0300a - Wir jagten die Brillanten-Haie
Personalien anzugeben. Dann dürfen Sie das Lokal verlassen«, erklärte ich den Gästen.
Die Cops verteilten sich im Raum. Ein Sergeant zückte eine Liste und einen Stift. Er ließ sich an einem Tisch nieder und forderte die Besucher auf anzutanzen.
Ich widmete mich dem Mädchen.
»Für Sie genügt es leider nicht, die Personalien anzugeben, Mrs. Carson«, sagte ich ruhig. »Ebenso wenig wie für Ihre Gorillas. Sie werden uns zum Polizeirevier begleiten, das sich ganz in der Nähe befindet. Ich habe Ihnen noch einige Fragen zu stellen.«
»Gemeiner Lump!« zischte sie und stürzte sich auf mich. Die beiden Gorillas standen abwartend im Hintergrund. Ich wehrte das zudringliche Mädchen mit einer Handbewegung ab, angelte mir ihren Arm und sagte leise: »Ich nehme an, dass Sie ohne Handschellen mitkommen?«
Lila Carson inszenierte einen Weinkrampf, der mich aber nicht davon abhielt, sie zu meinem Wagen zu bringen. Phil folgte mir, während der junge Hunter bei der Vernehmung der übrigen Gäste blieb.
Ich gab ihm ein Zeichen, später auch die beiden Gorillas mitzubringen.
Phil quetschte sich in den Fond. Ich verfrachtete Mrs. Carson auf dem Beifahrersitz und preschte zum Revier.
Der Lieutenant stellte uns sein Office zur Verfügung.
Ich bot Mrs. Carson Zigaretten an und einen gut gepolsterten Sessel.
»Wann hat Bronson Ihren die Stücke gegeben, die Sie zu Berthold getragen haben?«, begann ich die Vernehmung. »In Ihrer Tasche sind die Pfandscheine Nr. 87534, 87535 und 87536. Es sind die Quittungen über beliehenen Schmuck, der gestohlen ist.«
Sie stürzte sich auf mich.
»Sie sind ein gemeiner Schuft!«, keuchte sie.
»Wann haben Sie Bronson zum letzten Mal gesehen?«, unterbrach ich ihre Tobsuchtsanfälle.
»Wer sagt Ihnen, dass Bronson…«, fragte sie erstaunt.
»Wie heißt der zweite Boss?«
»Ich habe weder von Bronson noch vom irgendeinem anderen den Schmuck bekommen, sondern von…«
»Sagen Sie nur von Porter oder von Marbel«, fiel ich ihr ins Wort.
»Von Porter«, hustete sie.
»Ein wunderbares Märchen, Mrs. Carson, von dem ich kein Wort glaube. Hat Bronson den Wagen gesteuert, als der andere den Juwelier Tobridge in seiner Ladentür niederschoss?«
»Nein. Lassen Sie sich von Ihrem Freund bestätigen, dass Bronson selbst in der Lolita-Bar war, als Ihr Freund auftauchte.«
Ich dachte nach. Zur Tatzeit befand sich Bronson tatsächlich noch in der Lolita-Bar. Ich starrte auf Mrs. Carsons Haar. Es war strohblond.
»Darf ich Ihren Führerschein sehen?«, fragte ich.
Sie zückte eine Klarsichthülle aus der Handtasche. Ich nahm den Führerschein in Empfang und prüfte ihn.
»So, wer gab die Schüsse ab, als Sie den Impala am Laden vorbeisteuerten, Mrs. Carson?«, fragte ich und dehnte jedes Wort.
»Ich soll…«, stotterte sie, »nein, ich weiß nicht…«
»Sie haben doch den Gangsterwagen gesteuert, während Bronson hier wartete und Sie ablöste. Wollen Sie noch darauf warten, dass man Ihnen die Fingerabdrücke nachweist?«, fragte ich.
»Vorläufig nehme ich Sie fest wegen Beihilfe zum Mord. Ich mache Sie pflichtgemäß darauf aufmerksam, dass alles, was Sie von jetzt an tun oder sagen, bei Gericht gegen Sie verwendet werden kann.«
»Ich bin… aber ich wusste doch gar nichts davon, dass Morris schießen wollte. Er hat mir nur gesagt, ich sollte den Wagen fahren.«
»Woher kennen Sie Morris?«
»Von Jack Bronson. Er hat mich mit ihm bekannt gemacht«, gestand sie.
Eine Viertelstunde später packte sie aus.
Ich erfuhr, wer die Juwelengangster waren. Es waren Jack Bronson und Morris Gaines.
Eine halbe Stunde später lief die Fahndung nach den beiden Gangster auf vollen Touren. Beide besaßen ihren Stammplatz in unserem Archiv. Von den Dreierstreifen ließen wir je ein Bild kopieren und Handzettel für alle Cops in New York drucken. Am nächsten Morgen sollten auch die Fahndungsplakate ausgehängt werden.
Die Leute vom grafischen Betrieb gerieten in dieser Nacht ins Schwitzen.
***
Ich traf mit Lila Carson kurz nach Mitternacht am FBI-Distriktgebäude ein, führte einige Telefongespräche und ließ das Mädchen in eine Zelle bringen. Dann zog ich mich in unser Office zurück, hundemüde, ausgehungert und durstig.
Einige Minuten lang wünschte ich nur ein Bett.
Aber nach einer Kanne Kaffee und einer Zigarette hatte ich das Tief überwunden.
Ich griff zum Hörer und läutete Mr. High an. Aber unser Chef war nicht mehr im Haus. Kein Wunder, Mitternacht war längst
Weitere Kostenlose Bücher