0301 - Die Plattform des Schreckens
Redhorse oder einer der beiden Männer sich von ihrer Verblüffung erholen konnten, sprach der Fremde bereits weiter.
„Wir lassen uns nicht von hier vertreiben. Seit vielen Generationen gehört uns diese Plattform. Wir töten euch, bevor wir euch diese Räume überlassen."
Redhorse und Velarde wechselten einen verständnislosen Blick.
„Wir haben nicht die Absicht, hier zu bleiben", versicherte Redhorse hastig. „Wir wären glücklich, wenn wir die Plattform wieder verlassen könnten."
„Alles Lügen", sagte die Riesenraupe. „Wir werden euch einem strengen Verhör unterziehen, dann werden wir bald wissen, was euch hierher geführt hat."
„Unser Schiff wurde abgeschossen", berichtete Redhorse. „Das Wrack liegt auf der Oberfläche der Plattform. Roboter brachten uns ins Innere des Mutterschiffes."
Der Sprecher der Fremden gab den Robotern einen Wink.
„Fesselt sie!" sagte er schrill. „Ich will mir die Lügengeschichte nicht langer anhören."
Die terranischen Raumfahrer mußten es geschehen lassen, daß sie von den Robotern an die Sitze festgebunden wurden. Redhorse wußte, daß jede Gegenwehr sinnlos war. Die Fremden waren gereizt und glaubten den Erklärungen Redhorses nicht.
Der Oberst war jetzt überzeugt davon, daß die Raupenwesen nicht mit den Besitzern der Plattform identisch waren. Sie schienen jedoch bereits seit Generationen hier zu leben und betrachteten alles als ihr Eigentum. Die Terraner sahen sie als Eindringlinge und Räuber an.
Wieso sprachen diese Wesen Interkosmo?
Dafür gab es keine vernünftige Erklärung.
„Allmählich beginne ich, an Gespenster zu glauben", bemerkte Velarde. „Die Burschen sprechen Interkosmo. Sie sprechen es so perfekt, daß sie es unmöglich erst gelernt haben können. Es hört sich an, als sei es ihre eigene Sprache."
„Wir müssen ihnen irgendwie begreiflich machen, daß wir keine bösen Absichten verfolgen, Sir", sagte Lujan. „Ich glaube nicht, daß sie sehr intelligent sind, aber sie beherrschen diesen Teil der Plattform, und anscheinend verstehen sie auch mit den Robotern umzugehen."
Sie hatten sich in Englisch unterhalten, so daß die Fremden sie nicht verstehen konnten. Als Redhorse Sich an das Wesen wandte, das offensichtlich ein Anführer der Raupen war, benutzte er wieder Interkosmo.
„Wir sprechen die gleiche Sprache", sagte er. „Deshalb bin ich überzeugt, daß wir Freunde werden können."
„Freunde?" wiederholte die Riesenraupe ungläubig. „Zwei eurer Begleiter sind aus ihrem Gefängnis ausgebrochen und bereiten uns große Schwierigkeiten. So handeln keine Freunde. Ihr seid gekommen, um uns unseren Besitz streitig zu machen."
„Der Grünschnabel und Spinoza", stöhnte Velarde. „Ich ahnte, daß wir noch Ärger bekommen würden."
„Parral ist offenbar in Freiheit", sägte Redhorse. „Der Whistler-Robot ist bei ihm."
Lujan versuchte, sich trotz der unnachgiebigen Fesseln etwas aufzurichten.
„Wie sollen wir diese Wesen jetzt davon überzeugen, daß wir keine kriegerischen Absichten haben?"
fragte er.
Redhorse holte tief Luft und spürte, wie die Fesseln sich dabei lockerten. Als man ihn festgebunden hatte, hatte er den Atem angehalten. Er war sicher, daß er sich aus eigener Kraft befreien konnte, wenn es darauf ankam.
„Wir müssen irgendwie mit Leutnant Tick-Tack Verbindung aufnehmen", sagte Velarde grimmig. „Er begeht sonst weitere Dummheiten."
„Ich finde unsere augenblickliche Lage nicht so schlecht", meinte Redhorse versonnen.
„Was?" Velarde runzelte ungläubig die Stirn. „Schlechter kann sie kaum noch werden. Wir sind diesen Fremden ausgeliefert."
„Wir können trotzdem auf Erfolge hoffen", beharrte der Oberst auf seinem Standpunkt. „Zachery Parral und Spinoza kämpfen auf ihre Weise gegen die Raupenwesen. Wir dagegen benutzen die älteste und beste Waffe, die es gibt!"
„Waffe?" Velarde verdrehte die Augen. „Von welcher Waffe sprechen Sie, Sir?"
„Ich meine die Diplomatie", erklärte Redhorse gelassen. ,„Damit können wir die offenbar recht naiven Walkers überrumpeln."
„Wer sind die Walkers?" erkundigte sich Velarde.
„Das ist der Name, den ich für die Raupen geprägt habe" belehrte Redhorse den Sergeanten. „Damit wäre bereits der erste Schritt für eine Verständigung getan."
Velarde gab ein verächtliches Grunzen von sich. Die Sprache, die diese Fremden verstehen würden, war die Sprache der Gewalt, dachte er überzeugt. Aber der einzige Terraner, der jetzt noch kämpfen
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