0308a - Jazz-Trompeten zum Begräbnis
Falschmünzer.«
Kurz nach zwölf beschlossen wir, in einem kleinen Restaurant an der Ecke zu lunchen.
Wir waren im Begriff, das Büro zu verlassen, als das Telefon auf Morrissons Schreibtisch klingelte.
Unser Kollege nahm den Hörer ab, meldete sich und lauschte. Schließlich sagte er: »Okay. Kommen Sie so schnell wie möglich. Die Adresse wissen Sie, ja? Okay. Wir warten hier auf Sie.«
Morrisson legte den Hörer auf die Gabel zurück und blickte uns zufrieden an.
»Der Mann, der eben angerufen hat, ist ein ehemaliger Bekannter Yvonne Winters. Er sagte, er hätte heute in der Zeitung von der Ermordung seiner ehemaligen Freundin gelesen und dann unseren Aufruf gesehen. Er hätte uns interessante Dinge zu erzählen. In einer halben Stunde ist er hier.«
»Donnerwetter«, sagte ich. »Da bemüht man sich und stellt die tollsten Ermittlungen an, hat keinen Erfolg, greift zum letzten Mittel und bekommt das Gesuchte wie auf dem Tablett serviert. Wie heißt der Mann?«
»Ich glaube, Steve Buster. Genau habe ich den Namen nicht verstanden.«
Wir warteten, und wir saßen dabei wie auf heißen Kohlen.
Es verging eine halbe Stunde.
Es wurden vierzig Minuten.
Dann hörten wir, wie jemand ins Vorzimmer trat und wie die Sekretärin ihn empfing.
Morrisson holte den Mann herein.
Es war ein großer schlanker Mittvierziger mit braungebranntem Gesicht. Durch sein dichtes schwarzes Haar zogen sich graue Fäden. Beim Lächeln zeigte er blitzende weiße Zähne. Er trug einen maßgeschneiderten blauen Anzug, eine Nelke im Knopfloch und eine große grüne Sonnenbrille in der Linken. Seine weiße Krawatte hatte rote Tupfen.
Morrisson stellte uns vor.
Er hatte sich am Telefon nicht verhört. Der Mann, hieß tatsächlich Steve Buster und war Chef eines Architekten-Büros.
»Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte Morrisson und wies auf den Besuchersessel. »Hier sind Zigaretten.«
Buster bediente sich, nachdem er sich niedergelassen und die Beine übereinandergeschlagen hatte.
Er hatte eine angenehme Baritonstimme und hielt sich nicht lange bei der Vorrede auf.
»Ich war entsetzt, als ich heute Morgen von Yvonnes Ermordung las«, sagte er. »Sie war eine reizende Person, und ich habe oft bedauert, dass es mit uns beiden damals nichts geworden ist. Das war vor etwas mehr als einem Jahr. Ich lernte Yvonne in der Sundown Bar kennen und verabredete mich mit ihr. Im Gegensatz zu vielen anderen Bardamen war sie ziemlich unnahbar. Ich bekam fünf Mal einen Korb, dann, nachdem ich ihr mehrfach Blumen geschickt hatte und schon fast ein Stammgast in der Sundown Bar geworden war, willigte sie ein und traf sich mit mir.«
»Wo?«, wollte Phil wissen.
»Das erste Mal in einer Cafeteria am Sunset Strip.«
»Sie trafen sich öfter?«, fragte Phil.
»Ja. Bald sogar täglich.«
»Wie lange waren Sie mit ihr befreundet?«
»Fast ein halbes Jahr. Ich hatte vor, sie zu heiraten.«
»Und warum ist das nichts geworden?«
Diese naheliegende Frage schien Steve Buster unangenehm zu sein. Er rutschte in seinem Sessel hin und her und fingerte nervös an seiner Krawatte herum.
»Ja, wissen Sie, das ist eine schlimme Geschichte, die ich bis heute noch nicht richtig verstehe.«
»Wieso? Benahm sich Yvonne Winter so sonderbar?«
»Nein. Sie eigentlich nicht. Es lag an meiner Frau.«
»Ihrer Frau?«
»Ja, ich war verheiratet.«
»Zu dem Zeitpunkt, da Sie Yvonne Winter kennenlernten und mit ihr befreundet waren?«
»Ja«. Er blickte uns unsicher an und zögerte einen Augenblick, bevor er fortfuhr: »Ich weiß, es ist nicht sehr anständig - mein Verhalten. Aber ich muss vorausschicken, dass ich sehr unglücklich verheiratet war.« Er nagte an der Oberlippe, gab sich dann einen Ruck und sagte: »Es hat ja keinen Sinn, wenn ich es verschweige. Am besten, ich erzähle Ihnen alles. Ich erscheine dabei nicht im besten Licht. Aber das ist mir egal. Ich will helfen,Yvonnes Mörder zu finden. Ich habe Yvonne sehr geliebt.«
»Erzählen Sie!«
»Ich war seit zehn Jahren verheiratet, als ich Yvonne kennenlernte. Meine Ehe war nicht glücklich. Ich hatte meine Frau nur geheiratet, um zu Geld zu kommen. Es war eine reine Jagd nach der Mitgift und keine Liebesheirat. Ich brauchte damals Geld, um meine Pläne zu verwirklichen. Meine Frau hatte es. Sie stammte aus reichem Haus. Mit dem Geld, das sie in die Ehe mitbrachte, konnte ich mir ein Architektenbüro einrichten. Ich hatte Erfolg. Es ging 52 steil bergauf. Aber meine Frau merkte bald, dass ich für sie
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