0306 - Die Träne des Teufels
Bewegungsfreiheit, holte das Kreuz hervor und hielt es in der Hand.
Sofort schnellte mein Arm nach vorn, und das Kruzifix deutete genau in die Richtung, aus der die Flamme kam.
Die Aktivierungsformel brauchte ich nicht zu rufen. Mein so wertvoller Talisman spürte, daß sich die Kraft der Hölle in seiner Nähe aufhielt und entfesselte selbst seine Stärke.
Eine Aura umspielte die Umrisse, breitete sich weiter aus und stach der Flamme entgegen.
Als wäre sie ein lebendiges Wesen, so bog sie sich zurück und kam mir vor wie ein geschmeidiger Tänzer. Etwa fußhoch fauchte sie über dem Boden dahin, drehte sich und wand sich, doch sie kam gegen die Macht des Kreuzes nicht an.
Das dachte ich und irrte mich.
Etwas geschah mit dem Höllenfeuer, das ich bisher noch nicht erlebt hatte. Die Flamme, die zunächst Kurs auf mich genommen hatte, teilte sich in drei Angreifer.
Wie Wikka es auf telepathischem Wege geschafft hatte, die Flammen zu dritteln, war mir unbegreiflich, aber ihnen standen nun bessere Möglichkeiten zur Verfügung.
Sie konnten uns einkreisen!
Leider war es mir nicht vergönnt, mich zu dritteln. Ich mußte also drei Flammenteile im Auge behalten, was nicht einfach war, denn auch der Makler kam noch hinzu.
Er mußte zuerst aus dem Weg geschafft werden.
Ich riskierte es und drehte mich um. »Unter das Bett!« brüllte ich ihn an. »Los, verschwinden Sie!«
Er starrte mir ins Gesicht.
»Weg!«
Auf einmal begriff er, ließ sich fallen und kroch tatsächlich unter das Bett.
Die Sorge war ich los.
Aber die Flammen nicht. Sie wollten mir nach wie vor den Garaus machen. Tatsächlich kamen sie von allen drei Seiten. Eine direkt auf mich zu, die andere von links, und die dritte huschte über das Bett, um mich von dort anzugreifen.
Leider konnte ich mich nur auf eine der Flammen konzentrieren und nahm die rechte aufs Korn, denn sie war mir am nächsten. Mit einem gewaltigen Satz sprang ich auf sie zu. Meinen Arm hatte ich ausgestreckt, die Hand mit dem Kreuz hielt ich in den blassen Schleier hinein.
Für einen winzigen Augenblick merkte ich den Hitzeschleier, der über meine Hand rann, dann war es vorbei. Auch die Flamme sank ineinander. Ich hatte das Gefühl, als würde sie noch schreien und kreiselte auf der Stelle herum, wobei ich das Kreuz losließ und nur allein die Kette festhielt.
Durch die Kreisbewegung gelangen mir zwei Treffer.
Beide Male schlug ich das Kreuz durch die Flammensäulen, und das von Wikka entfachte Höllenfeuer sank in sich zusammen. Die Kräfte des Lichts hatten es zerstört.
Tief atmete ich durch und wischte über meine schweißnasse Stirn, Hätte ich das Kreuz nicht gehabt, wäre es böse ausgegangen. In Indien hatte es nichts genutzt. Hier allerdings half es.
Ich räusperte mir die Kehle frei. Hinter mir hatte ich ein Stöhnen vernommen. Da sich außer mir nur noch der Makler im Zimmer befand, konnte er nur das Stöhnen ausgestoßen haben.
»Kommen Sie wieder hervor, van Doolen!«
Er verließ seinen Platz unter dem Bett. Zuerst sah ich von ihm nur noch den Armstumpf. Ich machte mir jetzt Vorwürfe, daß ich ihn vorhin so hart behandelt hatte, denn der Mann mußte Schreckliches hinter sich haben.
Ich half ihm, sich aus seinem Versteck zu befreien und sorgte auch dafür, daß er auf die Füße kam.
An meinem Körper zog er sich hoch. Dabei blies er mir seinen säuerlichen Atem ins Gesicht und fragte mit schwerer Stimme: »Ist jetzt alles vorbei?«
»Ja«, erwiderte ich. »Die Flamme ist von mir vernichtet worden.«
Er nickte. »Das ist gut, das ist gut.« Dann hob er wieder den Kopf.
Angst stahl sich in seinen lauernden Blick. »Und die verdammte Hexe? Wo steckt sie?«
»Geflohen.«
»Dann kommt sie wieder!« schrie er. »Dann…«
»Sie sollten ruhig sein. Bleiben Sie hier im Zimmer. Um die Hexe kümmere ich mich.«
»Aber Sie kommen nicht gegen sie an…«
»Das lassen Sie mal meine Sorge sein«, erklärte ich und wandte mich schon der Tür zu. »Sie bleiben hier. Verstanden?« Ich wies ihn mit aller Deutlichkeit darauf hin.
Er nickte.
Ich verließ das Zimmer.
Um mich machte ich mir keine Sorgen mehr. Dafür um Mandra und Suko. Wahrscheinlich waren sie ebenso von Wikka überrascht worden wie ich…
***
Wikka entdeckte den Inder im selben Moment, wie er sie, und die Hexe blieb auch sofort stehen.
»Mandra Korab!« zischte sie.
»Und wie!« erwiderte der Inder laut, während er seinen rechten Arm nach hinten bog, um den Dolch auf die Hexe zu
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