0307 - Abrechnung mit Jane Collins
Grinsen zerbrach. Dafür schaute mich Jane erstaunt an, aber es war mehr ein glasiger Blick, der mich traf.
Danach kippte sie um.
Einfach so…
Ich fing sie auf und hatte eine Bewußtlose in den Armen liegen. Dieser Schlag war ein Volltreffer gewesen. Jane war zwar eine Hexe, sie besaß auch manche Fähigkeiten, auf solche Dinge aber wie eben reagierte sie noch menschlich.
Wohin mit ihr? Es gab nur eine Möglichkeit. Ich mußte sie über meine Schulter wuchten.
Das tat ich auch. Fast war es wie in alten Zeiten. Schon Öfter hatte ich Jane Collins getragen. Ihr Kopf befand sich in Brusthöhe, das lange Haar hing nach unten, die Arme schaukelten bei jedem Schritt.
Es war nicht einfach für mich, auf dem Schneeboden die Balance zu halten, denn das Gewicht der Hexe drückte. Zudem befand ich mich auch nicht gerade in Superform. Von dort, wo die Straße herlief, hörte ich Geräusche. Ein Motor wurde angelassen. Der Truck konnte noch fahren. Seine gewaltige Stoßstange hatte die Kollision gut abgewehrt.
Es würde einige Zeit dauern, bis es der Fahrer geschafft hatte, die Polizei zu alarmieren. Wenn die Uniformierten kamen, war ich verschwunden.
Nur, wo sollte ich hin?
Es gab praktisch nur eine Möglichkeit. Ich mußte den Weg, den wir vorhin gefahren waren, wieder zurück. Als Ziel schwebte mir die Villa des Maklers vor Augen.
Ich will keinen Leser mit langen Beschreibungen langweilen, sondern nur hinzufügen, daß es eine Quälerei wurde. Als ich vor dem Tor stand, war ich erschöpft, legte die noch immer bewußtlose Jane in den Schnee und ruhte mich zunächst einmal aus.
Ich hatte ihre Worte nicht vergessen.
Dieser Stein, der in meiner Tasche steckte, barg ein Geheimnis.
Meiner Ansicht nach hatte uns Hendrik van Doolen viel zuwenig darüber erzählt. Zum Beispiel auch nichts über seine Bekanntschaft mit dem Vampir-Baron.
Ich wollte ihm die entsprechenden Fragen schon stellen. Abermals über die Mauer klettern wollte ich nicht. Deshalb suchte ich eine Klingel, um mich bemerkbar zu machen.
Die fand ich auch.
Dicht unter den Rillen eines Lautsprechers entdeckte ich sie. Ein einfacher Knopf, der sich als dunkler Punkt vom an der Mauer klebenden Schnee abhob.
Ich drückte ihn.
Ob die Klingel im Haus anschlug, vernahm ich nicht. Jedenfalls mußte ich warten. Nach einer Weile, ich hatte noch dreimal nachgeschellt, hörte ich aus den Lautsprecherrillen ein kratziges »Ja, was ist?«
»Ich bin noch einmal zurückgekommen, Monsieur van Doolen. Bitte, öffnen Sie!«
»Wer sind Sie denn?«
»John Sinclair.«
Ein trockenes Husten wehte durch die Rillen. »Und was wollen Sie?«
»Mit Ihnen reden. Außerdem hatten wir einen kleinen Unfall. Ich brauche einen neuen Wagen, damit ich von hier wegkomme.«
»Was ist mit dem Stein?«
Es hatte keinen Sinn, ihm die Wahrheit zu verschweigen, Jane hätte sie ihm sicherlich berichtet. Deshalb bekam er gleich die richtige Antwort.
»Ich habe die Träne des Teufels noch.«
»Wirklich?«
»Wenn ich es Ihnen sage.«
»Und ich bekomme ihn zurück?« Sogar durch die Rillen hörte ich das Lauern in seiner Stimme.
Einer direkten Antwort wich ich aus, sondern sagte nur: »Öffnen Sie, bitte!«
Das tat er. Das Tor schwang ein Stück nach innen. Mehr schaffte auch der Motor nicht. Der Schnee lag einfach zu hoch. Ich wuchtete mir Jane über die Schulter und betrat abermals das Grundstück des Makler Hendrik van Doolen.
Diesmal ging ich nicht quer durch das Gelände, sondern hielt mich dort, wo ich den Weg vermutete.
Jane begann, sich wieder zu rühren. Ich hörte sie irgend etwas murmeln, aber ihr Zustand hielt zum Glück so lange an, bis ich das Haus erreicht hatte.
Auf der Treppe wäre ich fast noch gefallen.
Van Doolen stand auf der Türschwelle. Er hatte überall im Haus Licht gemacht. Sein rechter Arm hing nach unten. Der Stumpf schimmerte am Rand so schwarz wie das Gesicht der Hexe Wikka. Die Augen nahmen einen erstaunten Ausdruck an, als van Doolen erkannte, daß ich noch einen »Gast« mitbrachte.
»Davon haben Sie mir nichts gesagt!« regte er sich auf.
Ich passierte ihn wortlos, ging vor bis zu einem Sessel und ließ Jane dort von der Schulter rollen.
Sie fiel in das Sitzmöbel, federte nach, und ihr Kopf schlug gegen die Nackenstütze, denn so etwas Ähnliches hatte der Sessel auf zu weisen.
»Wer ist das?« fragte van Doolen und deutete mit seiner gesunden Hand auf die ehemalige Detektivin.
»Das ist Jane Collins.«
»Die kenne ich nicht.«
»Macht auch
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