0308a - Jazz-Trompeten zum Begräbnis
ausgesprochen, als das Telefon klingelte.
Es war Tom Morrisson.
»Schon ausgeschlafen, Cotton?«, fragte er fröhlich.
»Noch nicht ganz«, sagte ich völlig ruhig, »mir fehlen noch zwanzig Minuten an einer erquickenden Schlafkur.«
»Macht nichts. Was ich Ihnen zu erzählen habe, wird Sie schnell munter machen.«
»Ich bin gespannt.«
»Wir haben die Falschmünzerei gefunden!«
»Wie?«
»Sie haben ganz richtig gehört. Die Falschmünzerei. Ein toller Betrieb übrigens. Die haben bestimmt schon Blüten im Wert von mehreren Millionen Dollar gedruckt.«
»Fleißige Leute.«
»Sehr richtig. Nur haben wir sie leider noch nicht.«
»Ihr Pech.«
»Aber die Fingerabdrücke haben wir. Wahrscheinlich von allen Beteiligten. Den Rest erzähle ich Ihnen unterwegs. Ziehen Sie sich an, Cotton. In zehn Minuten holte ich Sie vom Hotel ab.«
***
Im Norden von Los Angeles lag eine verlassene Farm. Sie gehörte niemandem. Die Ställe waren verfallen, die einzige Zufahrtstraße bestand nur noch aus Schlaglöchern, und der karge Boden rings um die Farm war steinig und brachte nur wenig Grün hervor.
Das ehemalige Farmhaus und die Stallungen waren von Wald umgeben.
In den Kellern war eine Falschmünzer-Werkstatt eingerichtet, wie man sie sich besser kaum vorstellen konnte. Die Anschaffungskosten der Maschinen hatten sich sicherlich auf eine enorme Summe belaufen. Es gab sogar eine ausreichende Stromversorgung. Wie wir später erfuhren, waren die Gebühren immer regelmäßig und rechtzeitig von einem Mister Sam Koger an das zuständige Elektrizitätswerk bezahlt worden. Sam Koger - das war natürlich ein Deckname. Wir hatten keine Ahnung, wer sich dahinter verbarg und auch keine Möglichkeit, den Betreffenden zu fassen.
Während wir im Morgengrauen nach Norden fuhren, erzählte uns Morrisson, dass ein Tramp die Falschmünzer-Werkstatt zufällig entdeckt hätte.
Der Landstreicher war in das Farmhaus eingestiegen, hatte es durchstöbert und war im Keller an eine mächtige verschlossene Bohlentür angelangt. Er hatte offenbar etwas Wertvolles dahinter vermutet und die Tür mit einer Brechstange in mehrstündiger Arbeit aus den Angeln gesprengt. Dann hatte er in dem riesigen Kellergewölbe die Falschmünzerei entdeckt.
Umgehend war der Tramp zur Stadtpolizei getrabt, die dem FBI von der sensationellen Entdeckung sofort Mitteilung machte.
***
Innerhalb von zwölf Stunden ergaben sich folgende Tatsachen: Die Maschinen in den Kelierräumen der Farm stammten aus einer Druckerei in Pasadena, die vor zehn Monaten pleite gemacht hatte. Ihr Besitzer war ein Mann namens Tony Sabatino.
Tom Morrisson verhörte ihn.
Dabei kam Folgendes zutage: Kurz vor dem geschäftlichen Zusammenbruch hatte Sabatino seine Maschinen verkauft an einen Mann namens Walter Rutman, ebenfalls Besitzer einer Offset-Druckerei. Rutman stammte aus Detroit und hatte sich aufgrund eines Inserats an Sabatino gewandt, das dieser in einer Fachzeitschrift veröffentlicht hatte. In dem Inserat wurden die Maschinen zum Verkauf angeboten. Rutman war nach Los Angeles gekommen und hatte sich mit Sabatino auf einen Preis von 600.000 Dollar geeinigt. Eine Woche später hatte Rutman die Maschinen mit Lastwagen abholen lassen. Zehn Männer, offensichtlich Fachpersonal, hatten die Maschinen abmontiert und verladen. Danach hatte Sabatina nichts mehr von Rutman gehört.
Die 600.000 Dollar waren pünktlich und wie vereinbart auf das Konto von Sabatinos Freundin Helen Winter überwiesen worden.
Unsere Spezialisten konnten auf den Maschinen insgesamt 49 verschiedene Fingerabdrücke feststellen.
Wie sich schnell herausstellte, stammten 38 Prints von den ehemaligen Angestellten Sabatinos.
Die verbleibenden elf Prints waren folglich von den Falschmünzern.
Wir hatten Glück. Alle elf Fingerabdrücke waren in der FBI-Zentralkartei in Washington registriert. Es handelte sich um Männer, von denen noch keiner ein Gewaltverbrechen begangen hatte. Alle aber waren vorbestraft wegen Falschmünzerei.
Eine Fahndungswelle lief an. Innerhalb von 48 Stunden waren alle verhaftet. Sieben in Los Angeles, zwei in New York, einer in einer kleinen Stadt in Texas und einer in Boston.
Es war ein glänzender Erfolg für das FBI.
Aber nur in dieser Hinsicht. Denn unsere Fahndung nach Walter Rutman blieb ohne Erfolg.
Niemand hatte in Detroit jemals von einem Mann dieses Namens gehört. Es gab keine Offset-Druckerei in Detroit, die einem Walter Rutman gehörte. Es gab dort auch keinen
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