0304 - Der Mann, der uns zum Alptraum wurde
fragte Phil.
»Nur ein Pullover. Sonst habe ich noch nichts vermisst.«
»Welche Farbe?«
»Grau.«
Wir gingen mit Miller in das Sheriffs Office, wo jetzt Ackers Stellvertreter Dienst tat, und zeigten dem Dicken Waffe und Pullover.
Beides war sein Eigentum.
***
Am Nachmittag fuhren wir in der Hoffnung, vielleicht doch etwas zu finden, das uns einen Hinweis geben konnte, wieder hinaus zu der Blockhütte. Wieder erlebten wir eine Überraschung - und wieder keine angenehme.
In der Blockhütte schien ein wütender Elefant gehaust zu haben.
Die Dielen waren mit einem Stemmeisen herausgebrochen und auch die Wände offensichtlich mit dem gleichen Instrument behandelt worden. Man hatte die Teerpappe gelöst und die Feuerstelle zertrümmert. Kein Stein ringsum die Blockhütte lag mehr auf seinem Platz.
»Die Schatzsucher waren am Werk«, sagte Phil.
Wir fuhren ins Hotel zurück. Dort teilte uns der Empfangschef mit, dass jemand angerufen und uns verlangt habe.
»Hat er seinen Namen genannt?«, fragte ich in der Annahme, dass es Mr. High oder einer der Leute vom Sheriffs Office gewesen sei.
»Einen Moment, Sir.« Der Empfangschef fuhr mit dem Bleistift auf einem Block hin und her. Offensichtlich suchte er eine Notiz. »Ich habe den Anruf nicht entgegengenommen«, sagte er dabei mit einem entschuldigenden Lächeln. »Aber hier ist es ja. Der Anruf war von einer Miss Rosi Bernarr.«
***
Im ersten Augenblick waren wir sprachlos.
Phil fasst sich als Erster und fragte, ob Miss Bernarr irgendwas hatte ausrichten lassen. Das war aber nicht der Fall. Der Empfangschef erklärte, die Anruferin habe lediglich nach uns gefragt und dann mit dem Bemerken, sie werde später noch einmal anrufen, ihren Namen genannt und sofort danach aufgelegt.
Wir warteten auf meinem Zimmer bis gegen acht Uhr abends. Aber es kam kein weiterer Anruf für uns. Dann beschlossen wir, noch einen Drink in einem der Nachtklubs von Red Bluff zu nehmen.
Es war ein Kellerlokal, eine Bar mit dürftigem Programm. Es bestand aus einem Apachentanz, den ein blasser Jüngling und ein verlebt aussehendes Mädchen ohne große Begeisterung aufführten. Den übrigen Teil der Unterhaltung bestritt eine Sängerin, die sicherlich erst vor Kurzem volljährig geworden war.
Wir hockten uns an die Theke, tranken einige Whisky und waren schon im Begriff zu zahlen, als ein Bekannter eintrat. Es war der dicke Miller, der Besitzer der Hühnerfarm. Als er uns sah, steuerte er sofort auf uns zu, lud uns zu einem Drink ein, den wir akzeptierten, und erzählte dann lang und breit von seiner Geflügelzucht. Er lud uns ein, ihn am nächsten Tage einmal zu besuchen.
Während des Gesprächs warf der Dicke der nicht mehr sehr jugendlichen Bardame verliebte Blicke zu. Offenbar war sie der Grund seines Hierseins.
Außer uns waren nur wenige Gäste anwesend. Uninteressant aussehende Leute, Bürger einer Kleinstadt. Aus Mangel an einem besseren Studienobjekt betrachtete ich den dicken Miller genauer. Er war des Anschauens wert. Er wirkte sehr drollig und erinnerte mich irgendwie an einen zu gut gefütterten Karpfen.
Der Specknacken quoll über den Kragen, das Doppelkinn wabbelte bei jeder Kopfbewegung, die blassblauen Froschaugen standen etwas hervor und glotzten minutenlang, ohne dass auch nur einmal eine Wimper zuckte.
Auf meiner Armbanduhr war es wenige Minuten vor elf, als sich plötzlich eine weiche Hand von hinten auf meine Schulter legte und eine kehlige Stimme sagte; »Welche Freude, Sie hier zu treffen, Agent Cotton. - ’nen Abend Miller.«
Ich drehte mich um und blicke in Harry Fontanas Gesicht.
Neben ihm stand Mabel Parker mit einem freudigen Lächeln um den grell geschminkten Mund. Sie trug ein schulterfreies Abendkleid, Fontana einen maßgeschneiderten Frack.
Wie sich im Laufe der Unterhaltung herausstellte, waren Fontana und Miller gut miteinander bekannt. Miller belieferte den Motelbesitzer täglich mit Eiern und Hühnern.
»Stell dir vor, Harry«, sagte Miller. »Jetzt weiß ich auch, wer mir den Colt geklaut hat - und einen neuen Pullover dazu. Der Tramp war’s. - Na, du hast ja sicher in der Zeitung gelesen, dass der Sheriff ermordet wurde, und wer es getan hat. Dass man mir den Colt gestohlen hat, habe ich dir doch erzählt, nicht wahr?«
Fontana schüttelte den Kopf. »Nein, Alfred! Ich höre jetzt davon zum ersten Mal.«
»Aber Harry«, erwiderte der andere. »Ich weiß doch genau, dass ich gleich, nachdem ich das Fehlen der Waffe bemerkte, mit einer
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