0300a - Wir jagten die Brillanten-Haie
Bar ankam, war die Leuchtschrift über dem Eingang bereits erloschen.
Ich fasste an die Klinke.
Geschlossen.
Hinter der dichten Kathedralenglastür hörte ich ein wüstes Johlen und Toben. Ich ließ meinen Blick an der Tür entlangstreifen. Nirgendwo entdeckte ich eine Klingel.
Deshalb klopfte ich mit dem Knöchel gegen die Scheibe. Als dieses Signal nichts nutzte, nahm ich den Ellenbogen, zum Schluss meinen Schuh.
Als ich nach einem anderen Eingang suchte, drehte sich knarrend ein Schlüssel. Ich wartete ab. Die Tür wurde aufgezogen.
»Was soll der Lärm?«, tobte der Portier mit einer Stimme, die sich nach Donnergrollen anhörte. »Hier ist eine geschlossene Gesellschaft, Baby. Da hast du nichts verloren!«
Wortlos drückte ich ihm eine Dollarnote in die Hand. Seine Knubbelfinger tasteten die Note ab. Darin besaß er offenbar einige Übung.
»Nein«, grunzte er, nachdem er festgestellt hatte, dass das Trinkgeld noch für eine Woche reichte, »nein, ich kann dich nicht reinlassen!«
»Dann gib den Buck zurück«, forderte ich.
Er machte ein dämliches Gesicht. Diesen Satz schien er zum ersten Mal in seinem Leben zu hören.
»Well, wenn du dich ganz ruhig verhältst und keinen Streit anfängst, dann will ich es riskieren.«
»Ich habe noch nie Streit gesucht.«
Der Portier wälzte sich zur Seite und ließ mich durch. Hinter der Garderobe lehnte eine vergrämte Frau auf einem Stuhl. Sie war eingenickt.
Ich orientierte mich mit einem Blick in dem Wandspiegel über mein Aussehen und ging in die Bar.
Um diese Zeit hatte die Stimmung bereits ihren Höhepunkt erreicht. Die Ventilatoren schafften den Zigarettenqualm nicht mehr, der über den Tischen stand. An der Theke hing ein Knäuel von Menschen. Mittendrin ein attraktives Mädchen, flankiert von zwei Boxertypen, die ihre Arme um die Schultern der Blondine legten.
Innerhalb einer Minute gewöhnten sich meine Augen an die nur schwer durchsichtige Luft. Ich spähte nach Phil, dem jungen FBI-Kollegen Hunter und nach Bronson. Aber sie schienen einen Ausflug gemacht zu haben.
Der Kellner hatte die Bedienung bereits eingestellt und wies mich zur Theke.
Ich drängelte mich in die Menschentraube, die sich um das Mädchen gebildet hatte, brummte dem Barkeeper meine Bestellung zu und wartete geduldig auf meinen Whisky.
Die beiden Burschen, die wie Panzersperren rechts und links neben dem Girl thronten, nahmen jeden der Anwesenden spöttisch aufs Korn. Zugegeben, sie besaßen eine scharfe Zunge und offenbar auch Verstand.
Ich erhielt meinen Whisky, trank ihn in ruhigen Zügen aus, schob das Glas zurück und bestellte Tonic Water. Der Mixer starrte mich einige Sekunden lang an, wiederholte mit voller Lautstärke die Bestellung und drehte mir den Rücken zu.
»He, Tonic Water!«, grölten die beiden Boxer aus der Begleitung des Mädchens. »Wer trinkt hier Tonic Water? Das ist eine Beleidigung der anderen Gäste, um diese Zeit Tonic Water zu trinken. Hast du gehört, Lila? Da trinkt einer Tonic Water. Zeigt den Burschen mal hier. Er ist bestimmt ein Ausstellungsstück!«
Ich drehte den beiden den Rücken zu und beobachtete sie im Spiegel, das hinter den Regalen hing. Eine der beiden Gestalten löste sich vom Hocker, schob die jungen Leute weg, die zwischen uns standen. Der Bursche war noch einen halben Kopf größer als ich. Seine Anzüge konnte nur ein Maßschneider herstellen, und zwar mit der doppelten Menge Stoff. Allein auf seinem Rücken konnte er eine Tommy Gun quer verstecken.
Er rollte heran, packte mich an der Schulter und drehte mich um meine Achse.
»He Säugling, du trinkt Tonic Water?«, sagte er grinsend. »Die schöne Lila möchte gern einen Mann kennenlernen, der um diese Zeit Tonic Water in sich hineintropfen lässt. Come on old Boy.« Er krallte seine Faust in meine Jackenaufschläge und versuchte mich heranzuziehen. Mit einem blitzschnellen Griff pflückte ich seine Figur von meiner Jacke, strich die Revers glatt und wandte mich dem Tonic Water zu, das der Mixer mir hinschob. Das Mädchen lachte schallend los und prustete.
»He, Jim, hat der Kleine dir eine Abfuhr verpasst?«
Auf der Waschbrettstirn des Burschen bildete sich eine steile Falte. Seine Nasenflügel weiteten sich. Er stieß die Luft aus, streckte seine beiden Fäuste vor und legte die Pranken um meine Oberarme.
»An deiner Stelle würde ich etwas vorsichtiger sein«, ermahnte ich ihn. »Schließlich kann man auch bei Sachbeschädigung im Rückfall schon hinter schwedische
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