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0302 - Der Unhold

0302 - Der Unhold

Titel: 0302 - Der Unhold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schwindel, und manch anderer Mensch wäre sicherlich schon in Ohnmacht gefallen.
    Mandra hielt sich.
    »Verwandte«, sagte Rosa Beluzzi. »Es waren doch nur Verwandte. Diese Familie wollte mich nie, und ich wartete nur auf die Zeit, um mit ihr abrechnen zu können. Die ist nun gekommen. Ich bin da, wo ich sein wollte. Angefangen habe ich mit Ugo. Er bekam die Macht des Teufels zu spüren und wurde zum Monstrum. Als erstes Opfer riß er seine eigene Frau. Er schleppte sie mit in das Grab, zog sie in den Gang hinunter, und dort bleichen noch jetzt ihre Knochen. Dann ging er auf Jagd. Er verschonte keinen…«
    »Ich weiß«, unterbrach Mandra die Frau mit harter Stimme.
    »Selbst vor Kindern machte er keinen Halt.«
    »Ich konnte ihm nicht vorschreiben, was er zu tun oder zu lassen hatte…«
    Mandra war über die Brutalität dieser Frau geschockt. So etwas hatte er selten erlebt, und er bekam mit, wie sich Rosa Beluzzi an ihren eigenen Worten weidete. Dabei achtete sie nicht so sehr auf den Inder, so daß es Mandra Korab gelang, seine Hand verschwinden zu lassen.
    Sie rutschte unter den Tisch, und auf seinem rechten Oberschenkel blieb sie liegen.
    Nur noch ein kleines Stück bis zu den beiden im Spezialgürtel steckenden Dolchen.
    Tief atmete Rosa ein. Sie löste ihre Hand ebenfalls vom Körper des Monstrums.
    Dann schaute sie auf Mandra, taxierte ihn. Der Lampenschein strich über ihre Augen und ließ die Pupillen leuchten.
    War es Haß?
    Bestimmt, und auch der Wille zur Vernichtung.
    Plötzlich zuckte sie zusammen. Jetzt erst war ihr aufgefallen, daß die rechte Hand des Inders nicht mehr auf dem Tisch lag. Ein Alarmsignal schien durch ihren Körper zu schwingen, und noch in derselben Sekunde bekam die Bestie einen Befehl.
    »Zerreiß ihn!«
    Mandras Hand klatschte auf den ersten Dolchgriff!
    ***
    Claudia Corelli hatte seit langer Zeit zum erstenmal in ihrem Leben richtig Angst.
    Sie war gewohnt, über Männer zu befehlen. Man hatte sie akzeptiert. So etwas wäre vor Jahren nicht möglich gewesen, aber La Bandita besaß genau die Rücksichtslosigkeit, um sich durchsetzen zu können. Und dabei war sie auch über Leichen gegangen, eine sehr schlimme Tatsache, die Claudia nicht mehr ändern konnte, denn sie wollte die Macht. Weg aus diesem verdammten Armenhaus. Wenn sie schon in Neapel bleiben mußte, dann als eine Königin.
    Das hatte sie nun erreicht.
    Doch nun war ein Gegner aufgetaucht, der selbst ihr Angst einflößte. Bisher hatte sie die meisten Probleme durch Schüsse aus der Welt schaffen können, das klappte bei diesem Feind nicht. Er zeigte sich diesen Geschossen gegenüber sehr widerstandsfähig, denn in ihm wohnte eine Kraft, die nicht von dieser Erde stammen konnte.
    Claudia war zwar nicht gläubig – wenn sie einen Priester sah, machte sie einen Bogen um ihn –, aber wie viele ihrer Landsleute besaß sie einen gewissen Aberglauben.
    Das Böse existierte für sie. Bisher nur unsichtbar, nun aber hatte es den Ring durchbrochen und war hinabgestoßen in die sichtbare Welt. Claudia dachte an das aufgebrochene Grab. In ihm hatte mal ihr Vater gelegen, nun war die kühle Grube leer. Wie konnte es überhaupt möglich sein, daß ein Toter sein Grab verließ?
    Nur dann, wenn er nicht tot war.
    Kalt rann es über ihren Rücken, als sie daran dachte. Sie schaute sich vorsichtig um, starrte in jede dunkle Gasse oder düsteren Winkel hinein, weil sie damit rechnete, daß aus ihnen jeden Augenblick die lebende Leiche ihres Vaters erscheinen konnte.
    Eine grausame Vorstellung…
    Claudia war allein. Es kam auch selten vor, daß sie so unbeobachtet durch Neapels Straßen laufen konnte. Zumeist wurde sie von irgendwelchen Leuten angesprochen, die plötzlich aus ihren Schlupfwinkeln kamen und sich ihr in den Weg stellten.
    Darunter waren Bettler und Kriminelle, Alte und Junge. Schließlich kannte man ihren Ruf.
    In dieser Nacht war alles anders.
    Niemand ließ sich blicken, keiner trat ihr in den Weg, keiner wollte etwas von ihr.
    Sie war allein.
    Allein mit ihren schlimmen Gedanken.
    Den kleinen Wald hatte sie hinter sich gelassen, ohne daß etwas passiert wäre. Mittlerweile bewegte sie sich wieder zwischen den engen Häusern und lief durch die schmalen Gassen, nahm die Treppen mit gewaltigen Sprüngen und tauchte auch wie ein Schatten in die Häuser und Flure ein.
    Es kam ihr zugute, daß sie die Gegend tatsächlich wie ihre Westentasche kannte. Sie war hier aufgewachsen und hatte sich als Kind bereits in den

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