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0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

Titel: 0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod schminkt sich die Lippen
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härtesten Geschäft der Welt macht es wenig Spaß, von einem drahtigen, jungen Sportlehrer, der noch nie Pulverrauch gerochen hatte, die neuesten Tricks in Selbstverteidigung beigebogen zu bekommen, und ganz besonders habe ich die Übungen zur Erhöhung der Reaktionsfähigkeit als Schinderei empfunden.
    Aber wahrscheinlich würde ich ohne die jährliche, harte Schulung längst nicht mehr leben. Zu oft bin ich in Situationen gestolpert, in denen mir nur Sekundenbruchteile blieben, um mich mit leidlich unbeschädigter Haut wieder herauszuwinden.
    Das hier war eine solche Situation. Die Frau wußte schon vor ihrem Hereinplatzen, wo ich saß, und sie hielt den Lauf der MP in meine Richtung.
    Ich war einen Lidschlag schneller. Ich warf mich mit dem Stuhl schräg zur Seite, und ich brachte es sogar zustande, im Fallen mit den Füßen den Tisch umzustoßen.
    Trotzdem hätte die eine oder andere Kugel aus der MP mich erwischt, denn die Tische in Bens Kneipe waren nicht mit so massiven Platten ausgerüstet, daß eine Kugel sie nicht durchschlagen hätte. Zum Glück hatte ich mir einen Tisch ausgesucht, der unmittelbar neben einem der Pfeiler stand, die die Decke trugen, und dieser Pfeiler war aus massivem Beton.
    Die Serie hämmerte in dem niedrigen Raum mit harten Schlägen wie ein Preßlufthammer. Splitter flogen aus dem umgestürzten Tisch, als hacke ein unsichtbares Beil darauf herum. Drei, vier Kugeln rissen lange, helle Schrammen in den Beton des Pfeilers. Ich trat um mich, um mich von den Resten des Stuhles zu befreien, der unter mir zu Bruch gegangen war, und gleichzeitig versuchte ich, die Pistole in die Hand zu bekommen, aber als ich sie in der Hand hielt, war der Spuk schon vorüber.
    Ich sprang auf die Füße, tauchte hinter dem Pfeiler auf, ich sah noch das Zuschlagen der Tür und hetzte in langen Sprüngen durch die Kneipe.
    Ich erreichte die Tür, aber ich war vorsichtig genüg, sie zwar mit einem Fußtritt aufzustoßen, aber selbst die Nase zurückzunehmen.
    Die Rechnung ging auf. Sie hatten es noch nicht aufgegeben. Wieder hämmerte die MP. Wie ein Hornissenschwarm prasselten die Kugeln, aber ich stand in sicherer Deckung neben der Tür, ging in die Knie und schob den Kopf vor.
    Ich sah nichts mehr von meinen Gegnern. Ich hörte nur noch das Heulen eines Automotors und das Rauschen der Reifen. Ich riskierte es, ins Freie zu springen. Nur wie einen Schatten erkannte ich die Umrisse eines Wagens. Meine Hand mit der Pistole flog hoch, aber schon wurde der Schlitten von der Dunkelheit völlig verschluckt. Kein Rücklicht gab mir ein Ziel, und ich verzichtete darauf, ihm blindlings eine Kugel nachzujagen.
    Ich ließ die Kanone ins Halfter zurückgleiten und ging in Bens Kneipe zurück.
    Der dicke Ben war verschwunden. Hingegen stand der Kellner wie angeschmiedet an seinem Platz, allerdings zitterte er, als wäre er von einem plötzlichen Schüttelfrost befallen worden.
    Zwei der drei Knobelbrüder waren noch völlig sprachlos, während der dritte steif wie eine Wachspuppe auf seinem Stuhl saß, den Knobelbecher eisern in seiner Hand, aber sehr grün im Gesicht.
    Ben tauchte hinter seiner Theke wie ein Walfisch aus den Meerestiefen. Sein Kopf war rot wie ein Kinderballon. Er vertrug das Bücken schlecht, und er hatte sich offenbar vor den Kugeln sehr tief hinter seine Theke gebückt. Wahrscheinlich hatte er sogar auf dem Bauch gelegen.
    »Das war ’ne Frau«, sagte der Kaschemmenwirt. Ich glaube, es erschütterte ihn nicht so sehr, daß in seinem Laden jemand mit einer Kugelspritze herumgefuchtelt hatte, als daß es ein weibliches Wesen war.
    »Bist du sicher?« fragte ich.
    »Hast du’s nicht gesehen? Es war ein Girl.«
    »Es war irgend jemand, der einen Frauenmantel, ein Kopftuch und eine Sonnenbrille trug.«
    »Der Mund war geschminkt. Ich habe es gesehen, rot geschminkt.«
    »Na und? Wenn du dir ’nen Lippenstift kaufen willst, so würde dich auch niemand daran hindern, ihn zu benutzen.«
    Ben erholte sich langsam von seinem Erstaunen.
    »Die hatte es auf dich abgesehen«, sagte er und stieß einen dicken Zeigefinger gegen mich.
    Ich konnte mir ein Grinsen und eine alberne Antwort nicht verkneifen.
    »Ich habe immer schon viel Glück bei Frauen gehabt.« Mit wenigen Schritten ging ich zu der Stelle, an der ich noch vor ein paar Minuten friedlich gesessen hatte, und las meinen Hut von der Erde auf.
    Ich war etwas zu hitzig auf Jane Larrows Aufforderung eingegangen. Ich hätte ein paar G-men oder wenigstens

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