0301 - Angkor - ein Land wie die Hölle

Titel: 0301 - Angkor - ein Land wie die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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Bodenplatte kippte weg und schleuderte Zamorra schräg vorwärts in die Tiefe. Ein schwarzer Schlund. Hoffentlich sind da keine zugespitzten Pfähle! konnte er gerade noch denken, als er schon aufprallte. Er federte sich mit vorgestreckten Armen einigermaßen ab, aber viel half ihm das auch nicht.
    Der Untergrund bewegte sich schon wieder!
    Zamorra schrie auf, als er einen heftigen Schlag in den Rücken erhielt. Er taumelte vorwärts, fand auf dem schrägen Boden keinen Halt mehr und stürzte abermals. Er fiel auf eine harte Steinplatte. Der Aufprall trieb ihm das Wasser in die Augen. Rasende Schmerzen durchfuhren ihn. Ein lautes Knirschen und ein dumpfer Schlag verrieten ihm, daß sich über ihm der Boden wieder in die Waagerechte begeben und den Raum, in dem er sich befand, abgeschlossen hatte.
    Die Lampe war noch heil.
    Zamorra schaltete sie ein, leuchtete sein Gefängnis aus. Es gab keine Türöffnung. Ringsum nackte, kahle Wände. Steinfußboden, Steindecke. Ein Würfel.
    Zamorra brauchte fast zehn Minuten, bis er sich halbwegs wieder erholt hatte. Er richtete sich auf und bewegte sich. Gebrochen war erfreulicherweise nichts, in dieser Hinsicht hatte er schon immer Gummiknochen besessen, die viel aushielten. Sein ständiges Training tat das seine dazu.
    Er überlegte.
    Wie zum Teufel kam er wieder hier hinaus?
    Zwischen Bodenplatte und Seitenwand entdeckte er einen winzigen Spalt, durch den gerade ein Blatt Papier hindurchgepaßt hätte. Gegenüber dasselbe.
    »Verdammt«, murmelte er. »Auch das noch!«
    Er schaltete die Lampe wieder aus, um Batteriestrom zu sparen, und lauschte. Von irgendwoher kamen verhaltene, rumpelnde Geräusche. Da bewegte sich etwas.
    Die beiden Wände.
    Sie kamen aufeinander zu. Sie selbst bewegten sich geräuschlos. Aber die Zugseile und Gegengewichte, die die Bewegung verursachten, erzeugten die Laute. Zamorra preßte die Lippen zusammen. Fallen dieser Art in einem Privatgebäude? Er schalt sich einen Narren, daß er sich ebenso wie Tendyke nicht vorher eingehender mit Angkor und der Geschichte der einstigen Residenzstadt befaßt hatte. Dieses Haus mußte eine bestimmte Bedeutung haben, sonst hätte man diese Falle nicht eingerichtet. Er versuchte zu rekonstruieren, was geschehen war. Im ersten Stock war die Bodenplatte gekippt, hatte Zamorra nach unten katapultiert, direkt auf die Falle, die ihn hier hinein geschleudert hatte. Er mußte dabei in eine andere Richtung geflogen sein als die, aus der er das Haus betreten hatte. Denn sonst hätte er schon im Eingang die Falle ausgelöst.
    »Hm«, murmelte er.
    Er schaltete die Lampe wieder kurz ein.
    Seine Zelle war nicht mehr würfelförmig, sondern schon deutlich rechteckig. Die Wände bewegten sich mit stetiger Geschwindigkeit aufeinander zu.
    Er hatte vielleicht noch zehn Minuten, dann wurde es haarig. Dann erdrückten ihn die beiden Wände zwischen sich.
    Und er hatte keine Chance, hier herauszukommen. Hilfe konnte höchstens von draußen kommen, von Nicole und Tendyke.
    Aber da schien sich auch einiges abgespielt zu haben. Denn umsonst hatte Tendyke bestimmt nicht geschossen.
    Langsam wurde es Zamorra heiß…
    ***
    Nicoles Bewußtlosigkeit währte nicht lange. Sie fand sich in den klauenartig zupackenden Skeletthänden ihrer Entführer wieder, die sie durch einen dunklen Korridor schleiften. Nicoles Stiefel schrammten über den Boden.
    Sie fragte sich, wie die Skelette es geschafft hatten, sie zu überrumpeln.
    Sie spannte kaum merklich alle Muskeln an.
    Aber im gleichen Moment, in dem sie sich mit einem kräftigen Ruck losreißen und ihrerseits ihre Entführer angreifen wollte, stürmten die eine Treppe hinauf. Das überraschte Nicole. Augenblicke später klappte eine Art Falltür hoch, und sie befanden sich wieder unter freiem Himmel. Aber an einer ganz anderen Stelle als vorher. Nicole ahnte, daß sie sich nicht auf Anhieb zurechtfinden würde. Die Tempeltürme waren nirgendwo zu sehen.
    Jetzt trat sie zu. Sie benutzte dabei ihre beiden Entführer als Stützen und keilte wie ein Pferd nach beiden Seiten zugleich aus. Ihre Stiefel trafen auf Widerstand, der aber sofort nachgab. Nicole stürzte mitsamt den Skeletten. Sofort riß sie sich los. Die Ärmel ihrer Tropenbluse rissen, blieben in den Händen der Entführer zurück. Wofür war das Ding eigentlich so teuer, wenn’s so wenig reißfest ist? dachte Nicole. Sie sprang wieder auf, sah die beiden Knochenmänner im Sternenlicht sich bewegen und trat sofort wieder zu. Aber sie