0307 - Abrechnung mit Jane Collins
gegenseitig in den Weg liefen.
All das bekamen sie mit, und sie wurden nicht gestört. Man nahm sie überhaupt nicht zur Kenntnis.
Das verstanden beide nicht.
Vor der Frontseite des Hauses blieben sie stehen, um das Gebäude erst einmal mit den Blicken abzutasten. Es sah fast so aus wie an der entgegengesetzten Seite, bis auf eine Ausnahme.
Die Tür!
Sie befand sich ziemlich in der Mitte des Baus, war ein wenig nach rechts versetzt, besaß aber keine Klinke.
»Die ist bestimmt offen«, wisperte Suko.
»Versuchen wir es.« Mandra setzte sich bereits in Bewegung. Eine Treppe gab es nicht. Die Tür des Hauses schloß in Bodenhöhe ab.
Mandra zog Sukos Beretta, während sich der Inspektor ein wenig zurückhielt. Da die Tür keine Klinke besaß, mußte sie entweder aufgezogen oder aufgestoßen werden.
Mandra drückte die Hand gegen das Holz. Er hatte Glück, denn die Tür schwang nach innen.
Da die Wände fugenlos schlossen, war auch kein Lichtschein nach draußen gefallen.
Den sahen sie jetzt.
Einen düsteren, unheimlichen Schein, der das Innere des Hauses ausfüllte. Vom Feuer stammte er nicht, er fiel aus einer Kugel, die an der Decke hing.
Sie war etwa so groß wie zwei Hände und bestand aus zahlreichen kleinen Teilchen. Man konnte auch Pailletten oder Kristalle sagen, und sie gaben das Licht aus sich heraus ab, denn eine Lampe leuchtete nicht innerhalb der Kugel.
Der Schein füllte den Raum aus. Er drang bis in den letzten Winkel.
Suko hatte sich an Mandras Seite gestellt. Gemeinsam schauten sie nach vorn und waren überrascht.
Der Tür gegenüber befand sich eine Wand, die von einer einzigen Spiegelfläche eingenommen wurde. Sie zog sich von einer Seite zur anderen hin, war glatt, ohne Höhen oder Tiefen, zeigte keine Erhebungen oder Schrammen, aber sie warf kein Bild zurück.
Suko und Mandra sahen sich nicht selbst.
Dafür etwas anderes.
Vier Dolche steckten inmitten des Spiegels. Und sie rahmten eine Gestalt ein, die Mandra und Suko sehr gut kannten.
Es war Wikka!
Deutlich war sie zu sehen. Das verbrannte schwarze Gesicht, die hohe Gestalt, die beiden aus der Stirn schauenden grünen Schlangen und das lange Gewand, das sie trug.
Sie hatte also doch den Weg in diese Dimension gefunden.
Mandra hatte für Wikka keinen Blick. Er interessierte sich für seine vier Dolche, die Wikka einrahmten.
Und beide vernahmen Wikkas höhnische Stimme. »Kommt ruhig näher, ich habe euch erwartet…«
***
Ich hatte meine Freunde Suko und Mandra innerhalb des Steins verschwinden sehen, und mir sollte nun das gleiche Schicksal widerfahren.
Das wollte ich auf keinen Fall.
Aber wie konnte ich es verhindern?
Dieser Stein, so klein er auch war, besaß eine ungeheure Kraft. Den ersten Ansturm hatte ich abwehren können, schon der zweite warf mich bereits um.
Als Janes Lachen erklang, befand ich mich auf dem Weg nach vorn und stürzte bäuchlings in den Schnee.
Für einen Moment blieb ich dort und hatte das Gefühl, einen Strick um meine Brust zu spüren, der sich immer enger zog. Die Luft wurde mir knapp. Ich breitete die Arme aus und versuchte, irgendwo einen Halt zu finden.
Das gelang nicht.
Die andere Kraft war stärker. Sie riß und zerrte an mir, zog mich durch den nassen Schnee, und da mein Kopf nach unten gedrückt wurde, spürte ich die Kälte im Gesicht. Sie biß in meine Haut.
Allerdings besaß sie auch einen positiven Aspekt. Irgendwie schaffte sie es, mich wieder wacher zu machen, so daß ich meine Kräfte mobilisieren konnte. Damit meine ich nicht nur die körperlichen, auch die geistigen.
Wie kam ich aus der Lage heraus? Jane fühlte sich als die große Siegerin. Aber sie sollte sich geschnitten haben, das schwor ich mir. Die Beretta konnte ich nicht einsetzen, denn ihre Kugeln wurden von dem Stein geschluckt.
Dafür hatte ich das Kreuz!
Wie ein Blitzstrahl zuckte es durch meinen Kopf. Ja, das Kreuz. Wenn ich es aktivieren konnte, dann mußte es dieser mörderischen Kraft eine andere entgegensetzen.
Unsichtbare Hände wühlten sich unter meinen Körper und wuchteten mich in die Höhe. Für einen Moment stand ich wieder senkrecht auf beiden Beinen, und diese Chance durfte ich mir nicht entgehen lassen.
Ich habe schon oft mein Kreuz hervorgerissen, um brenzlige Situationen zu entscheiden, aber noch nie so rasch wie in diesem Moment. Ich wußte selbst nicht, wie es mir gelang. Die Kette kratzte über mein Gesicht, dann hielt ich das Kreuz in der rechten Hand, und ein Energiestrom flutete
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