0301 - Todestrunk im Whisky-Keller
einmal hatte er die Bemerkung gemacht, dass wir noch eine Menge Arbeit bekommen würden. Sollte diese Bemerkung sich auf weitere geplante Verbrechen beziehen?
Es war durchaus möglich dass Gonzales als Mitglied des Ringes darüber orientiert war, was Mortimer vorhatte.
»Sieh mal, Phil«, sagte ich. »Ich habe schon einmal auf die eigenartige Verbindung zum Haus Sterling hingewiesen. Die Ermittlungen im Fall Lundgren offenbaren uns enge, freundschaftliche Beziehungen zu dem Rennwagen-Boss. Wir fassen zwar seinen Mörder, wissen aber noch kein Motiv. Dann wird Dexter gefunden. Sein Tod bringt uns auf die Spur des Mordes an Tony Bell. Dexter war Monteur der Arad-Werke, und Tony ist noch enger an die Sterlings gebunden, denn er war mit Judith verlobt. Eine unsichtbare Achse also, die eine interessante Parallele hat. Gonzales gehört dem Ring ebenso an wie Williams, den man im Prospect Park fand. Können diese Mosaiksteinchen nicht ein hübsches, klares Bild ergeben?«
Phil schüttelte den Kopf. »Du bist im Begriff, Jerry, dich ganz gehörig zu verrennen. Ein gemeinsames Motiv würde natürlich alles vereinfachen. Doch meiner Meinung nach liegt die Sache im Fall Bell doch ganz klar. Krankhafter Ehrgeiz und Neid sind ein glasklares Motiv, das kaum zu erschüttern ist. Moreno hatte vorher schon mehrmals massive Drohungen ausgestoßen. Ich habe herausbekommen, dass er mit dem Monteur Dexter häufig privat zusammen war, obwohl er doch schon zu einem Konkurrenzstall gehörte. Für mich steht Dexter als Mörder Beils fest. Ebenso sicher ist, dass er den Auftrag dazu von Moreno bekam. Vielleicht hat er sogar den Monteur ermordet, Jerry?«
Ich starrte nachdenklich zu Boden. »Ich habe mich gestern noch einmal mit Philip Sterling unterhalten. Vor ihrer Verlobung wurde Judith sehr umworben. Auch Lundgren gehörte zu ihren Verehrern. Schließlich machte Tony bei ihr das Rennen, aber jetzt ist er tot. Ermordet - ebenso wie Lundgren. Gonzales sprach davon, dass wir noch mehr Arbeit bekommen würden, Phil. Nehmen wir doch einmal an, Tony Bell musste aus ganz anderen Gründen sterben, als bisher von uns angenommen wird. Zu Beispiel, weil er mit Judith verlobt ist?«
Phil starrte mich entgeistert an. »Mensch, Jerry! Das wird ja immer schlimmer mit dir.«
Ich wehrte ab. »Nun höre mir lieber erst einmal zu, Partner. Irgendwer aus dem Bekanntenkreis der Sterlings interessiert sich lebhaft für die Tochter. Die Konkurrenz ist groß, und Tony Bell gewinnt das Rennen um die Gunst des Girls. Unser Unbekannter findet in Dexter den geeigneten Mann, Bell unauffällig aus dem Weg zu räumen, sodass die Sache wie ein Unfall aussieht. Im Begriff, sich nun Judith zu nähern, bemerkt er, dass sich auch Lundgren für das hübsch'e Girl interessiert. Er wittert einen neuen Rivalen und beauftragt den Ring damit, seinen Nebenbuhler auszuschalten. Könnte sich Gonzales Bemerkung über viel Arbeit nicht auf weitere Verehrer der hübschen Judith beziehen?«
Phil lächelte.
»Ich habe im Fall Bell ein Motiv und einen Mann, zu dem es wie ein Maßanzug passt. Das Beweismaterial ist erdrückend. Der Junge kann mir fast leid tun, Jerry.«
Ich biss bei Phil auf Granit. Ich dachte darüber nach, ob meine Idee wirklich so ausgefallen war. Ich warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es für uns höchste Zeit wurde, um nach Hause zu fahren und uns umzuziehen. Phil und ich wir waren nämlich zu einer Verlobungsfeier eingeladen. Richard Gordon verlobte sich mit seiner Sekretärin Majorie Wells.
Ich wollte erst absagen, doch es gab einen Grund, unter allen Umständen hinzugehen. Als Gäste würden wir nämlich dem ganzen Bekanntenkreis der Sterlings dort begegnen.
***
Als wir das Haus in der Rockaway Avenue betraten, herrschte dort schon eine tolle Stimmung. Nachdem uns ein Dienstmädchen unsere Mäntel abgenommen hatte, wurden wir von Majorie Wells begrüßt. Wir brachten unsere Glückwünsche an und übergaben unsere Geschenke.
Ich sah mich suchend um. »Wo ist denn der Glückspilz, dem so ein charmantes Wesen auf den Leim gegangen ist?«
Für einen Moment wurde Majorie ernst. »Richard kommt später, Agent Cotton. Er wurde noch zu einem Klienten gerufen. Sie wissen ja selbst, dass er sich kaum ein Privatleben gönnt.«
Wir folgten ihr in den Salon. Bei unserem Eintritt ebbten die Gespräche ab. Man musterte uns mit unverhohlenem Interesse. Alle diese Menschen waren mit wenigen Ausnahmen Personen, die wir bei unseren Ermittlungen im
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