0307 - Abrechnung mit Jane Collins
auf.
»Mann, bist du breit?« Er stand da und staunte mich an.
»Was, bitte?«
»Breit! Betrunken, besoffen. Oberkante - Unterlippe…« Er nickte.
»Verstehst du?«
»Ja, natürlich verstehe ich. Aber ich bin nicht betrunken. Ich habe nur etwas gegen den Schädel bekommen. So, und nun gehen Sie wieder zurück, mein Herr.«
»Du willst dich wohl vor dem Zahlen drücken, wie? Das schmier dir mal von der Backe ab. Ich kenne die Spielchen. Erst unter Schock alles zugeben und später, wenn man wieder normal denken kann, mit dem Anwalt angerannt kommen.« Er tippte gegen seine breite Brust.
»Nicht mit mir, ihr beiden. Ich will eure Adressen haben, ich will die Führerscheine sehen, die Versicherungen…«
»Halten Sie den Mund!« sagte ich. Ich konnte diese wütende Stimme einfach nicht mehr hören. Meinen Kopfschmerzen tat das nicht gerade wohl. Zudem dachte ich an Jane Collins, und auch mein Freund Suko fiel mir ein, den ich in den letzten Minuten noch nicht gesehen hatte. Er schlug sich wahrscheinlich irgendwo mit der Hexe herum.
»He, du willst mir doch nicht…?« Der Fahrer war wütend und wollte mich packen.
Er hätte mich sicherlich in meinem Zustand in den Boden stampfen können, aber da war noch Mandra, der in diesen Augenblicken wie ein Leibwächter agierte.
Bevor mich der Fahrer erwischen konnte, hatte der Inder bereits reagiert. Sein rechter Arm schnellte vor. Mit der flachen Hand hieb er gegen die Brust des Kerls, und der kippte zurück. Es war glatt. Schon setzte er sich auf den Hosenboden.
Jetzt wurde er richtig wütend. Wie eine Giftschlange schnellte er wieder hoch.
Mandra trat ihm die Beine weg.
Prompt saß er wieder. Was so lustig aussah, entwickelte sich zu einer ernsten Angelegenheit, denn der Fahrer holte das nächste Argument aus dem Gürtel.
Es war ein Schlagstock aus Hartgummi. Ein verdammt übles Ding, das er dem Inder über den Schädel ziehen wollte. Bevor der Hieb Mandra treffen konnte, kam der Inder mit der Faust durch.
Mein Freund aus Asien überragte selbst den Fahrer noch, und die Faust donnerte haargenau unter die Kinnspitze. Man nennt so etwas in der Boxersprache einen klassischen K.o.
Zum dritten Mal ging der Fahrer zu Boden. Sein Blick wurde leicht glasig. Der Mann selbst schwankte wie das berühmte Rohr im Wind, aber er kippte nicht um.
Ich holte tief Luft, dabei nickte ich Mandra zu. Inzwischen hatte ich mich wieder ein wenig erholt. Der kalte Wind blies in mein Gesicht und trocknete allmählich die Nässe auf der Haut.
Die Sache war erledigt. Wir konnten uns nun wichtigeren Dingen zuwenden. Die hießen Suko und Jane Collins.
Ein wenig schwerfällig drehte ich mich in die Richtung, in die beide gelaufen waren.
Ich schaute über ein weites Schneefeld und sah auch die beiden Personen, um die es ging.
Suko und Jane standen auseinander. Zwischen ihnen befand sich eine glatte Fläche. Der Chinese rührte sich nicht, ebensowenig wie Jane.
Sie stand leicht geduckt auf dem Fleck, hielt die gefesselten Hände vorgestreckt. Zwischen den Fingern der Rechten erkannte ich die Träne des Teufels, diesen so wertvollen Diamanten, und die ehemalige Detektivin schrie dem Inspektor die nächsten Worte entgegen.
»Ich habe ihn! Ich habe die Träne des Teufels! Und nun gib acht, was ich damit alles anstellen kann, du verfluchter Chinese…«
Niemand von uns wußte, woher der Stein genau kam und welche Kräfte in ihm steckten. Vielleicht war es Jane Collins bekannt, wenn sie schon so sprach.
Auch mein Freund und Kollege hatte die Worte vernommen. Er drehte den Kopf und schaute in unsere Richtung. Dabei griff er unter seine Jacke und holte die Beretta hervor.
Für einen gezielten Schuß reichte die Distanz zwischen ihm und Jane immer. Suko würde schießen. Diesmal konnte ich ihn nicht davon abhalten. Er war eigentlich dagegen gewesen, daß ich Jane aus dem Wagen herausholte. Mich hielt er für befangen, wenn es gegen die ehemalige Detektivin ging. Das war ich auch irgendwie.
Dennoch warnte Suko die Detektivin. »Laß den Stein fallen, Jane Collins!« schrie er.
»Nein! Nie!«
»Wirf ihn weg!«
Jane tat das Gegenteil. Sie breitete sogar noch die Arme aus. Die Lage spitzte sich dramatisch zu. Sie stand gewissermaßen auf des Messers Schneide.
Ich hielt Suko mit meinen Blicken genau unter Kontrolle und sah auch, wie er seinen Schußarm ein wenig senkte. Für mich ein Zeichen, daß er Jane Collins nicht vernichten, sondern wahrscheinlich nur kampfunfähig schießen
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