0308a - Jazz-Trompeten zum Begräbnis
geben, muss sie also auch zwei Jahre vor ihrem Eintritt in der Sundown Bar einen ähnlichen Job ausgeübt haben. Vielleicht weiß dort der Arbeitgeber mehr über sie.«
»Dann müssen wir jede einzelne Kneipe abklappem«, sagte Morrisson, der an unserem Gespräch teilnahm. »Zu diesem Zweck müssen wir die Detectives der Stadtpolizei einschalten. Dann ist das innerhalb von 24 Sunden zu schaffen.«
»Okay«, sagte ich. »Veranlassen Sie das Nötigste.«
Einen Tag später waren die Manager und Personalchefs aller Bars, Hotels und sonstiger Kneipen in und rund um Los Angeles befragt worden. Wir hatten jedem der Detectives zusätzlich ein Foto von Yvonne Winter mitgegeben.
Aber einen Erfolg brachte uns diese Riesenaktion nicht.
Niemand erinnerte sich an sie.
In der Zwischenzeit hatte ich mich mit sämtlichen Zeitschriften- und Illustrierten-Verlagen in Verbindung gesetzt, die jemals ein Foto oder eine Zeile Text über die Miss-Anwärterin Helen Winter gebracht hatten. Leider hatte auch ich keinen Erfolg. In den Archiven der Redaktionen fand sich nichts über die Frau. Sie war niemals Schönheitskönigin gewesen, sondern hatte immer nur einen vierten, fünften oder sechsten Platz belegt. Folglich war sie niemals groß herausgestellt worden, und man hatte sich auch nicht um ihre Lebensgeschichte gekümmert.
Nach drei Tagen konnten wir also feststellen, dass unsere Ermittlungen wie ein Schlag ins Wasser waren.
An diesem Abend saßen wir zu dritt, Phil, Morrisson und ich, im FBI-Büro, schlürften schwarzen Kaffee und starrten düster vor uns hin.
»Ich werde das Gefühl nicht los, dass es zwischen Helen und Yvonne Winter eine Verbindung gibt«, knurrte Phil. »Und diese Verbindung ist der Schlüssel zu dem Verbrechen an der Silberhaarigen.«
Ich nickte. »Wir haben nur noch eine Möglichkeit, um uns Gewissheit zu verschaffen.«
»Und was hast du vor?«
»Gehen wir einmal von der Tatsache aus, dass Helen und Yvonne Winter Geschwister sind und dass Helen das leugnet, weil sie befürchtet, sonst zu Recht oder zu Unrecht, in den Mordfall verwickelt zu werden. Wäre es nicht möglich, dass Yvonne während der langen Zeit ihrer Bardamen-Tätigkeit einen Mann kennen lernte und ihm erzählt hatte, dass Helen ihre Schwester sei. Vielleicht hat sie ihm über Helen sogar etwas erzählt. Etwas, das Helen belastet. Wie wäre es, wenn wir diesen Mann jetzt plötzlich auftauchen lassen.«
»Das ist mir noch nicht ganz klar«, schaltete sie Morrisson ein.
»Ich stelle mir das so vor«, begann ich. »In den Zeitungen veröffentlichen wir einen Aufruf. Das FBI bittet um Mitarbeit. Wer kennt Yvonne Winter. Der Betreffende soll sich melden und so weiter.«
»Ja und?«
»Dann lassen wir jemanden bei Helen Winter anrufen. Dieser Jemand ist Mister X, der Yvonne Winter gut kannte. Ihm hat sie etwas über ihre Schwester Helen erzählt. Als Mister X jetzt von dem Mord an Yvonne erfuhr und von dem Aufruf, da erinnerte er sich an das Erfahrene und folgert messerscharf, dass Helen ein Motiv hatte und mit dem Mord etwas zu tun hat. Jetzt ruft er sie also an und fragt sie danach. Wenn Helen Winter Grund hat, etwas zu verbergen, wird sie sich mit dem Mann erst einmal in Verbindung setzen. Vielleicht versucht sie sogar, ihn zu beseitigen. Diese Möglichkeit müssen wir ihr scheinbar einräumen, indem sich unser Mann mit ihr verabredet.«
»Der Plan«, sagte Phil, »setzt voraus, dass Yvonne Winter und ihr Freund Mister X in letzter Zeit nicht mehr zusammen waren. Denn sonst hätte der Freund ja sofort nach dem Mord Verdacht geschöpft und sich an Helen Winter gewandt. Hatte dir Yvonne nicht von einem Bekannten erzählt, den sie im Moonbeam an dem Abend treffen wollte, an dem sie sich dann in deinen Wagen setzte?«
***
Am nächsten Morgen erschien in allen Morgenzeitungen von Los Angeles ein groß aufgemachter Aufruf des FBI. Er war innerhalb der Blätter gut platziert, und es gab eigentlich keine Möglichkeit, ihn zu übersehen.
»Wenn die Sache schiefgeht«, meinte Phil, als wir kurz vor dem Mittagessen bei Morrisson im FBI-Büro saßen, »dann müssen wir Helen Winter beschatten lassen. Vielleicht nimmt sie mit Walter Rutman irgendwann einmal Verbindung auf. Denn dass er die Morde verübte, dass er der Killer ist, darüber gibt es eigentlich keinen Zweifel mehr.«
»Natürlich nicht«, erwiderte Morrisson. »Fragt sich nur, in wessen Auftrag dieser Rutman mordet. Und dafür gibt es nur eine Erklärung: im Auftrag der
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