0307 - Abrechnung mit Jane Collins
gegangen wie die sieben Dolche und Wikka.
Aber Mandra Korab war noch da! Und er hatte Suko helfen wollen.
Wenn er weiterrannte, brachte er sich ebenfalls in diese schreckliche Gefahr.
Das wollte ich nicht.
Mandra mußte mitbekommen haben, was mit Suko geschehen war.
Dennoch ließ er sich nicht aufhalten. Es war auch kein normales Rennen bei ihm, sondern mehr ein Schlagen der Beine, denn oft genug rutschte er nach hinten oder zur Seite weg.
Ich warnte ihn noch einmal. »Mandra, nicht!«
Auch Jane hörte das Schrillen meiner Stimme. Sie schüttelte den Kopf und brüllte dagegen. »Laß ihn nur kommen, laß ihn nur kommen!«
In ihre Antwort hinein vernahm ich auch Mandras Schreien. »Ich will die Dolche! Ich will die Dolche haben!«
Es war zum Verrücktwerden. Diesmal konnte selbst ich meinen indischen Freund nicht verstehen. Er war so auf seine Waffen fixiert, daß er alles andere vergaß.
Ich hielt ihn nicht auf. Nicht mit Worten und auch nicht mit Taten, denn ich war einfach zu geschwächt, um mich so bewegen zu können, wie es eigentlich nötig gewesen wäre.
Mein Gang glich mehr einem Taumeln. Der Boden war glatt wie Seife, die Sohlen rutschig. Bei jedem Schritt hämmerte es in meinem Schädel.
Da zuckten Blitze hin und her, als würde sich dort ein Gewitter austoben. Manchmal sah ich Mandra und Jane nur mehr als verschwommene Gestalten, dann wieder klar, und ich erkannte, daß mit dem Inder das gleiche wie mit meinem Freund Suko geschah.
Seine Füße besaßen schon keinen Kontakt mehr zum Boden. Eine für mich nicht faßbare Kraft hatte sie hochgerissen. Der Inder schlug mit den Beinen um sich. Manchmal bewegte er sie auch wie ein Schwimmer, und wie zuvor bei Suko drang auch aus seiner Kehle ein gellender Schrei. Ein Ruf des Schmerzes, des Entsetzens, der mir, dem Angeschlagenen, tief unter die Haut ging.
Auch Mandra wurde kleiner.
Innerhalb von Sekunden schmolz seine Gestalt zusammen. Er wurde zu einem Winzling, der Kurs auf den verfluchten Stein in der rechten Hand der Hexe nahm.
Ich konnte es nicht fassen.
Gleichzeitig wurde ich an ein Abenteuer erinnert, das Suko und ich vor Jahren in der Mikroweit erlebt hatten. Dort waren wir auch gefangen gewesen und hatten gegen Belphegor kämpfen müssen. [1]
Einen ähnlichen Vorgang erlebte ich hier auch, nur war ich diesmal nicht beteiligt.
Die Szene war für mich kaum faßbar und auch kaum zu beschreiben.
Da verschwand ein Mensch, zur Winzigkeit geschrumpft, in der Handfläche einer Frau.
Der Stein darin war kaum zu sehen. Man mußte schon wissen, daß es ihn gab.
Im nächsten Augenblick war auch von Mandra Korab nichts mehr zu erkennen.
Weg, aufgesaugt.
Es gab nur mehr zwei Personen.
Jane Collins und mich!
Sie schmetterte mir ihr gellendes Lachen entgegen. Triumph, Häme, das alles schwang darin mit, und ich sah das Leuchten ihrer Augen.
»Jetzt, Sinclair, sind wir allein auf weiter Flur. Nur wir beide«, fügte sie hinzu. »Nur wir beide…«
Ja, sie hatte recht. Der Fahrer des Lastwagens zählte nicht. Es gab wirklich nur uns. Daß Jane für mich das gleiche Schicksal vorgesehen hatte wie für Mandra und Suko, lag auf der Hand. Auch mich wollte sie aus dem Weg haben, und sie hatte einen angeschlagenen Gegner vor sich.
Wie oft hatte ich auf das Duell zwischen uns gewartet. Von einem Herbeisehnen war zwar nicht die Rede gewesen, aber ich hatte gewußt, daß es eines Tages so kommen würde.
Nun standen wir uns gegenüber.
Sie kam näher. Es war kein normales Gehen, eher zu vergleichen mit einem lauernden Schleichen. Manche Raubtiere bewegten sich so, kurz bevor sie ein Opfer schlugen.
Wie auch Jane Collins!
Verzerrt war ihr Gesicht. Lauernd der Ausdruck ihrer Augen. Sie wußte um ihre Stärke, und die Lippen hatte sie zu einem Lächeln gekräuselt. Das konnte ich auch in der Nacht erkennen. Es war zwar nicht taghell, doch der Schnee reflektierte das Mondlicht. Er schuf eine kalte, klare Atmosphäre, in der Einzelheiten und Konturen sich sehr deutlich abhoben.
Wie standen meine Chancen?
Wenn ich genauer darüber nachdachte, nicht besonders gut. Dieser Stein, der auch den Namen Träne des Teufels trug, barg eine besondere Kraft in sich, der ich nichts entgegensetzen konnte. Ich wußte nicht, wie ich ihn zerstören oder packen konnte. Seine Kräfte waren für mich ein unerforschtes Terrain.
Ich war stehen geblieben. Jeden Schritt merkte ich als Echo in meinem Schädel. Aus diesem Grunde war es besser, wenn ich die ehemalige Detektivin
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