0307 - Abrechnung mit Jane Collins
markante Schädel ab. Sie lagen auf der Ebene in einer fast majestätisch zu nennenden Ruhe.
Nichts störte die Stille. Nur die Schritte der beiden einsamen Männer durchbrachen sie.
Sie sahen weder einen Mond und Sterne noch die Sonne. Der Himmel wirkte wie ein blankes Tuch.
Zeit war bedeutungslos für sie geworden. Sie gingen weiter und stellten fest, daß der Pfad eine Kurve schlug und sich dabei leicht senkte. Suko kam der Verdacht, daß sie sich auf einem Plateau oder einer Erhebung befanden.
Diese Ahnung bekamen sie gleich darauf bestätigt, denn sie konnten in eine weite Senke schauen.
Abrupt stoppten sie ihren Schritt. Mandra Korab bekam große Augen und flüsterte: »Was ist das denn?«
Auch Suko war überrascht.
Die unter ihnen liegende Senke war nicht leer, sondern von einem seltsam geisterhaften Leben erfüllt. An verschiedenen Stellen leuchteten Feuer, die, von ihrem Standort aus gesehen, wie glühende Augen wirkten. Die Flammen brannten nie ruhig, sie zuckten von einer Seite auf die andere, tanzten, warfen Schatten oder leuchteten die Gesichter derjenigen an, die sich zwischen den Feuern bewegten.
Es waren menschliche Gestalten.
Wenigstens auf den ersten Blick. Sie gingen auf zwei Beinen, besaßen Körper, Arme und Gesichter, wenn letztere auch nicht zu erkennen waren, da sie zumeist im Schatten hoher Kapuzen lagen, die diese Menschen über ihre Köpfe gestreift hatten.
»Sie erinnern mich an Mönche«, meinte Mandra nach einer Weile des Schweigens.
»In dieser Welt?« Suko war skeptisch.
»Aber sie ähneln ihnen. Und sie scheinen auch hier zu leben. Sieh dir nun mal die Hütten an, die überall aufgebaut worden sind.«
Da hatte Mandra richtig geschaut. Man hatte Hütten errichtet, die an die Tipis nordamerikanischer Indianer erinnerten. Jedenfalls besaßen sie eine ähnliche Form. Nur bestanden die Hütten nicht aus Planen, sondern aus festem Material, möglicherweise Holz.
Eine davon stand etwas erhöht. Sie war auch größer als die übrigen und besaß eine viereckige Bauweise.
Suko sprach Mandra auf diesen Bau an. »Dort scheint wohl der Bürgermeister zu wohnen.«
»Und das in einer Dämonenwelt.«
»Wir werden nachsehen.«
Trotz ihrer Entdeckungen konnten sich die beiden keinen Reim auf die Ansammlung von Häusern machen. Jedenfalls gab es in diesem Tal Leben, das allein zählte.
Sie schauten weiterhin zu, wie sich die Bewohner hektisch bewegten.
Mit irgendeiner Sache waren sie beschäftigt, denn sie schleppten Gegenstände mit sich.
Mal waren es Eimer, dann schalenartige Gefäße, und sie schafften diese zu einer großen Feuerstelle in der Mitte des Dorfes. Dort stand ein Dreibein, so hoch wie das große Haus. Im Innern des Dreiecks hing ein gewaltiger schwarzer Kessel, dessen Boden von den Flammen erhitzt wurde.
Suko schüttelte den Kopf.
»Was hast du?« fragte der Inder.
»Das erinnert mich an alte Witzbilder, auf denen Menschenfresser zu sehen sind. Die stecken die Touristen immer in einen Kessel, um sie zu kochen.«
»Darauf verzichte ich.«
»Ich ebenfalls«, sagte der Chinese, »aber wir müssen hinunter. Es hilft alles nichts.«
Verständlicherweise wollten Suko und Mandra nicht sofort entdeckt werden. Sie suchten demnach nach dem günstigsten Weg, in die Senke zu gelangen. Wenn sie den direkten nahmen, würde man sie sehr schnell entdecken. Deshalb entschlossen sie sich, dieses seltsame Dorf von der Rückseite her zu betreten.
Die beiden Verschollenen hielten sich vom Rand der Senke entfernt, damit sie nicht durch einen zufälligen Blick aus der Tiefe entdeckt werden konnten.
Es war ein ziemlich weiter Weg, den sie zurückzulegen hatten, und sie mußten zudem achtgeben, daß niemand sie beobachtete.
Um sie herum war alles leer. Auch aus der Luft drohte keine Gefahr.
Existierten in einer normalen Welt Vögel, so war dies hier nicht der Fall. Blank und glatt wie ein Tuch präsentierte sich der Himmel, gleichzeitig unendlich in seiner Weite. Suko kam es so vor, als hätte sich der Horizont in dieser Welt verschoben, weil er das Gefühl hatte, über das hinwegschauen zu können, was man auf der normalen Erde als Horizont bezeichnete.
Irgendwie kam ihm die Begrenzung gläsern vor.
Der Chinese sprach darüber mit Mandra Korab. »Eine Erklärung habe ich auch nicht«, antwortete der Inder, »kann mir jedoch vorstellen, daß vielleicht der Stein die Begrenzung bildet, deshalb sieht alles so anders aus.«
»Moment, Moment«, sagte Suko. »Du meinst wirklich, daß
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