0301 - Angkor - ein Land wie die Hölle
verlassen. Wenn sie uns dann trotzdem noch erwischen, haben wir eben Pech.«
»Keine sonderlich schöne Aussicht«, brummte Baroda verdrossen.
Tendyke zuckte mit den Schultern. Er sah Taneiko Yashuor, Silvio Tancredi und Stan Coxman an, die drei anderen Mitglieder der Expedition. Sie erwiderten seinen Blick stumm.
Wissenschaftler, dachte Tandyke. So sehen sie nicht aus. Eher schon wie Räuber. Na ja, was sind wir schließlich im Moment auch anderes als Räuber?
Räuber, Plünderer, Fledderer. Wir suchen den Schatz der Khmer, um ihn in unseren Besitz zu bringen. Und genau das werden wir tun.
Er erinnerte sich daran, wie es begonnen hatte…
***
»Sie sind genau der Mann, den wir brauchen«, sagte François Garbaout. »Sie haben Kenntnisse in Archäologie, Historie, und Sie kennen sich auch ein wenig mit Mythen, Legenden und Okkultismus aus. Dazu kommt, daß Sie ein Überlebensexperte sind. Ein Abenteurer, der gern Risiken eingeht, aber überall unbeschadet wieder heraus kommt.«
»Nahezu unbeschadet«, verbesserte Tendyke gelassen.
Was Garbaout über ihn wußte, stimmte. Tendyke lockte immer wieder das Abenteuer. Immer wieder zog es ihn aus seinem Anwesen in Florida hinaus in die Welt, in möglichst unzivilisierte Regionen. Dort konnte er leben, wie er wollte, und niemand engte seinen Freiheitsdrang mit irgend welchen Vorschriften ein.
»Was springt dabei für mich heraus?« fragte Tendyke.
Garbaout lehnte sich zurück. »Was schätzen Sie?«
»Solange Sie mir keine Informationen zukommen lassen, kann ich nichts dazu sagen. Nennen Sie den Preis, Monsieur Garbaout.«
»Eine Million.«
Tendyke lacht auf. »Lire?«
»Dollar, Mister Tendyke. Eine Million Dollar für Sie, wenn Sie dafür sorgen, daß ein paar Männer heil und unversehrt ans Ziel und wieder zurück kommen.«
»Das heißt, ich soll eine Gruppe führen?«
»Ja, Sir. Eine wissenschaftliche Expedition. Wir suchen einen alten, vergessenen Tempel, und in diesem Tempel befindet sich etwas, das in allen Beschreibungen als unermeßlicher Schatz bezeichnet wird.«
»Wo?«
Garbaout wand sich ein wenig. Erst als Tendyke nachhakte, bequemte er sich doch zur Antwort: »In Kambodscha. Ein alter Khmer-Tempel im Raum Angkor.«
Tendyke lachte auf. »Der Schatz der Khmer… davon träumen schon Generationen. Monsieur Garbaout, Sie wissen, was es mit diesem Land auf sich hat, daß man sich dort gar nicht so frei bewegen kann, wie man gern möchte?«
Garbaout nickte.
»Okay. Damit erhöht sich mein Preis auf fünf Millionen Dollar.«
»Sie sind verrückt, Mister Tendyke!« fuhr der Franzose auf. »Fünf Millionen…«
»Sind ein Trinkgeld, wenn wir den Schatz der Khmer tatsächlich heben. Monsieur Garbaout, schauen Sie sich um. Betrachten Sie sich mein Haus, mein Grundstück. Glauben Sie, ich hätte es nötig, mit dem Geld meine Schulden zu bezahlen? Fünf Millionen… das ist für mich nicht viel, wenn es um Besitz geht. Es ist nur ein kleiner Bruchteil dessen, was ich selbst besitze. Aber das Geld bedeutet mir nichts.«
»Dann können Sie sich doch mit einer Million Dollar zufrieden geben!«
»Das wiederum kann ich nicht. Sehen Sie, ohne meine Hilfe kommen Sie nicht hin, denn sonst hätten Sie sich nicht an mich gewandt. Ich habe meinen Preis. Und der Schatz der Khmer ist das Tausendfache wert. Zahlen Sie, oder lassen Sie es bleiben. Dann aber haben Sie nicht mit mir zu rechnen.«
Zähneknirschend fügte sich Garbaout.
Tendyke ließ sich Einzelheiten berichten. Danach hatte ein Mann in Frankfurt einen deutlichen Hinweis darauf gefunden, wo das Khmer-Gold sich befand. Und Garbaout stellte eine wissenschaftliche Expedition zusammen, um diesen Schatz zu heben.
»Was geschieht dann mit diesem Schatz? Wie ich der Namensliste entnehme, ist die Expedition international. Welcher Staat wird sich die Klunkerstücke ins Museum stellen?«
»Das ist noch nicht entschieden worden.«
»Aha«, machte Tendyke. »In Ordnung. Schauen wir uns einmal an, was dieser Mann in Germany zu bieten hat.«
Sie flogen nach Frankfurt. Aber der Mann, der die genauen Informationen besaß, erschien nicht persönlich. Er sandte einen Stellvertreter, der lediglich eine kleine Schatulle und einen vorgefertigten Vertrag mitbrachte. Damit war der Informant zu genau 50 Prozent am Wert des Schatzes beteiligt.
Tendyke schmunzelte. Ihm war klar, daß dieser Schatz in keinem Museum landen würde. Das Spiel, das hier getrieben werden sollte, war zu offensichtlich. Eine private
Weitere Kostenlose Bücher