0308a - Jazz-Trompeten zum Begräbnis
nickte Morrisson zu und verließ den Drugstore.
Packham hatte sich an der Tür aufgestellt. Er schloss sie auf und ließ den Beamten hinaus.
Im gleichen Augenblick wurde Siegel von einem hünenhaften FBI-Beamten hereingeführt. Siegel hatte die Hände vor dem Bauch gefaltet. Ein heller Sommermantel war über sie gehängt worden, sodass man die Handschellen nicht sehen konnte.
»Und jetzt die Tür schließen und die Vorhänge zu«, kommandierte Morrisson.
Packham kam der Auforderung nach. Durch die hellen Vorhänge drang nur wenig Licht. Der Drugstore-Besitzer schaltete die Deckenleuchte ein.
Der Raum wurde von einem unangenehmen Zwielicht erfüllt.
Siegel wurden die Handschellen abgenommen.
»Sie wissen, was Sie zu sagen haben«, schärfte ich ihm ein.
Siegel nickte.
In diesem Augenblick wurde an die Eingangstür geklopft. Eine verwunderte Männerstimme war zu vernehmen.
Durch den Vorhang konnte man den Schattenriss einer breiten Gestalt erkennen, hinter der die Straße vom Licht der Sonne erfüllt war.
»Das ist Mister Cooper«, erklärte Packham leise. »Ein Stammkunde. Er kommt jeden Nachmittag um diese Zeit und trinkt einen Kaffee.«
Zwei Minuten vor fünf.
Morrisson äugte zur Telefonzelle. Sein Gesicht zeigte einen gespannten Ausdruck. Mit einer fahrigen Bewegung strich er sich übers Haar.
Siegel war bleich. Seine hellen, fast farblosen Augen lagen tief in den Höhlen.
Mister Cooper auf der Straße hatte seine Versuche aufgegeben, Packham herauszutrommeln. Sein Schatten entfernte sich, glitt für einen Augenblick am Schaufenster vorbei und war dann verschwunden.
»Und wenn er nun nicht anruft?«, flüsterte Siegel plötzlich. »Sie müssen mir glauben. Ich habe die Wahrheit gesagt.«
»Das wird sich in einer Minute erweisen«, antwortete ich und blickte auf die Uhr.
»Es ist fünf.«
Ich wandte mich an Packham. »Ist die Telefonzelle schalldicht?«
Er schüttelte den Kopf.
»Dann stellen Sie schnell das Radio an oder den Fernseher. Wenn der Kerl anruft und hier geisterhafte Stille herrscht, wird er misstrauisch.«
Aus dem Radio ertönte wenige Augenblicke später die sonore Stimme eines N achrichtensprechers.
Ich zog eine Packung Zigaretten hervor, zündete mein Feuerzeug an und hielt mitten in der Bewegung inne.
Das Telefon klingelte.
Packham trat in die Zelle und nahm den Hörer ab. Seine Hand zitterte leicht.
»Drugstore Packham, 174. Straße.«
Er lauschte einige Sekunden. Dann wandte er sich um und schluckte.
»Ist hier ein Mister Siegel?«
Ich gab dem Gangster einen Stoß in die Rippen und ging langsam zur Telefonzelle.
Packham reichte ihm den Hörer.
Siegel lauschte einige Sekunden. Und dann zog er die Tür der Telefonzelle hinter sich zu.
Wir sahen, wie er sprach. Wir sahen, wie sich die Spule des Tonbandgerätes drehte.
Wir verstanden nicht, was Siegel sagte. Aber wir konnten es riskieren, dass er sich mit dem Boss allein unterhielt. Denn jeder Atemzug wurde auf dem Tonband aufgenommen. Und Siegel würde es nicht wagen, den Boss zu warnen.
Es verging eine knappe Minute.
Dann legte Siegel auf.
Seine Hände zitterten. Auf seiner Stirn standen dicke Schweißtropfen.
***
Das Telefonat, das Siegel mit dem Boss geführt hatte, war nur kurz.
Siegel teilte seinem Gesprächspartner mit, dass die ersten 100 000 Dollar in echtem Geld bereitständen.
Der Boss hatte gefragt, wie viel Blüten dafür eingesetzt worden waren.
162 000 hatte Siegel geantwortet.
Wieso das in der kurzen Zeit möglich gewesen sei, hatte der Boss gefragt.
Durch einen glücklichen Umstand, war Siegels Antwort gewesen.
Was für ein glücklicher Umstand, hatte der Boss wissen wollen.
Daraufhin hatte Siegel von zwei alten Bekannten erzählt, die sich, ohne von dem ganzen Ausmaß des Geschäftes etwas zu ahnen, bereit erklärt hatten, das Falschgeld mit in Umlauf zu setzen.
Der Boss hatte Siegel einen verdammten Narren genannt und eingehängt.
***
Wir saßen in Morrissons Office und ließen das Tonband zum fünften Mal ablaufen.
»Es gibt keinen Zweifel«, sagte Phil. »Er ist es. Die dröhnende Stimme ist gar nicht zu verkennen. Obwohl das Tonband die Klangfarbe verändert. Dennoch… unverkennbar.«
»Was meinen Sie?«, fragte Morrisson und blickte mich an.
Ich nickte. »Phil hat recht. Auch ich habe den Mann bereits nach den ersten Sätzen erkannt. Es ist Tony Sabatino.«
»Das hieße, dass er der Boss der Falschmünzer ist.«
»Richtig. Und diese Feststellung erspart uns den Bluff mit
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