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0304 - Der Mann, der uns zum Alptraum wurde

0304 - Der Mann, der uns zum Alptraum wurde

Titel: 0304 - Der Mann, der uns zum Alptraum wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: der uns zum Alptraum wurde Der Mann
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Bernarr.
    Mabel Parker wurde auf dem Flugplatz von ihrem künftigen Verlobten abgeholt. Sie stellte ihn uns vor.
    Er hieß Harry Fontana, war groß, klotzig gebaut, mit Neigung zum Fettansatz, für meine Begriffe etwas zu elegant gekleidet, hatte dünnes blondes Haar, dass etwas unordentlich über den runden Schädel verteilt war. Das Gesicht war großflächig, gelb und dicklich. Auf der Oberlippe saß ein strohblonder Schnurrbart. Unter dichten blonden Augenbrauen lagen kleine, unruhige Augen von der Farbe abgestandenen Trinkwassers tief in den Höhlen. Das Bemerkenswerteste an Harry Fontana waren zweifellos die unheimlich großen Segelohren, die rechtwinklig vom Kopf abstanden und mich an einen afrikanischen Elefanten erinnerten.
    Alles in allem, ich hätte Mabel Parker mehr Geschmack zugetraut.
    Als Fontana mich begrüßte, drückte ich eine schlappe feuchte Hand.
    Unmittelbar nach dem Händeschütteln brachte ich meine Rechte in der Manteltasche unter, wo ich sie am Futter trocken rieb.
    Als Fontana die Hand ausstreckte, um stolz auf seinen Wagen - einen protzigen Cadillac - zu weisen, sah ich, dass der Nagel des Zeigefingers abgekaut war.
    Wir verabschiedeten uns schnell und verfrachteten uns in eins der vor dem Flughafen wartenden Taxis.
    Das Office des Sheriffs, der von unserem Kommen unterrichtet war, lag am Ortseingang von Red Bluff. Es war ein flacher roter Ziegelsteinbau, den ein ungepflegter Vorgarten von der Straße trennte.
    Die Haustür war offen. Dahinter lag eine kleine Halle, deren vier Wände jeweils eine Tür auf wiesen. An der linken klebte ein Schild mit der Aufschrift Sheriffs Office.
    Darüber war ein Zettel mit einer Reißzwecke angeheftet, auf ihm stand in roten Blockbuchstaben: »Bin gleich wieder zurück, Acker.«
    Phil schüttelte verwundert den Kopf, klopfte an die beiden restlichen Türen und probierte die Klinken, nachdem sich niemand gemeldet hatte. Auch diese Türen waren unverschlossen.
    »Weißt du eigentlich, ob der Sheriff verheiratet ist, Jerry?«
    »Keine Ahnung.«
    Die eine Tür führte in einen behaglichen Wohnraum, von dem eine Kochnische abgeteilt war, die andere in ein Schlafzimmer.
    Wir nahmen im Wohnraum Platz und steckten uns Zigaretten an.
    »Er wird wohl nichts dagegen haben, dass wir es uns hier etwas bequem machen.«
    Es war mittlerweile stockdunkel.
    Wir genossen die Ruhe des kleinen Ortes. Nur von Zeit zu Zeit fuhr auf der Straße ein Wagen vorbei. Weit über uns zog ein Flugzeug seine Bahn. Wir warteten zwei Stunden.
    Es ging auf elf zu. Phil hatte auf einem Bücherbord einige Zeitschriften gefunden, mit denen wir uns beschäftigten.
    »Eigenartig«, sagte Phil schließlich und ließ sein Journal sinken. »Der Sheriff wusste doch, dass wir ihn heute aufsuchen würden. Vielleicht sollten wir doch mal in sein Office schauen. Da er mit uns rechnete, hat er sicherlich eine schriftliche Erklärung hinterlassen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Ich stand auf und lief unruhig im Zimmer umher.
    »Irgendwas stimmt hier nicht, Phil. Acker ist sonst sehr zuverlässig. Wenn er durch eine wichtige Sache aufgehalten worden wäre, hätte er hier sicherlich angerufen.«
    Ich ließ mich in den schweren Ohrensessel fallen, der unmittelbar vor dem kalten Kamin stand. Dabei spürte ich, wie mein rechter Oberschenkel etwas Hartes berührte. Zwischen der rechten, dick gepolsterten Armstütze und dem Sitzkissen lag, halb in den Ritz gerutscht, ein schwerer Colt.
    Sheriff Washington Ackers Waffe. Ich nahm sie in die Hand und betrachtete sie prüfend. Sie war etwas verstaubt - bei weitem nicht so gepflegt, wie man es von einer Dienstwaffe erwartete.
    Ich roch an der Mündung. Seit längerer Zeit war aus dem Colt nicht geschossen worden, zumindest nicht nach dem letzten Putzen. Und das war einige Zeit her.
    »Er spaziert also irgendwo ohne Waffe herum.« Phil verzog das Gesicht. »Man sollte ihm bald einen ungefährlicheren Job geben.«
    Ich ging zur Tür. Phil stand auf und folgte mir. Das mit der Reißzwecke an die Officetür geheftete Schild war so alt, speckig und abgegriffen, dass es dem Sheriff sicherlich schon seit Langem dazu diente, den Besuchern sein baldiges Zurücksein mitzuteilen.
    Die Tür war unverschlossen. Das Office besaß nur ein kleines Fenster. Es lag zur Straße hinaus. Da vor dem Haus eine Laterne stand, fiel etwas Licht herein. Es reichte gerade aus, um Sheriff Acker erkennen zu lassen.
    Er saß in einem tiefen Lehnstuhl hinter einem wuchtigen Schreibtisch und starrte

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