0300 - Sieben Dolche für den Teufel
stand, doch er kam einfach nicht auf den Trichter. Da stand noch ein Hemmschuh, der seine Gedanken beeinflußte. Wer konnte das sein? Mandra überlegte verzweifelt, er kam einfach nicht darauf, aber er würde Vito Varese fragen, darauf konnte sich der andere verlassen. Und Mandra wollte den Arzt nicht eher verlassen, bis der ihm eine Antwort gegeben hatte.
Zunächst mußte er ihn finden.
Der Inder hatte sich auch mit dem Personal angefreundet. Er war zu jedem freundlich und führte zahlreiche Gespräche.
Er war also aufgefallen und hoffte nun, so überzeugend sein zu können, daß man ihm Auskünfte gab.
In den Aufenthaltsraum der Schwestern brauchte er nicht erst hineinzugehen. Eine noch junge Oberschwester lief ihm über den Weg, sah den Inder und schüttelte den Kopf.
»Was suchen Sie denn hier auf der Krankenstation, Mr. Korab?« sprach sie in ihrem gebrochenen Englisch.
Mandra lächelte. Obwohl ihm die Zeit im Nacken saß, gab er sich ruhig und überlegen. »Ich glaube, daß Sie mir helfen können, Schwester.«
»Ich?« Sie lachte. »Was sollte ich für Sie tun können?«
»Mir einen Weg zeigen.«
»Haben Sie sich jemand ausgesucht, Mr. Korab?«
Mandra schüttelte den Kopf. »Keine Sorge, es ist niemand vom Personal. Das ist ja verboten. Ich hätte gern von Ihnen gewußt, wo ich Dr. Varese finden kann.«
Das Lächeln der Schwester verringerte sich um mindestens Prozent. »Sie wollen zum Chef?«
»Ja, ich sagte es bereits.«
»Ohne Anmeldung und um diese Zeit?« Die Schwester schüttelte den Kopf. »Das geht nicht.«
»Es ist wirklich wichtig.«
»Das glaube ich Ihnen ja. Das sagen sie auch alle, die den Doktor sprechen wollen. Nur haben wir die Order bekommen, jegliche Störungen außerhalb der normalen Sprechzeiten von ihm fernzuhalten. Verstehen Sie das, Mr. Korab? Es sei denn, es liegt ein Notfall vor«, schränkte sie noch ein. »Der ist bei Ihnen ja nicht gegeben, wenn ich Sie mir so anschaue.«
»In gewisser Hinsicht schon, Schwester.«
»Ach, jetzt lügen Sie.«
»Nein, wirklich nicht, ich muß mit dem Chef reden. Es ist sehr dringend, möglicherweise lebenswichtig.«
Mandra hatte sehr ernst gesprochen. Die Schwester dachte nach.
Sie kannte den stets freundlichen Inder und taxierte ihn mit prüfenden Blicken.
»Nun?«
»Ich weiß nicht so recht.« Noch zierte sie sich, doch Mandra wußte, daß er schon so gut wie gewonnen hatte.
»Ich kann mit Ihnen leider über dieses Problem nicht reden, aber glauben Sie mir bitte, daß ich kein Spinner bin und Dr. Varese nicht ohne Grund behellige.«
»Das weiß ich.«
»Weshalb zögern Sie dann?«
»Ich könnte meinen Job verlieren.«
Mandra lachte leise. »Nein, nicht Sie. Jeder, ob Patient oder Arzt, weiß genau, was er an Ihnen hat, meine Liebe. Wirklich, lassen Sie mich zu ihm. Bitte, machen Sie einmal eine Ausnahme!«
»Gut, Mr. Korab.« Die Schwester nickte. »Ich werde dem Doktor Bescheid geben.«
Nur das nicht, dachte Mandra. »Um Himmels willen, diese Mühe brauchen Sie sich nicht zu machen. Es ist am besten, wenn Sie mir sagen, wo ich ihn jetzt finden kann. Alles andere regele ich schon.«
Dieser Vorschlag gefiel der Schwester schon besser. Da konnte sie sich wenigstens aus der Sache heraushalten. »Gut, aber sagen Sie dem Doktor bitte nicht, wer Ihnen die Information gegeben hat. Ja?«
»Ich werde mich hüten.«
Mandra Korab bekam die genaue Beschreibung. Er stellte fest, daß es nicht mehr weit zum Büro des Dr. Varese war. Der Arzt hielt sich dort auf, wo auch der OP lag.
»Ich danke Ihnen«, sagte der Inder zum Abschluß und hatte es plötzlich sehr eilig.
Mit großen Schritten durchquerte er den Gang und erreichte wenig später die Bürotür.
Er machte nicht den Fehler, direkt in den Raum hineinzustürmen, sondern schaute sich zunächst um.
Das war auch gut so. Anders hätte er die Gefahr kaum erkannt.
Das Grauen lag bereits auf der Lauer.
Nicht weit entfernt sah Mandra Korab eine Fahrstuhltür, und unter ihrem Spalt kroch etwas hervor.
Eine breite seltsame Schleimlache, die sich wie eine Zunge in den Gang hineinschob.
Mandra schluckte. Auch er spürte das Grauen, das von dieser Lache ausging.
Im Aufzugschacht mußte sich ihr Zentrum befinden, denn von dort bekam sie Nachschub.
Mandra Korab hätte gern nachgeschaut, überlegte und tat es dann. Als er am Griff der Tür zog, der trotz Automatik noch angebracht worden war, stellte er fest, daß der Lift verschlossen war.
Man hatte ihn kurzerhand gesperrt.
Mandra
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