0303 - Auf ihn wartet der Sarg
Sie hatten einen seltsam starren Ausdruck. Der Mann blickte unverwandt geradeaus und schob sich durchs Gedränge.
Die Rechte hielt er in der Tasche seines braunen Wintermantels verborgen.
Phil war sich nicht sicher. Er holte das Foto aus der Brusttasche und verglich es mit dem Gesicht des Mannes. Die Ähnlichkeit war nicht gerade überwältigend. Dennoch hatte Phil das Gefühl, den Gesuchten vor sich zu haben.
Er folgte ihm.
Der Mann ging zu einer der Telefonzellen, die sich zwischen der Bar und einem Zeitungsstand an der Wand der Halle befanden. Der Fremde telefonierte.
Währenddessen lungerte Phil in der Nähe der Kabine herum.
Nach etwa zwei Minuten kam der Fremde wieder zum Vorschein. Er ging in die Bar, stellte sich an die Theke und verlangte einen Whisky. Er erhielt das Getränk und wollte das Glas gerade an die Lippen setzen, als sich von hinten eine Hand auf seine Schulter legte.
»Sie sind verhaftet«, sagte Phil. »Leisten Sie keinen Widerstand, es ist zwecklos. Der Flughafen ist von FBI-Beamten umstellt. Ihre…«
Weiter kam mein Freund nicht, denn der Helläugige fuhr wie der Blitz herum und schlug Phil aus der Drehung heraus einen mörderischen Haken genau auf die Kinnspitze.
Phil ging ohne einen Laut zu Boden, und der Fremde raste zur Tür.
Er prallte dort mit zwei Männern zusammen, stieß sie zur Seite, rannte in die Halle und hastete zum Ausgang.
Mein Freund war nur für wenige Sekunden außer Gefecht gesetzt.
Das Gekreisch einiger Ladies, die an der Bar standen, brachte ihn wieder zu sich.
Er rappelte sich auf und setzte dem Fremden nach.
Er sah ihn, als er aus der Halle lief. Phil zog seine Pistole und rannte hinterher.
Er kam ins Freie. Der Fremde lief über den Vorplatz auf eine Buschgruppe zu.
»Bleiben Sie stehen«, schrie mein Freund. »Bleiben Sie stehen, oder ich schieße.«
Der Fremde blieb stehen. Aber nur, um eine Pistole aus der Manteltasche zu ziehen. Er drehte sich um, ließ sich auf ein Knie nieder, und im gleichen Augenblick blitzte es in seiner Rechten auf.
Einen knappen Yard neben Phil siebte die Kugel in den Boden. Schnee wölkte auf.
Sofort schoss der Fremde ein zweites Mal.
Phil spürte, wie die Kugel durch den linken Ärmel des Mantels fuhr.
Und dann schossen Phil und der Fremde gleichzeitig. Fast gleichzeitig.
Mein Freund zog um den Bruchteil einer Sekunde eher durch.
Die Kugel des Helläugigen klatschte gegen die Wand des Flughafengebäudes.
Phil aber traf.
Der Fremde ließ die Pistole fallen und griff sich an die Brust. Er versuchte aufzustehen, aber die Knie versagten ihm den Dienst. Langsam fiel er vornüber und blieb mit dem Gesicht nach unten im Schnee liegen.
Als sich Phil über ihn beugte, war er bereits tot.
Mein Freund drehte ihn auf den Rücken und griff nach der Brieftasche. Sie stak in der rechten Brusttasche. Darin befanden sich einige Bündel mit Hundert-Dollar-Noten, ein Führerschein und ein Ausweis auf den Namen Robert Calagan aus Chicago und einige andere Papiere.
Aus dem Flughafengebäude quoll jetzt eine Menschenmenge. Aber sie blieben in respektvoller Entfernung.
Dann kamen zwei Cops herangetrabt und blieben mit gezückten Pistolen neben Phil stehen.
Mein Freund legitimierte sich und erklärte dann, worum es ging.
Einer der Cops leuchtete dem Toten mit einer Taschenlampe ins Gesicht und stieß erstaunt einen Pfiff aus.
»Er könnte es sein. Die Beschreibung passt.«
»Ich finde die Ähnlichkeit nicht sehr stark«, meinte Phil. »Aber sein Verhalten beweist, dass er es ist.«
»Ich meine nicht Ihren Tom Moreno oder wie der Kerl heißt«, raunzte der Cop. »Ich meine einen gewissen Robert Calagan.«
»Das steht im dem Führerschein«, sagte Phil und reichte dem Uniformierten die Brieftasche des Toten.
Der Cop betrachtete den Ausweis und sah Phil dann ernst an.
»Das ist ein seltsamer Zufall, Mister Decker. Sie haben aus Notwehr einen Mann erschossen, den Sie für den gesuchten Tom Moreno hielten. In Wirklichkeit aber ist dieser Mann ein vierfacher Mörder und heißt Robert Calagan. Er hat heute Nachmittag zwischen fünf und sechs Uhr seine Frau und seine drei Kinder in Chicago bestialisch ermordet. Die Leichen wurden vor einer halben Stunde entdeckt. Man konnte sehr schnell feststellen, dass Calagan das Flugzeug nach New York genommen hatte. Vor etwa zehn Minuten führte Chicago mit der hiesigen Mordkommission ein Gespräch. Es bewirkte, dass wir über Funk den Auftrag erhielten, Calagan auf dem Flugplatz in Empfang zu
Weitere Kostenlose Bücher