergamo.
Er saß ebenfalls an einem Vierertisch und war eingerahmt von seinen Freunden, die auf mich wie Leibwächter wirkten.
Mein Blick traf sich mit dem des Mafioso. Bergamo begann zu lächeln. Danach wandte er sich wieder seinem Essen zu.
»Du hast ihn auch schon gesehen, wie?« fragte Suko.
»Ja. Und auch gesprochen.«
»Und?«
»Nichts.« Ich hob die Schultern. »Weiß Mandra über Bergamo Bescheid?«
»Ja, ich habe es ihm gesagt.«
»Könnte es sein«, sagte der Inder, »daß Bergamo und dieser Vito Varese unter einer Decke stecken?«
Die Frage war gut, eine Antwort konnten weder Suko noch ich ihm geben.
»Was hattest du denn für einen Eindruck, John?« fragte Mandra und schob seinen Teller zur Seite.
»Ich glaube, daß er nichts weiß. Er scheint tatsächlich nur zur Erholung hier zu sein. Auch Mafiosi nutzen sich einmal ab, wie ihr euch denken könnt.«
»Kann ich mir bei Bergamo kaum vorstellen«, meinte Suko, »wo er doch Palermo beherrscht.«
Als Hauptspeise gab es Nudeln. Ich hatte sie in dieser Zubereitung noch nie gegessen. Sie schmeckten sehr gut und auch das Kalbfleisch war weich.
Man konnte es hier aushalten, wenn nur nicht die Bedrohung gewesen wäre.
Ich dachte an den Arzt. Er ließ während des Essens nicht blicken, und ich stellte mir automatisch die Frage, wie er wohl gegen mich vorgehen würde.
Daß er etwas tun muß, lag auf der Hand. Ich war ein Zeuge, und den konnte er nun überhaupt nicht brauchen, falls er etwa Ungesetzliches getan hatte. Ich traute ihm natürlich zu, sich mit Bergamo kurzzuschließen und die Mafioso gegen mich einzunehmen. Wenn Bergamo seine Männer losschickte, sah es für uns nicht gut aus. Ich war ehrlich genug, dies zuzugeben.
Was also sollten wir tun.
Mein Blick glitt aus dem Fenster.
Draußen war es längst dunkel geworden. Im Park brannten jetzt die Lampen. Auch über den großen Scheiben der Speisesaalfenster lichteten sie und warfen ihren Schein kegelförmig und breit in die Tiefe.
Etwas bewegte sich durch den Lichtschein.
Zunächst dachte ich an einen Zweig, der vom Wind geschüttelt worden war. Einige Sekunden später wurde ich eines Besseren belehrt, denn urplötzlich tauchte dicht vor der Scheibe und von außen der Kopf eines Mannes auf.
Ich kannte das Gesicht. Es gehörte einem der Pfleger!
***
Suko und Mandra hatten nichts bemerkt, da sie sich unterhielten aber ich sah den Schädel und saß starr.
Das durfte doch nicht wahr sein, das gab es nicht, denn der Kopf schwebte am oberen Rand der Scheibe. So groß war kein Mensch!
Urplötzlich sprang ich auf. Erst jetzt
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