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0302 - Der Unhold

0302 - Der Unhold

Titel: 0302 - Der Unhold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die rechte Gangwand hineingeschlagen worden, und der schmale Lampenstrahl traf sofort auf Widerstand. Ein Zeichen dafür, daß die Nische nicht sehr tief sein konnte. Zwei lange Schritte brachten mich zu ihr.
    Ich quetschte mich hinein und leuchtete sie aus.
    Hatten wir bei unserem Einstieg eine Leiter gesehen, so sah ich diesmal auch eine. Das heißt, es waren nur Sprossen, die sich in unregelmäßigen Abständen einen sehr engen Kaminschacht hochzogen. Mit der ausgestreckten Rechten konnte ich bequem eine Sprosse erreichen, zerrte daran und stellte zufrieden fest, daß sie ziemlich fest verankert war. Sie würde auch unser Gewicht tragen.
    Suko hatte ebenfalls zugeschaut. Er nickte mir zu. »Los, John, probieren wir es!«
    Das hatte ich auch vor.
    Diesmal schritt ich als erster diesen engen Kamin hoch und war sehr gespannt, wo wir wohl landen würden.
    ***
    Zunächst spürte Mandra Korab nichts!
    Es war der Schock, der ihn umklammert hielt und gleichzeitig lahmte. Der Inder senkte nur den Blick, starrte auf den Griff und sah die Klinge in seinem Handballen stecken. Kaum ein Tropfen Blut war aus der Wunde gedrungen.
    Rosa Beluzzi hockte vor ihm. Sie hatte den Kopf vorgebeugt, blickte Mandra an. In ihren Augen stand ein seltsames Funkeln, wie man es normalerweise nur bei einem Sadisten sah. Die Lippen hatte sie zurückgezogen und die Zähne gefletscht. Drei Worte drangen aus ihrem Mund. Drei Worte nur, die aber alles sagten.
    »Hab ich dich!«
    Im nächsten Moment hatte sich der Schock gelöst. Jetzt kamen die Schmerzen. Sie trafen Mandra Korab mit einer nahezu erbarmungslosen Wucht. So etwas Schlimmes hatte er noch nie erlebt.
    Seine Hand schien in Flammen zu stehen, und diese Flammen breiteten sich in Windeseile aus, denn sie erfaßten auch seinen Arm bis hoch zur Schulter.
    Es war einfach unbeschreiblich.
    Mandra hatte sich immer als einen harten Brocken bezeichnet, in diesen Augenblicken aber konnte er nicht mehr. Er wollte es nicht, aber das Stöhnen verließ trotzdem seinen Mund.
    Jetzt sah er auch das Blut.
    Es strömte aus der Wunde, fand seinen Weg über die Hand und rann auf die weiße Tischdecke, wo es ein bizarres Muster hinterließ und immer weiter auseinander floss.
    Wenn er versuchte, die Hand zu bewegen, strömten neue, noch schlimmere Schmerzen bis in die Schulter hinein. Er war gezwungen, so sitzen zu bleiben und sich nicht zu bewegen.
    Noch war er zu keiner Gegenreaktion fähig, und diese Zeit nutzte die Alte aus.
    »Du hast gedacht, mich übertölpeln zu können, wie? Nein, da hast du dich geschnitten. Mich macht man so leicht nicht fertig. Ich schlage zurück, das kann ich dir versprechen. Ich gebe hier den Ton an, und ich sage, was geschieht. Ihr seid bei mir eingedrungen, nun habt ihr auch die Folgen zu tragen.«
    Das Gesicht des Inders verzerrte sich. In seinen Augen schimmerte es feucht. Er hob den rechten Arm an, schob ihn über den Tisch und wollte die einzige Möglichkeit nutzen, die es seiner Meinung nach für ihn gab.
    Er mußte den Dolch aus der Hand reißen!
    Dazu ließ ihn die Frau nicht kommen. Er hatte den Arm kaum angehoben, als Rosa Beluzzi in die Höhe schnellte und selbst zugriff, bevor Mandra den Griff umklammern konnte.
    »Laß es!« sagte sie böse. »Laß das Messer in Ruhe! Du wirst es nicht berühren!«
    Über die Klinge hinweg schauten die beiden sich an. Mandra sah die bösen Augen der Frau. Er selbst mußte sich beherrschen, um seinen Schmerz nicht hinauszubrüllen. Aber er war Asiate. Mandra hatte einiges von der indischen Bewusstseinslehre mitbekommen, und er hatte es auch gelernt, sich zu beherrschen.
    Er legte seine freie Hand wieder auf den Tisch. Schweiß perlte auf seiner Stirn.
    Die Hand der Wahrsagerin zuckte, die Klinge wurde dadurch bewegt und neue Schmerzwellen in Mandras Arm hineingestoßen.
    »Nein, nicht du wirst den Dolch aus deiner Hand ziehen!« flüsterte Rosa. »Nicht du…«
    »Was willst du?« keuchte der Inder. Es bereitete ihm große Mühe, die Worte überhaupt zu sprechen.
    Rosa Beluzzi ließ den Griff los. Sie sank wieder auf ihren Stuhl zurück.
    Mandra erkannte die Schlieren im Dolchgriff. Sie bewegten sich wie immer. Nichts deutete darauf hin, daß sich etwas verändert hatte, nur die Blutlache auf der Decke vergrößerte sich von Sekunde zu Sekunde. Auch die Schmerzen blieben.
    »Ich?« fragte die alte Frau. »Ich will überhaupt nichts von dir. Ich habe dich nur für einen anderen aufbewahrt, der eigentlich schon hier sein

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